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Unterstützung der Kölner KulturStadt vergibt Erbbauvertrag an Allerweltshaus für die nächsten 80 Jahre

Lesezeit 3 Minuten
Freuen sich über die gesicherte Heimat für das Kölner Allerweltshaus: Eva Schaaf (r.) und Jasmin Caspary im Hof des neuen Vereinssitzes an der Geisselstraße in Ehrenfeld.

Freuen sich über die gesicherte Heimat für das Kölner Allerweltshaus: Eva Schaaf (r.) und Jasmin Caspary im Hof des neuen Vereinssitzes an der Geisselstraße in Ehrenfeld.

Mit dem zeitnah anstehenden Vertragsabschluss wird der Allerweltshaus-Verein damit zu einem Modellprojekt in Köln.

Es ist ein Novum im Umgang mit soziokulturellen Einrichtungen in der Stadt seitens der Kölner Verwaltung: Am neuen Standort an der Geisselstraße in Ehrenfeld, ist am Mittwochabend die Vergabe eines sogenannten Erbbaurechtsvertrages an das Allerweltshaus durch die Stadt im Rahmen einer Feierstunde bekanntgegeben worden.

Allerweltshaus-Verein wird zu Modellprojekt

Es ist die erste derartige Vergabe nach den erneuerten Richtlinien, die der Stadtrat Ende vergangenen Jahres festgelegt hat. Mit dem zeitnah anstehenden Vertragsabschluss wird der Allerweltshaus-Verein damit zu einem Modellprojekt in Köln. 

Im Jahr 2022 hatte das Allerweltshaus seine Räumlichkeiten in der Körnerstraße aufgrund der Vertragskündigung verloren, konnte allerdings – auch aufgrund der Unterstützung von Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker – provisorisch in das 1863 erbaute und zuletzt bereits jahrelang leerstehende Gebäude an der Geisselstraße einziehen. Es sei ihr ein Anliegen, die Arbeit des Vereins und seiner interkulturellen Bedeutung zu fördern und zu erhalten, betonte Henriette Reker seinerzeit.

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Schaaf: „Lebendiger, Interkultureller Treffpunkt“

„Seit fast 40 Jahren gestalten Menschen dieser Stadt im Allerweltshaus einen wohl einzigartig vielfältigen Begegnungsort“, erläutert Eva Schaaf vom Vorstand des Allerweltshaus am Mittwoch bei einem Rundgang durch die drei Geschosse der ehemals ältesten Schule im Stadtteil Ehrenfeld. „Mitten in Ehrenfeld ist das Allerweltshaus ein lebendiger, interkultureller Treffpunkt für Gemeinschaft und ein starkes Symbol für eine offene Gesellschaft.“

Gerade in Zeiten einer erstarkenden Rechten, von globalen Krisen, Kriegen und zunehmender Einsamkeit, brauche es solche Orte mehr denn je, so Schaaf weiter, die seit 14 Jahren zum Leitungsteam der Kölner Initiative zählt.

Etwa 30 migrantische Selbstorganisationen, ökosoziale und Klimagerechtigkeits-Initiativen sowie Projekte für Literaturen aus aller Welt, für Nachhaltigkeit und für intersektionalen Austausch haben „hier ein Dach gefunden“, unter dem sie sich versammeln können, sagt Schaaf. Dem Druck, durch öffentlichen Sparzwang ausgetrocknet zu werden und durch Gentrifizierung Standorte zu verlieren, wolle man im Allerweltshaus entgegenwirken und das alte Schulgebäude auch für die nächsten Generationen als selbstorganisiertes Zentrum erhalten.

Alte Haus muss in vielen Bereichen saniert werden

Dafür ist viel zu tun in der Geisselstraße. Das alte Haus muss in vielen Bereichen saniert werden, von neuen Heizungs- und Wasserleitungen, über Räume und Wände bis hin zum Dachstuhl, hebt am Mittwoch Jasmin Caspary hervor.

„Zunächst stehen die Bereiche Barrierefreiheit, Brandschutz und Sanitärräume im Zentrum – da sind wir bereits aktiv“, sagt die 33-Jährige, die sich seit etwas mehr als zwei Jahren als Mitglied für den Verein engagiert. Dafür braucht es Geld. Zunächst rund eine Million Euro für die Arbeiten, die den laufenden Betrieb im Haus gewährleisten. Für das Gesamtprojekt hat die Planungsgruppe im Allerweltshaus einen Bedarf errechnet, der sich „insgesamt sicher in Richtung vier Millionen Euro bewegt“, wie Eva Schaaf sagt. Die Zusage über einen finanziellen Zuschuss in Höhe von etwa 200.000 Euro hat die Stadt gegeben, mit einer großen Spenden-Verdopplungsaktion der Eheleute Beethe und ihrer gleichnamigen Stiftung sollen jetzt weitere Mittel gesammelt werden.

Das Allerweltshauses befindet sich nun an der Geisselstraße.

Das Allerweltshauses befindet sich nun an der Geisselstraße.

Der Verein will „diese großen Aufgaben mit viel Optimismus übernehmen“, sagt Caspary. Und auch Eva Schaaf nimmt am Mittwoch bei der Projekt-Vorstellung im Allerweltshaus bei Kölsch sowie in musikalischer Begleitung von Künstler Stephan Brings den Abend als „Aufbruch“ wahr. Man sei glücklich, mit Unterstützung der Stadt sowie den zahlreichen Gruppen, Initiativen und Einzelpersonen „dieses einzigartige und niedrigschwellige Angebot im Sinne der interessierten Menschen in Köln“ voranzubringen und zu etablieren.

Die wichtigsten Grundlagen dafür seien geschaffen, darüber sind die beiden Frauen sehr froh. Über alle Gruppen sowie die Kraft weiterer Helferinnen und Helfer, aber auch über Sach- und Geldspenden freuen sich die Vereinsverantwortlichen sehr und „heißen Köln in Ehrenfeld willkommen“.

Alle Informationen zu der Kampagne und Spendenmöglichkeiten, zu der Arbeit des Vereins sowie der Initiativen im Allerweltshaus Köln sind im Internet zu finden. www.allerweltshaus.de