„Photobook Museum” in EhrenfeldKölner stellt Fotobücher prominenter Künstler aus

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Frederic Lezmi und Gründer Markus Schaden betreiben das Photobook seit 2014.

Ehrenfeld – Fotobücher und Bildbände erzählen Geschichten, ohne auf schriftliche Sprache angewiesen zu sein. Sie sind die perfekte Schnittstelle zwischen künstlerischen Portfolio und informativen Medium. Das „Photobook Museum” in der Körnerstraße hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Fotobuch als ein eigenständige Ausdrucksform der Fotografie zu fördern.

Gegründet wurde es 2014 von Markus Schaden, gelernter Buchhändler und Fotobuch-Enthusiast. Aufgewachsen im Vorgebirge, absolvierte Schaden seine Ausbildung in Frankfurt. Dabei fiel ihm das Buch „Cologne intim” des Kölner Fotografen Chargesheimer, in die Hände: „Das war für mich ein Augenöffner”, erinnert sich Schaden heute, „ich habe die Fotos gesehen und mich neu in die Stadt verliebt.”

„Ein visuelles Esperanto"

Also zog Schaden nach der Ausbildung in die Domstadt und arbeitete einige Jahre in der Buchhandlung von Walther König: „Da habe ich dann die Fotografie-Abteilung immer weiter ausgebaut, bis der alte König sagte: „Jetzt ist aber mal Schluss damit”, erzählt Schaden lachend.

Seine Leidenschaft für Fotobücher aber war noch lange nicht am Ende: 1998 eröffnete er seine eigene Buchhandlung am Dom, mit der er sich auf Fotografie spezialisierte: „Die hat mich immer wahnsinnig interessiert, weil sie ein visuelles Esperanto darstellt: Sprachen muss man übersetzen, Fotos aber sprechen für sich.”

Kölner organisiert mobile Ausstellungen

2010 zog Schaden mit seinem Geschäft dann in die Ehrenfelder Körnerstraße. Parallel dazu, so erzählt er, rückte das Fotobuch aus der medialen Dunkelkammer in den Aufmerksamkeitsbereich einer neuen Generation von Fotografen. Die technischen Innovationen und die Möglichkeiten der Selbst-Publikation stellten die Branche auf den Kopf, auch „schossen Buchhandlungen und junge Verlage aus dem Boden”, wie Schaden erklärt. So wuchs die einst kleine Szene zu kaum überschaubarer Größe und bei Schaden das Gefühl, sein Geschäft neu erfinden zu müssen: „Ich wollte meine Mission des Fotobuches unbedingt fortsetzen, nicht aber mit einer Buchhandlung”, so der 56-Jährige heute.

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Zusammen mit Frederic Lezmi, Kompagnon der ersten Stunde, entwickelte Schaden dann das Konzept seines heutigen Museums: Die beiden organisieren Ausstellungen bei denen sie die Fotobücher prominenter Künstler präsentieren und ‘begehbar’ machen. Einen festen Ausstellungsraum aber gibt es nicht - die Ausstellungen des Photobook Museums, und damit das Museum selbst, sind mobil. So zieht es Schaden mit seinen Expositionen immer wieder auch in den öffentlichen Raum. Etwa 2019, als das Museum im Rahmen seines Chargesheimer Projektes die Körnerstraße bespielte. Ein Relikt des Projektes findet sich noch heute in Form einer großflächigen Schwarz-Weiß-Fotografie, welche die Außenwand des hiesigen Hochbunkers ziert.

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Bald könnte das Fotobuchmuseum im Hochbunker beheimatet sein. Ein Relikt des Chargesheimer Projektes findet sich hier schon jetzt.

In Zukunft aber möchte Schaden mit seinem Museum sesshaft werden und ist derzeit auf der Suche nach Räumlichkeiten, in denen seine Fotobücher eine feste Adresse finden können. Immerhin umfasst das Lager des Photobook Museums rund 35.000 Exemplare von August Sander bis Fritz Gruber. Und dass das Medium des Fotobuches mehr Raum braucht, um sein volles Potenzial zu entfalten, da ist sich Markus Schaden sicher: „Das Fotobuch wurde schon oft totgesagt, steht nun aber mehr als zuvor in seiner Blüte.”

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