Diskussion zur Kölner Innenstadt„Der Neumarkt ist unsere letzte Chance”

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Peter Pauls (v.l.), Annett Polster, Stephan Braunfels und Henrik Hanstein

Köln – Müsste die Kölner Innenstadt in Noten bewertet werden, wäre die Versetzung vermutlich stark gefährdet. Bei der am Mittwochabend von Peter Pauls moderierten Podiumsdiskussion „Traum oder Trauma: Die Kölner Innenstadt nach dem Lockdown und in der Pandemie“ im Kölner Presseclub im Hotel Excelsior Ernst waren sich die Teilnehmer schnell einig, dass es in der City noch viel zu tun gibt, damit Köln den Anschluss an deutsche oder internationale Städte schafft.

Henrik Hanstein (Geschäftsführender Inhaber des Kunsthaus Lempertz) kritisierte den schmuddeligen Charme der Stadt: „Wir haben sehr viel schlechte Architektur in Köln.“ Stephan Braunfels (Architekt und Stadtplaner) fehlt es unter anderem an schönen Plätzen und Prachtstraßen, was auch Umstand geschuldet sei, dass Köln nie eine Residenzstadt war.

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In der Kölner Innenstadt mussten auf Schildergasse und Hohe Straße viele Geschäfte schließen.

Annett Polster (City-Marketing) machte die Probleme der Innenstadt auch an der Hohe Straße fest. Hier seien in den vergangenen Jahren vermehrt Fast-Food-Ketten, Ein-Euro-Läden und viele Filialen eingezogen. Solche Geschäfte zögen wiederum ähnliche Läden an. „Besonders die Mitte der Straße macht uns Probleme.“ Das sieht Braunsfels ganz ähnlich: „Ich würde nie zum Einkaufen auf die Hohe Straße gehen.“ Er warb für die Idee, die Einkaufsmeile als Passage zu gestalten und mit einem Glasdach auszustatten. So etwas funktioniere in Städten wie Mailand oder Hamburg sehr gut.

Neumarkt in Köln

Junkies sind seit über 30 Jahren am Neumarkt zu sehen.

Auch der Neumarkt wurde als Problemzone identifiziert. „Der Platz hat eine Bombenlage“ und sei für 300.000 Besucher am Tag das „Einfallstor zur Kölner Einkaufswelt“, sagte Hanstein. Aber die uneinheitliche Gestaltung und die Drogenszene minderten die Attraktivität des Platzes. „Wir sind gepudert und gefedert. Es wird immer schlimmer.“ Nun habe man sich mit den Hauseigentümern zusammengesetzt, um ein neues Platzkonzept zu entwickeln, das Braunfels erarbeiten soll. „Wir haben keine schönen Plätze mehr. Der Neumarkt ist unsere letzte Chance“, so Hanstein. Auch der Breslauer Platz kam auf dem Podium nicht gut weg. Seit 25 Jahren existiere das Musical-Zelt, monierte Braunfels. „Das ist eine Rocky-Horror-Show.“

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Der Breslauer Platz am Kölner Hauptbahnhof.

Andererseits verfüge Köln über viele architektonische Perlen wie etwa die Romanischen Kirchen. Manche wie St. Maria im Kapitol kämen aber im Stadtbild nicht zur Geltung, weil sie schlicht von anderen Häusern zugestellt seien. Braunfels bedauerte zudem, dass in Köln seit Jahrzehnten kein Stadtbaudirektor mit Gewicht und Visionen zum Zuge gekommen sei. Um das Flächenproblem zu lösen, müsse die Stadt künftig in die Höhe wachsen. In Städten wie Berlin oder München seien die Gebäude höher als in Köln.

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Zum Schluss wurde verkündet, dass Hildegard Stausberg Ehrenpräsidentin des Presseclubs wird. 16 Jahre hatte die Journalistin den Presseclub geleitet. Sie habe in der Zeit versucht, Idee für die Stadt anzuregen, sagte sie in einer kurzen Rede. „Köln bleibt ewig eine Baustelle, aber wir versuchen etwas mitzubauen.“

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