Corona-Krise setzt ihnen zuStadt unterstützt Kölner Bürgerhäuser mit 750.000 Euro

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Bürgerzentrum Ehrenfeld

Das Bürgerzentrum Ehrenfeld an der Venloer Straße.

Köln – Der Lockdown im Frühjahr hat auch bei den Bürgerhäusern und -zentren Spuren hinterlassen. Christian Rahmfeld, Leiter des Bürgerhauses Stollwerck, erinnert sich noch gut, als sein Haus schließen musste. Es war ein Freitagabend, als die entsprechende Verordnung aus Düsseldorf kam, und schon Samstag musste das Zentrum zumachen. Keine Theateraufführungen und keine Konzerte. Keine Seminare und keine Gastronomie. „Der Lockdown war ein richtiger Schock für ein Haus, das normalerweise 365 Tage im Jahr geöffnet ist“, sagt Rahmfeld.

Dass die Pandemie auch wirtschaftlich für die Bürgerhäuser eine Herausforderung ist, zeigen die Bilanzen, die im Hauptausschuss des Stadtrats am Montag präsentiert wurden. In einem Papier zeigt die Verwaltung, dass die 14 Bürgerhäuser 2020 voraussichtlich ein Defizit von 1,2 Millionen Euro erwirtschaften werden.

Stadt Köln spannt Rettungsschirm

Mit 750.000 Euro liegen die zehn Bürgerhäuser der freien Träger im Minus, die vier städtischen Zentren (Stollwerck, Deutz, Kalk und Chorweiler) weisen einen Fehlbetrag von 450.000 Euro auf. Die Stadt spannt nun einen Rettungsschirm, der das Defizit der freien Bürgerhäuser auffangen soll. Das Bürgerzentrum Ehrenfeld erhält 206.000 Euro, das Stollwerck 186.000 Euro, Chorweiler 163000 Euro, die Alte Feuerwache 112.000 Euro, der Altenberger Hof in Nippes 106000 Euro und der Engelshof in Porz-Westhoven 102.000 Euro. Geringere Beträge gehen an die kleineren Einrichtungen wie Vingst (7000 Euro), Finkenberg (9000 Euro) und Deutz (17.000 Euro). Der Hauptausschuss hat dem Papier zugestimmt.

„Der Rettungsschirm ist ein Segen“, freut sich die Leiterin des Altenberger Hofs, Helga Gass. Denn zwei Drittel seiner Einnahmen muss das Bürgerhaus, das vom Verein „Zug um Zug“ getragen wird, selbst erwirtschaften, ein Drittel finanziert die Stadt. „Viele Einnahmen sind weggebrochen und werden noch wegbrechen.“ Stattdessen seien die Ausgaben gestiegen, weil der Altenberger Hof im Sommer etwa eine Ferienbetreuung für Kinder und Jugendliche angeboten habe. Zehn Jobs hängen am Bürgerzentrum, zeitweise musste Gass ihre Kollegen in Kurzarbeit schicken.

Keine Einnahmen in der Corona-Pandemie

Freude auch bei Hermann Minke, dem Vorsitzenden des Trägervereins Bürgerzentrum Engelshof. „Wir sind froh, dass das mit dem Rettungsschirm geklappt hat“, sagt er. Seit der Eröffnung des Zentrums sei das Haus noch nie so lange wie während Lockdowns im Frühjahr geschlossen gewesen. Ohne die Hilfe der Stadt würde alles wohl noch schlimmer kommen. Denn 200.000 Euro muss der Verein selbst finanzieren. Das ist in Corona-Zeiten sehr schwierig, weil auch Mieten und Einnahmen durch Veranstaltungen im Engelshof durch Lockdown und Pandemieauflagen schwinden. „Ohne den Zuschuss hätten wir kaum weitermachen können“, sagt Menke. Wie es weitergeht, ist unklar. „Wenn wir eines aus Corona gelernt haben: Man kann nur auf Sicht fahren“, sagt Helga Gass vom Altenberger Hof. Die ersten Kabarettveranstaltungen laufen bereits, aber unter Schutzbestimmungen. „Derzeit schreiben wir mit jeder Veranstaltung rote Zahlen.“

Wo früher 320 Menschen eine Show sahen, dürfen nun 50 Gäste zusehen. Christian Rahmfeld vom Stollwerck fürchtet, dass Beschränkungen im Karneval dem Zentrum die Bilanz verhageln. Allein die Immi-Sitzung war in der vergangenen Session zwei Dutzend Mal im Bürgerhaus zu Gast. Alle Veranstaltungen waren ausverkauft. „Wenn die nicht kommen, wird es schwierig“, so Rahmfeld. Immerhin: Sein Haus wird über den Haushalt der Stadt finanziert.

Hermann Minke vom Engelshof lässt zunächst den Ausbau eines Raums, der eigentlich für Veranstaltungen vorgesehen war, ruhen. Möglicherweise sollen dort nun Künstlerateliers entstehen.

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