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Food-Markthalle für Köln?Thyssenkrupp-Areal in Ehrenfeld soll multifunktionales Quartier werden

Lesezeit 3 Minuten
Eine Visualisierung des zukünftigen Geländes.

Eine Visualisierung des zukünftigen Geländes.

Das frühere Thyssenkrupp-Schulte-Areal soll zum multifunktionalen, grünen Quartier werden. Die große Werkshalle bleibt erhalten – mit neuer Funktion.

Noch besteht das frühere Thyssenkrupp-Schulte-Areal aus Beton und Asphalt, so weit das Auge reicht. Über rund 22.000 Quadratmeter erstreckt sich das Areal an der Ecke Oskar-Jäger-Straße/ Vogelsanger Straße sowie einem kleinen Grundstück gegenüber westlich der Oskar-Jäger-Straße. Hier fand fast 100 Jahre lang Industrieproduktion statt, bevor die Niederlassung des Stahlverarbeitungs- und -handelskonzerns im September 2021 ins Gewerbegebiet Frechen zog.

Doch im Zuge der Entwicklung des neuen Stadtviertels, das der Projektentwickler „Soravia“ plant, soll es deutlich grüner werden und sich das heute abgeriegelte Areal ins Viertel öffnen. „Bislang fehlt das Grün total. Wir haben uns das genau angeschaut und planen, rund 3500 Quadratmeter Fläche zu entsiegeln“, so Thomas Nadolny, Projektentwickler der österreichischen Immobiliengruppe mit 140-jähriger Geschichte. „Es wird eine ganz neue Qualität für Ehrenfeld, das bislang kaum Grünflächen hat.“

Blick in die alte Werkshalle: Sie soll in ihren Dimensionen erhalten bleiben, aber komplett umgestaltet werden.

Blick in die alte Werkshalle: Sie soll in ihren Dimensionen erhalten bleiben, aber komplett umgestaltet werden.

Insbesondere in Österreich hat „Soravia“ bereits mehrere Großprojekte mit einer Kombination aus Wohnen, Arbeiten, Gastronomie, Kultur und Freizeit verwirklicht. Ein gerade angelaufenes Mega-Vorhaben in Deutschland ist die Transformation der früheren Tengelmann-Zentrale in Mülheim an der Ruhr zur neuen „Parkstadt Mülheim“, voraussichtlich bis 2032. Mit rund 14 Hektar Fläche ist das dortige Areal in seinen Dimensionen fast mit dem Nippeser Clouth-Gelände vergleichbar.

Neubau mit bis zu 17 Etagen geplant

Das Verwaltungsgebäude von 1920, das unter Denkmalschutz steht, soll modernisiert werden und weiterhin als Bürofläche dienen. Nördlich und südlich des Verwaltungsbaus sind Neubauten für weitere Büro- und Gewerbeflächen mit sechs Etagen sowie ein Hochpunkt mit 17 Etagen vorgesehen. Insgesamt sind rund 50.000 Quadratmeter Nutzfläche auf dem Gelände geplant.

Der Siegerentwurf aus dem Architektenwettbewerb für die Entwicklung des Areals stammt vom niederländisch-belgischen Duo aus dem Büro „Neutelings Riedijk Architects“ (Rotterdam) und den Landschaftsplanern von „kollektif landscape“ (Gent). Für das Projekt beschloss der Stadtentwicklungsausschuss im August 2023 die Aufstellung eines vorhabenbezogenen Bebauungsplans. Im Februar und März dieses Jahres fand eine Öffentlichkeitsbeteiligung statt. Ziel ist es, den B-Plan 2026 beschlussreif zu haben. Das Projekt wird anschließend realisiert.

Markt, Gastronomie und Veranstaltungen in alter Werkshalle

Neben den modernen Büroflächen wird das Herzstück des Projekts die 100 Jahre alte, historische Werkshalle mit 4500 Quadratmetern Grundfläche sein, die nach außen geöffnet wird: Neben Bürolofts sind hier gastronomische Angebote und Flächen für Veranstaltungen geplant, die einem modernen Markthallenkonzept entsprechen.

„Wir prüfen die Möglichkeit, die erste Kölner Food-Markthalle in einem historischen Gebäude nach dem Vorbild von Städten wie Paris oder Barcelona zu realisieren“, sagt Lorenz Tragatschnig, Projektentwickler der „Soravia“ unter anderem am Standort Mülheim/Ruhr.

„Soravia“ hatte in Wien mit dem „Gleis/Garten“ ein ähnliches Projekt realisiert, bei dem in einem früheren Bahn-Instandsetzungswerk eine „Foodhall“ mit mehreren Gastro-Betrieben und einer Veranstaltungsfläche entstand.

Auch die kulturelle Nutzung wird im jetzigen Projekt mit einbezogen. „Es stand für uns direkt fest, dass wir die reiche Kunst- und Kulturgeschichte von Ehrenfeld im Projekt mit aufgreifen“, so Nadolny. Mit der benachbarten „Live Music Hall“, deren Gelände rückwärtig an die Halle anschließt, sind bereits Kontakte geknüpft.

Für das kleinere Grundstück auf der anderen Seite der Oskar-Jäger-Straße ist ein Hotelbetrieb denkbar. Als Zwischennutzung eröffnet bereits in wenigen Wochen eine Biergarten-Bar auf dem Gelände. Eine Halle mit Bühne ist ebenfalls ins Ensemble integriert. Dort benachbart wird, am Rande des Bahndamms, ein Fuß- und Radweg in Richtung des Max-Becker-Areals führen, das in den nächsten Jahren ebenfalls entwickelt wird.