„Es ist unerträglich“Anwohner wütend über Bauarbeiten in Köln-Ehrenfeld

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Über dem Kaufland-Warenhaus sind Wohnungen, deren Bewohner von dem Baulärm genervt sind.

Über dem Kaufland-Warenhaus sind Wohnungen, deren Bewohner von dem Baulärm genervt sind.

Ehrenfeld – Stille Nacht – für viele Bewohner des Barthonia-Forums auf dem früheren 4711-Gelände an der Venloer Straße nicht nur eine weihnachtliche Floskel. An Heiligabend kehrte nach langer Zeit endlich Ruhe ein – in jedes Haus auf dem Dach des zur Thebäerstraße liegenden Gebäudes. Über dem Kaufland-Warenhaus befinden sich nämlich Wohnungen, hübsche kleine Einfamilienhäuschen, die eine idyllische Dachgartenlandschaft umrahmen.

Die attraktive Wohnlage mitten im äußerst gefragten Viertel Ehrenfeld hatte sich in den vergangenen Monaten in einen ziemlich ungemütlichen Ort verwandelt. Anwohner berichten von Lärm rund um die Uhr, Dreck und sogar von einer Rattenplage. Seit ungefähr zwei Jahren ist das Barthonia-Forum eine Großbaustelle. Die Ladenpassage wird zu einem großen Ladenlokal umgebaut. Das ehemalige 4711-Hochhaus wird saniert und soll als Hotel wiedereröffnen. Außerdem wird das „Kaufland“-Warenhaus komplett renoviert. „Wir investieren in diese Modernisierung einen hohen einstelligen Millionenbetrag“, betont eine Unternehmenssprecherin.

Filiale wird auf den neuesten Stand gebracht

Die 1996 eröffnete Filiale wird technisch auf den neuesten Stand gebracht, zudem wird der Markt mit dem neuesten Filialkonzept des in Neckarsulm sitzenden Unternehmens ausgestattet. Alle üblichen Hochbaugewerke wie technische Gebäudeausstattung, Kälte, Lüftung, Klima sowie Sicherheitstechnik werden modernisiert.

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Dass all dies mit viel Lärm verbunden ist, mussten jetzt die direkten Anwohner erfahren, die auf dem Dach über dem Verkaufsraum wohnen, wo sich die Lebensmittelabteilung befindet. Der Umbau raubt den Bewohnern den letzten Nerv. Bis tief in die Nacht oder auch an Wochenenden wurde gearbeitet. Bohrer, Hammer und Schleifmaschinen sorgen für Dauerbeschallung. „Wir verstehen ja, dass eine Sanierung notwendig ist und dass der Zeitplan der Firmen, die hier arbeiten, meistens eng ist. Aber was sich hier seit Wochen abspielt, ist unerträglich“, sagt Anwohner Thomas Cöllen. Mehrfach riefen er und mehrere Nachbarn das Ordnungsamt, wenn mal wieder zu Zeiten gearbeitet wurde, in denen normalerweise Ruhe herrschen sollte. Auch Anzeigen wurden erstattet.

Lärmbeschwerden wegen der Bauarbeiten

Ein Sprecher der Stadt Köln bestätigt: Der Ordnungsdienst habe an verschiedenen Tagen Lärmbeschwerden wegen der Bauarbeiten erhalten. Die verteilten sich auf unterschiedliche Beschwerdeführer. „Im Ergebnis konnten jeweils keine Verstöße festgestellt werden“, hieß es jedoch weiter. Dies gelte auch für eine Beschwerde von Sonntag, 2. Dezember. Zur Mittagszeit um 12.40 Uhr rückte der Ordnungsdienst an, um festzustellen, dass am Haus des Beschwerdeführers ein Hinweis mit Informationen zur genehmigten Nachtarbeit bei der Firma Kaufland angebracht war.

Eine Rattenplage will die Stadt nicht festgestellt haben. Nach der Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ hätten Mitarbeiter des Ordnungsdienstes den Bereich gezielt überprüft. Die Kaufland-Sprecherin stellt zur Frage der Arbeitszeiten klar: „Aufgrund betrieblicher Notwendigkeiten waren im Laufe der Modernisierung zeitweise Sonntag- und Nachtarbeiten unerlässlich. Diese Arbeiten waren behördlich genehmigt, den Baufirmen lag hierzu eine Ausnahmegenehmigung vor.“

Rahmenbedingungen für lärmintensive Arbeiten

Im Rahmen der sonst geltenden Baugenehmigung dürften, laut Kaufland, lärmintensive Arbeiten an Werktagen zwischen 7 und 20 Uhr durchgeführt werden. „Wir haben alle beteiligten Firmen aufgefordert, lärmintensive Arbeiten frühestens ab 8 Uhr durchzuführen. Grundsätzlich sind allen Beteiligten die Rahmenbedingungen, wie zum Beispiel Baugenehmigung, Arbeitsschutz, Umwelt- und Immissionsschutz bekannt und zu beachten“, sagt die Unternehmenssprecherin.

Anwohner Thomas Cöllen stellt das keinesfalls zufrieden. Er will erfahren haben, dass der Marktleiter die Kaufland-Mitarbeiter schon ab 5 Uhr morgens habe arbeiten lassen. Einen Lichtblick kurz vor den Festtagen gab es für ihn und seine Nachbarn dennoch: Vom 22. Dezember bis 6. Januar werden zumindest keine Bautätigkeiten im Zuge der Marktmodernisierung ausgeführt, hieß es aus Neckarsulm.

Anschließend dürfte es allerdings mit der Ruhe schnell wieder vorbei sein: Bis Ende März des kommenden Jahres wird noch gebaut werden. Und der Marktbetrieb läuft ohne Unterbrechung weiter.

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