Gewerbe, Gastronomie, KulturPläne für das Thyssenkrupp-Areal in Ehrenfeld vorgestellt

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An einer Straße stehen viele Autos.

Das Thyssenkrupp-Gelände an der Vogelsanger Straße. Die markante, gezackte Fassade soll erhalten bleiben.

Erstmals wurden Entwürfe für die Zukunft des Thyssenkrupp-Geländes präsentiert. In vielen soll die Stahlstruktur der Halle weiter genutzt werden.

Ein gutes Jahrhundert lang gehörte das Thyssenkrupp-Areal an der Kreuzung von Oskar-Jäger-Straße und Vogelsanger Straße mit seiner riesigen Halle zur industriellen Szenerie Ehrenfelds. Nachdem das Unternehmen den Standort vor zwei Jahren aufgab, soll nun auch dieses Gelände im Zuge des fortdauernden Strukturwandels des Stadtteils ein neues Gesicht erhalten. „Es ist ein weiterer Bestandteil des großen Transformationsraumes ‚Weststadt‘ und zwar ein ganz wichtiger Baustein“, sagt Eva Herr, Leiterin des Stadtplanungsamtes Köln, „denn es liegt an einer Schlüsselstelle zwischen Ehrenfeld und den größeren industriellen Lagen sowie dem Max-Becker-Areal ein Stück weiter westlich.“ Im Rahmen einer Informationsveranstaltung hatte die Öffentlichkeit nun erstmals Gelegenheit, die Entwürfe für die zukünftige Bebauung des Areals zu begutachten, die zurzeit diskutiert werden.

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Zehn internationale Planungsteams hatten im Zuge des Gutachterverfahrens Entwürfe eingereicht, die sie den Tag über einer Jury präsentiert hatten. Ein „urbanes Quartier“ soll es werden, so die Vorstellung des österreichischen Immobilienkonzerns Soravia, der das Areal entwickelt – mit einer Mischung aus Gewerbe, Dienstleistungsbetrieben, gastronomischen und kulturellen Einrichtungen. „Wir wollen einen Standort, an dem gearbeitet wird, wo aber auch Freizeit stattfindet“, sagt Thomas Nadolny, Projektentwickler bei Soravia, „dabei soll das Areal nicht nur als Solitär funktionieren, sondern sich in die Ehrenfelder Struktur einfügen“.

Zum Teil ist das den Vorgaben geschuldet, denn das denkmalgeschützte ehemalige Verwaltungsgebäude an der Oskar-Jäger-Straße soll in das Ensemble integriert werden. Viele Entwürfe der beteiligten Teams gehen allerdings darüber hinaus und wollen weitere Teile der bestehenden Bebauung erhalten, so etwa die gezackte Fassade zur Vogelsanger Straße. „Die Gebäude sind ortsprägend und, flapsig gesagt, ziemlich cool“, meint etwa Henry Wurster von Lorber Paul Architekten, „sie haben einen Charakter, der es unserer Meinung nach wert ist, in die Transformierung einbezogen zu werden.“ So fällt auch auf, dass nahezu alle Teams das Stahlskelett der großen Halle zumindest in Teilen stehen lassen wollen und in ihre Entwürfe einfügen. „Diese Struktur ist so speziell, sowas kann man heute nicht mehr bauen, das zahlt keiner“, meint auch Herwig Spiegl vom Wiener Büro „Alleswirdgut“. „Und wenn es dann schon vorhanden ist, denkt man sich, muss man es auch irgendwie nutzen.“

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Altbestände sollen in den Entwürfen für das Thyssenkrupp-Gelände erhalten bleiben

Gleichzeitig bemühen sich die Entwürfe, das bislang kompakt bebaute und unzugängliche Gelände aufzulockern und neue öffentlich zugängliche Freiräume zu schaffen. „Ebenfalls ein großes Thema“, so Herr, „wie schafft man es hier, Flächen zu entsiegeln und wirklich nachhaltige und klimagerechte Orte zu entwickeln?“ Etwa durch Begrünung, die in vielen Entwürfen eine Rolle spielt – im Entwurf von „Alleswirdgut“ stellt sie sogar das prägende Element dar. „Wir fanden die Idee schön, das Denkmal in eine grüne Insel einzubetten“, sagt Spiegl. Auch die Stahlträger der Halle sollen in diesem Entwurf als Gerüst für die Bepflanzung dienen. „Es soll wirken wie eine alte Struktur, die von der Natur zurückerobert wird.“

Wirklich groß war der Andrang von Interessierten am Abend nicht – das schlechte Wetter und das zeitgleich stattfindende FC-Spiel mochten viele vom Besuch abgehalten haben, spekulierte ein Besucher, der diesem weiteren Ehrenfelder Großprojekt sehr offen gegenüberstand. „Bisher ist diese Ecke ein toter Winkel“, meinte er, „kein Ort, wo man sich gerne freiwillig aufhält.“

Mit dem Feedback der Jury im Gepäck werden die Entwickler-Büros ihre Entwürfe nun überarbeiten, um sie bei einem zweiten Termin im Februar 2024 erneut zu präsentieren – im Anschluss daran soll die Entscheidung für einen konkreten städtebaulichen Entwurf fallen. Im Zuge des weiteren Verfahrens werde es auch eine Bürgerbeteiligung geben, kündigte Herr an.

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