Dauer-Problem mit Kölner MuseumNeuer Anlauf für undichtes Kolumba

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Die betroffene West- und Südseite des Kolumba 

Köln – In dieser jahrelangen Geschichte von Versuch und Irrtum geht es nicht um irgendein Museum, nicht um irgendeinen Architekten. Es geht um das Kolumba, eines der spektakulärsten Gebäude in Köln, entworfen von Architekt Peter Zumthor, einem der Stars der Branche, Gewinner des Pritzker-Preises 2009, dem „Oscar“ der Architektur.

Unter anderem die „Welt“ hatte das Kolumba nach seiner Eröffnung 2007 gewürdigt: „Das neue Diözesanmuseum ist eines der besten Beispiele moderner Architektur in Köln geworden und zugleich eines der schönsten neuen Museen des Landes.“

Doch auch 15 Jahre nach der Eröffnung hat das Kunstmuseum des Erzbistums Kölns ein profanes Problem: Es ist seit etwa zehn Jahren nicht wasserdicht – und alle Versuche, das zu ändern, scheiterten bislang. Dazu zählte auch, dass Kolumba per Gerüst teils einzuhüllen, damit die Wände einmal trocknen können. Jetzt startet ab Oktober der nächste Anlauf für die Sanierung.

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Die neue Idee ist eigentlich eine alte: Schon 2018 überlegten Erzdiözesanbaumeister Martin Struck und seine Kollegen, die gesamten Fassaden der West- und Südseite mit einer speziellen Schutzschicht wasserdicht zu machen, damit der Lehmputz im Inneren nicht feucht wird und nach unten fällt.

Nur die West- und Südseite machen Probleme aufgrund der Witterung samt Schlagregen, die Fassade nimmt mehr Wasser auf als sie in Trockenzeiten abgibt. Das Wasser dringt ins Innere ein – trotz der bis zu 60 Zentimeter dicken Backsteinwände und eines eigens für das Kolumba entworfenen Ziegels aus Dänemark. Auch Hochschulen aus Köln und Dresden waren an dem Prototyp beteiligt. Keiner hatte das Problem kommen sehen.

Daten & Fakten zum Kolumba

1853 wurde das Diözesanmuseum Köln vom Christlichen Kunstverein gegründet, unter anderem am heutigen Roncalliplatz hatte es seinen Sitz. 1989 ging das Museum in die Trägerschaft des Erzbistum Köln über. Im Museum sind zweitausend Jahre abendländischer Kultur in einem Haus zu erleben.

1996 ging das Erzbistum den Neubau an, 166 Architekten nahmen an dem Wettbewerb teil, Peter Zumthor setzte sich unter den zwölf verbliebenen Architekten 1997 mit seinem Entwurf durch. 2003 wurde der Grundstein gelegt, 2007 eröffnete das Museum. Kosten: 43,4 Millionen Euro.

Das Besondere: Zumthor nutzte den Grundriss und die Mauerreste der im Krieg zerstörten Kirche St. Kolumba, um darauf zu bauen. Er bezog die Kapelle „Madonna in den Trümmern“ von Gottfried Böhm aus dem Jahr 1950 ebenso ein wie die archäologische Ausgrabung (1973 bis 1976). (mhe)

Doch letztlich entschieden die Verantwortlichen sich vor vier Jahren dagegen, die kompletten Fassaden per Schicht zu schützen, sie beließen es bei den Fugen. Das Verfahren heißt Hydrophobierung. Zudem führten die Spezialisten Zement-Injektionen durch.

Ausstellungsstücke sind nicht betroffen

Doch jetzt ist klar: Das reicht nicht. Nun will Struck nach Absprache mit Experten und Zumthor die beiden Fassaden mit Ausnahme des Lochmauerwerks und der unteren Bereiche mit der Schicht schützen. Struck sagt dem „Kölner Stadt-Anzeiger“: „Wir müssen den Lehmputz trocken bekommen. Ich bin guten Mutes, dass das nun gelingt.“ Ausstellungsstücke sind laut Struck durch die Probleme mit dem Wasser nicht gefährdet.

Das Wasser soll laut Struck später an der Fassade abperlen, die Schicht sehe man nicht. Architekt Zumthor wollte sich auf Anfrage aktuell ebenso nicht äußern wie der dänische Ziegelhersteller Petersen Tegl. Museumsdirektor Stefan Kraus hatte 2016 über die Probleme der besonderen Architektur gesagt: „Wenn man einen Prototyp baut, muss man damit leben, dass nicht alles funktioniert.“ Man mache niemandem einen Vorwurf.

Kommt die große Lösung?

Im Herbst folgt also der nächste Versuch, dieses Mal in größerem Umfang. Scheitert er, könnten noch größere Lösungen anstehen. Struck spricht unter anderem eine „intelligente Verkleidung“ an. Laut Struck ist das aber noch sehr weit weg und müsste ohnehin mit Architekt Zumthor besprochen werden, weil es „das Antlitz des Kolumbas“ verändern könnte

Aktuell hat das Kolumba zunächst die Arbeiten für die Hydrophobierung der West- und Südfassaden ausgeschrieben. Im Oktober sollen die Arbeiten starten, möglicherweise braucht es kein Gerüst, sondern es könnte mittels Hubgeräten funktionieren.

Methode hat Risiken

Dass das Thema Hydrophobierung ein sensibles in Köln ist und Risiken hat, weiß Struck. In der Vergangenheit hatte er auf der Internet-Seite des Kolumbas unter anderem geschrieben: „Eine vollflächige Abdichtung, die sogenannte Hydrophobierung als irreversible Maßnahme, birgt das Risiko langfristiger Steinzerstörung bei Hinterlaufen und Frostsprengung.“

Als Negativ-Beispiel dient der Fall rund um die Figuren am Rathaus-Turm. Die Stadt Köln hatte Anfang der 2000er-Jahre mehr als hundert Figuren am Rathausturm mit einer Lösung aus Acrylharz tränken lassen. Das ging fürchterlich schief, sie musste sie erneuern lassen.

Gutachter Thomas Lehmkuhl sagte damals: „Alle Figuren müssen abgebaut werden. Sie stellen eine Verkehrsgefährdung dar. Durch die präventive Tränkung mit Acrylharz über mehrere Tage und Wochen sind sie so hart geworden, dass sie reißen mussten. Eine Restaurierung ist nicht möglich."

Struck: Material besser als früher

Struck kennt diese Geschichte – weist aber auch auf die Unterschiede hin. Erstes habe sich das Material der Beschichtung mittlerweile weiterentwickelt, es lasse auch wieder etwas Wasser hinaus.

Und zweitens ist laut Struck das Porengefüge des Backsteins besser geeignet, „es kommt nicht sofort zum Bruch“. Zudem gebe es in Köln mittlerweile seltener wirklich lange Frostperioden mit sehr niedrigen Temperaturen.

Aber was ist, wenn auch die neueste Episode der Versuchsanordnung letztlich nicht taugt? Dann ist es laut Struck wieder eine Option, auf der West- und Südseite ein Viertel der 60-Zentimeter-Wand vorübergehend abzunehmen. Es ist eine aufwendige Lösung, bei der zwischen Innen- und Außenteil der Fassade eine Abdichtung eingearbeitet wird, um dann den Ziegel wieder aufzutragen. Struck sagt zu dieser Option: „Das müsste man untersuchen.“

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