Corona in KölnKönnen FFP2-Masken jetzt den großen Unterschied machen?

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Ein Apotheker hält zur Demonstration eine FFP2-Maske (Symbolbild)

Köln – Manche tragen inzwischen auch beim Einkaufen die besonders sicheren FFP2-Masken, andere binden lediglich einen Schal um. In Pflegeheimen, Krankenhäusern, Kitas und Schulen finden sich im wahrsten Sinne Flickenteppiche an Masken und hausinternen Regelungen. Welcher Mund-Nase-Schutz ergibt in welchem Bereich Sinn? Gibt es neun Monate nach Ausbruch der Pandemie für alle Einrichtungen ausreichend Masken? Und wie ist die Lage in Köln? Wir haben uns einen Überblick verschafft und mit vier Experten gesprochen.

Die Versorgungslage Alle Kölner Krankenhäuser und Träger von Senioren- und Pflegeeinrichtungen sind nach eigener Auskunft gut mit Schutzkleidung und Masken versorgt. Einen Engpass meldet neun Monate nach Ausbruch der Pandemie kein Träger mehr – auch die Kosten haben sich nach Mondpreisen von bis zu 25 Euro für eine FFP2-Maske am Anfang der Pandemie auf ein hohes, aber bezahlbares Niveau eingependelt. Nicht zertifizierte Masken Ein Ärgernis sind die vielen nicht zertifizierten FFP2-Masken, die bis heute an Kliniken, Heime und Praxen geliefert werden – so erhielt das Clarenbachwerk, das in Köln sechs stationäre Pflegeheime betreibt, jüngst 15.000 nicht zertifizierte FFP2-Masken samt eines freundlichen Begleitschreibens von Gesundheitsminister Jens Spahn. „Da haben wir uns doch sehr gewundert, zumal diese Lieferung kein Einzelfall war“, sagt Hans-Peter Nebelin, Geschäftsführer des Clarenbachwerks. Viele Ärztinnen und Ärzte erzählen von Lieferungen nicht zertifizierter Masken, auch von der Kassenärztlichen Vereinigung (KV). Jürgen Zastrow verteidigt das Vorgehen der KV: „Wir haben im Frühjahr große Mengen eingekauft, insgesamt 12 Millionen Masken. Das war eine Notmaßnahme. Erstmal waren wir froh, überhaupt welche zu haben“, so der KV-Vorsitzende: „Der TÜV hat unsere kn95-Masken als non-medical eingestuft, es ist aber nicht so, als würden die nichts taugen. Das ist eine Angstdiskussion.“ Einer Studie aus China zufolge liegt die Schutzwirkung nur knapp unter der von FFP2-Masken. Hingegen seien viele Masken mit „nicht zu verantwortenden Qualitätsstandards“ von Bundes- und Landesregierung beschafft und von der KV nur weitergeleitet worden. Unzufriedenen Ärzten macht Zastrow nun ein Angebot: „Wir bieten Praxen an, ihre kn95-Masken gegen FFP2-Masken einzutauschen.“

Gratis-Masken für Risikogruppen Ab dem 15. Dezember erhalten alle Menschen ab 60 Jahren, Menschen mit Vorerkrankungen und Frauen mit Risikoschwangerschaften jeweils 15 FFP2-Masken. Gesundheitsminister Spahn kündigte an, mit der Ausgabe noch im Dezember zu starten, um das Infektionsrisiko in der Weihnachtszeit zu verringern. Im Gegensatz zu den üblichen OP-Masken, die vor allem zur Vermeidung von Tröpfcheninfektionen auf Menschen in der Umgebung dienen, bieten die FFP-Masken sowohl Eigen- und Fremdschutz. Bei Masken mit Ventil ist der Fremdschutz geringer als bei jenen ohne Ventil. Wer eine FFP2-Maske trägt, gilt auch nach Kontakt mit einem positiv auf das Coronavirus Getesteten nicht als Kontaktperson ersten Grades – „dann greifen Quarantäneregeln“, erklärt Zastrow. In einem ersten Schritt sollen Menschen aus Risikogruppen drei kostenlose Masken in der Apotheke beziehen können. Dazu soll die Vorlage des Personalausweises oder ein Nachweis Eigenauskunft über die Zugehörigkeit zu einer Risikogruppe ausreichen. Diese Regelung soll laut Gesundheitsministerium bis 31. Dezember gültig sein. Thomas Preis, Vorsitzender der Kölner Apotheken, fürchtet Lieferengpässe und bittet seine Kunden, „nicht sofort in den ersten Tagen in die Apotheken zu kommen.“ Ab Neujahr sollen diese Menschen dann jeweils zwölf FFP2-Masken zu einem geringen Entgelt erhalten. Dafür bekommen sie zwei Coupons für jeweils sechs Masken von den Krankenkassen zugeschickt, um sie bei Apotheken einzulösen. Pro Coupon wird ein Eigenanteil von zwei Euro fällig.

