Mit einer Entsiegelung von 105 Quadratmetern Fläche auf seinem Hof schafft das Allerweltshaus eine Hitzeinsel im von Beton dominierten Veedel.
„Ein Grad weniger für Ehrenfeld“Allerweltshaus bricht Asphaltfläche auf

Längst sprießt üppiges Grün auf der entsiegelten Fläche, sehr zur Freude von Jennifer Jendreizik (l.) und Bernadette Barth.
Copyright: Hans-Willi Hermans
Alle Wünsche kann selbst das Allerweltshaus nicht erfüllen, das betont auch Jennifer Jendreizik: „Einige Besucher hätten gern Baumhäuser im Innenhof, aber das geht einfach nicht“, sagt die für das Thema Nachhaltigkeit zuständige Mitarbeiterin. Stattdessen ist man auf dem Boden geblieben und hat dort kürzlich eine zuvor asphaltierte Fläche von rund 105 Quadratmetern Größe entsiegelt: „Beete und Bäume können wir hier anpflanzen, das machen wir im kommenden Frühjahr“, sagt Jendreizik. „Und natürlich schaffen wir mit der Entsiegelung eine große, kühlende Verdunstungsfläche: Ein Grad weniger für Ehrenfeld.“
Allerweltshaus befindet sich in der alten Schule in der Geisselstraße
Ganz soviel wird es am Ende vielleicht nicht sein, aber mit der Beseitigung des Asphalts ist ein Anfang gemacht auf dem Hof der ehemaligen Schule in der Geisselstraße. Ende 2022 war das Allerweltshaus, ein Treffpunkt und Beratungs-, Bildungs- sowie Kulturzentrum für Menschen aus den unterschiedlichsten Kulturen, von der Körnerstraße hierhergezogen und modelt das Gebäude samt Außenbereich nun Stück für Stück den Bedürfnissen der neuen Nutzer gemäß um. Gern hätte man noch eine größere Fläche entsiegelt: „Aber das war nicht möglich, sonst hätten wir unter Umständen die Wurzeln der Bäume im Hof beschädigt“, erklärt Bernadette Barth, Ansprechpartnerin für politische Bildung im Allerweltshaus.

Ohne Modell geht gar nichts: Jennifer Jendreizik (l.) und Bernadette Barth zeigen die von den Studenten angefertigte Nachbildung des Schulgebäudes samt Schulhof. Die entsiegelte Fläche befindet sich unten links
Copyright: Hans-Willi Hermans
Um herauszufinden, was möglich und wünschenswert ist, hat sich die Leitung des Hauses nicht nur der Hilfe und Unterstützung von Baumpflegern und Landschaftsarchitekten versichert. Die Umgestaltung des alten Schulhofs kam nicht zuletzt durch die Kooperation mit der Fakultät für Architektur an der Technischen Hochschule in Gang. Seit 2016 beschäftigt man sich dort in einem „Baulabor“ mit Themen wie der kulturellen Identität von Architektur, der sozialen Verantwortung des Architekten oder den lokalen Traditionen des Bauens. Zunächst in Ländern des globalen Südens wie Namibia, Kamerun oder Brasilien, nun verstärkt in Köln.
Nachbarn und Studenten halfen bei der Entsiegelungsaktion
Vor Ort kann nämlich das zweite Anliegen des „Baulabors“ problemloser umgesetzt werden: Architekturstudenten wieder näher an die Praxis des Bauens heranzuführen. So waren Master- und Bachelor-Studierende verschiedener Semester nicht nur für die Planung der Umgestaltung und die vorherige Besucher-Befragung verantwortlich. Einige von ihnen griffen auf dem Schulhof eine Woche lang selbst zu Hacke und Schaufel.
Hinzu kamen Nachbarn, die das Allerweltshaus schon wegen des entstehenden Lärms über das Projekt informiert hatte. Einige von ihnen waren des Baggerfahrens oder des Umgangs mit der Schlagbohrmaschine mächtig. Den Bagger wiederum hatte HKL-Baumaschinen gestellt, die Schlagbohrer kamen aus dem Kunstfreistaat Odonien, die Machbarschaft Petershof hatte Schutzanzüge, Schubkarren und Spitzhacken geliefert. Die Erde kam vom Grünflächenamt, das UCL-Labor checkte, ob der Asphalt schadstofffrei war und für die Herstellung von Bänken genutzt werden kann. Alles unentgeltlich. „Das war ein echtes zivilgesellschaftliches Projekt“, freute sich Jendreizik.
Das Engagement der Uni im Allerweltshaus ist damit keineswegs zu Ende. „Vielleicht schon im Oktober bauen wir einen neuen Unterstand für Fahrräder, Werkzeuge und Müllcontainer auf dem Hof. Wir würden auch die Aufenthaltsqualität gern mit neuen Sitzgelegenheiten verbessern und eine Terrasse anbauen“, erzählt Bernadette Barth. Der Haupteingang und die Einfahrt sollen ebenfalls einladender hergerichtet werden. Über diese Arbeiten könne man aber erst nachdenken, wenn der Plan für die Umgestaltung des gesamten Gebäudes stehe. Für diese Umgestaltung ist etwa eine Million Euro veranschlagt, der Verein sammelt schon seit Monaten, spricht Spender und Stiftungen an. Hilfe aller Art ist also auch weiterhin willkommen.