Satirischer WochenrückblickEine Quote gegen die Platzangst

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  • Über Köln und die Kölner kann unser Autor Peter Berger manchmal nur den Kopf schütteln – oder schallend lachen.
  • In seiner satirischen Köln-Kolumne „Die Woche”, in der er die Nachrichten der vergangenen sieben Tage humoristisch verarbeitet.
  • Warum die Kölner im Kampf um den knappen Straßenraum eine Fortbewegungsquote brauchen.

Köln – „Werd’ schon grün, blöde Ampel“, schimpft das Mädchen auf dem Kinder-Rädchen an der Inneren Kanalstraße, während ein Kamikaze-Radfahrer mit Knöpfen im Ohr im Affenzahn die Fahrbahn auf der falschen Seite quert und um ein Haar mit zwei entgegenkommenden Radlern zusammenknallt. Die Wiedergabe des Wortlauts der Beschimpfungen würde zu einer Rüge des Presserats führen. Lassen wir das.

Der Kampf um den knappen Straßenraum im Millionendorf Köln spitzt sich zu. Deshalb ist die Idee von Christiane Martin allein schon aus Platzgründen genial. Die grüne Fraktionschefin will die Anteile der klimaschonenden Fortbewegungsarten möglichst schnell auf 75 Prozent erhöhen. Wir müssen sie nur ganz konsequent anwenden.

Dass sich bei dem schönem Wetter alle aufs Rad und die E-Scooter stürzen, geht leider nicht. Und sich dafür im Novemberregen in die KVB quetschen oder sich gar entsinnen, dass irgendwo ja noch ein Auto rumstehen muss. Geht auch nicht.

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Köln braucht feste Grundbewegungsquoten. Für jeden erwachsenen Einwohner. 25 Prozent Rad, 25 Prozent Bus oder Bahn, 25 Prozent zu Fuß, als Grundstock pro Monat. Die verbleibenden 25 Prozent stehen zur freien Verfügung.

Doch bevor jetzt alle Autofahrer jubeln – Vorsicht. Zum letzten Viertel zählen auch Tanzen, Schwimmen, Joggen, in Straßencafés rumsitzen, am Aachener Weiher rumliegen. Eben alles, was Platz verbraucht. Und nein. Es wird keinen Bewegungsquoten-Handel geben. Auch nicht bei Ebay oder nebenan.de.

Wer unbedingt meint, beim Marathon 42 Kilometer durch Kölle rennen zu müssen, kann die halt nicht mehr mit dem Auto zurücklegen. Weil es das Restbudget nicht mehr hergibt. Er kann höchstens mit dem Rad nach Hause strampeln.

Einzige Ausnahme sind die Spieler des Effzeh, Die dürfen rennen, so viel sie wollen. Mit und ohne Ball. Weil das gegen die Platzangst hilft, die jeden Kölner sofort befällt, wenn sich der Klub dem Platz 16 nähert. In der Bundesliga.

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