Masken-Handhabung an Krankenhäusern In den Städtischen Kliniken und an der Uniklinik werden FFP2-Masken vor allem in den infektionssensiblen Bereichen verwendet: Obligatorisch auf den Corona-Stationen, bei der Behandlung von Patienten, deren Testergebnisse noch nicht vorliegen sowie im Umgang mit Intensivpatienten. Verteilt würden die FFP2-Masken aber an alle Bediensteten, teilen die Städtischen Kliniken mit. 

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Seit dem 2. November gilt ein allgemeines Besuchsverbot in den Kölner Kliniken. Die Städtischen Kliniken teilen mit, Besucher nach der Aufhebung des Besuchsverbots FFP2-Masken zu bitten, mitzubringen – verpflichtend sei das nicht. In den Krankenhäusern der Cellitinnen gilt in „patientennahen Bereichen“ eine FFP2-Maskenpflicht für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die Masken stellt der Arbeitgeber zur Verfügung. In den Krankenhäusern der Gesellschaft der Franziskanerinnen (GFO), die im Bergischen, Rhein-Sieg-Kreis, Rhein-Erft-Kreis, in Bonn und Langenfeld Kliniken betreibt, gibt es eine FFP2-Maskenpflicht für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, „um das Risiko für unsere Patienten und für unsere Mitarbeiter zu minimieren“, teilt eine Sprecherin mit. SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hält „OP-Masken auf normalen Stationen der Kliniken grundsätzlich für ausreichend. Es hat sich gezeigt, dass das Risiko von Ausbrüchen in Krankenhäusern vergleichsweise gering ist. Sinnvoll wäre eine FFP2-Maskenpflicht dagegen in Senioren- und Pflegeeinrichtungen“. 

Regelungen in Alten- und Pflegeheimen Jenseits der allgemeinen Maskenpflicht für Personal und Besucher ist die Maskenhandhabung in Kölner Pflegeeinrichtungen unterschiedlich geregelt. So verpflichten die Kölner Sozialbetriebe, mit mehr als 1000 Menschen in der Pflege der größte Träger der Stadt Köln, ihr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zum Tragen von FFP2-Masken. Bei den vielen anderen Trägern tragen die Bediensteten nur im Umgang mit Covid-19-Patienten die Masken mit hohem Schutz, im sonstigen Dienst herkömmliche Masken. Die Cellitinnen verpflichten ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zum Tragen von FFP2-Masken in bewohnernahen Arbeitsbereichen. Je nach Infektionslage bestehen die Verantwortlichen auch in Einrichtungen anderer Träger auf den Gebrauch von FFP2-Masken. „Ich würde mir den flächendeckenden Einsatz von FFP2-Masken in Pflege- und Senioreneinrichtungen wünschen“, sagt Karl Lauterbach. „Die Infektionszahlen ließen sich damit senken – und damit auch die Anzahl der Toten.“

Nutzung im Alltag „Es würde viel bringen, wenn möglichst viele Personen FFP2-Masken anziehen“, sagt Oliver Cornely, Infektiologe an der Kölner Uniklinik: „In ihr besteht für jeden einzelnen die Möglichkeit, einen zusätzlichen Beitrag zu leisten.“ Wie groß der Unterschied zu einem üblichen Mund-Nasen-Schutz im Alltag ist, lasse sich wegen der vielen unterschiedlichen Masken kaum sagen, „aber er ist da.“ Doch fehlende FFP2-Masken seien nicht der Hauptgrund für die hohen Zahlen: „Das größte Problem ist nicht die Qualität der Masken, sondern die Tatsache, dass nicht jeder seine Maske anzieht.“ In doppelter Hinsicht seien Menschen, die keine Maske tragen, mitverantwortlich für die Situation: „Sie riskieren, dass sie andere anstecken und sie sind ein schlechtes Vorbild, das Ansteckungsrisiko wird durch sie also vervielfältigt.“ An Schulen solle „jede Lehrerin und jeder Schüler eine FFP2-Maske bekommen“, so Cornely. Jürgen Zastrow sieht das etwas anders: „Ich halte FFP2-Masken an Schulen nicht für zwingend notwendig.“  

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