80 Meter hochSo soll das neue Hochhaus am Kölner Grüngürtel aussehen

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Das Drohnenbild zeigt den Blick auf den Inneren Grüngürtel.

Links vom Fernsehturm soll das neue Hochhaus das bisherige Gebäude ersetzen.

Seit Jahren gibt es Ideen für Hochhäuser am „Colonius“, mehrfach änderten sich die Pläne – jetzt gibt es einen neuen Entwurf mit Bildern.

Seit 2016 ist für das Grundstück in direkter Nachbarschaft zum Fernsehturm „Colonius“ klar: Dort soll es für neue Häuser hoch hinaus gehen — doch in den vergangenen sieben Jahren hat sich viel getan. Statt zweier Türme mit 130 und 60 Metern inklusive 700 Wohnungen soll an der Ecke Innere Kanalstraße/Subbelrather Straße nach den aktuellen Plänen ein Büro-Hochhaus mit 22 Etagen und 80 Metern Höhe entstehen. Eine Jury hat sich für den Entwurf der Architekten Sauerbruch Hutton entschieden.

Bauherr ist der Kölner Projektentwickler Art-Invest Real Estate, dessen Chef Markus Wiedenmann sagte: „Der prämierte Entwurf löst die vielschichtigen Anforderungen an den bedeutenden Standort auf überraschend einfache Weise.“ Art-Invest Real Estate will laut eigener Aussage einen „attraktiven Standort für Büro- und Dienstleistungsnutzungen“ schaffen. Bislang steht an der Stelle ein fünf- bis achtgeschossiges Haus, das weichen muss. Wann der Neubau beginnt, ist laut einer Sprecherin noch unklar. Zunächst folgen noch eine Machbarkeitsprüfung und das Bebauungsplanverfahren.

Ein Hochhaus steht nördlich des Fernsehturms.

So sieht der siegreiche Entwurf für das neue Hochhaus aus.

Sowohl das Erdgeschoss als auch das oberste Geschoss sollen öffentlich zugänglich sein — vor allem letzteres dürfte den Besucherinnen und Besuchern einen guten Ausblick in knapp 80 Metern Höhe bieten. Und ersteres soll offenbar sicherstellten, dass das Hochhaus an den Inneren Grüngürtel angebunden ist. So zumindest liest sich das Statement von Wiedenmann, er sagte: „Die skulpturale Gestaltung des Gebäudes ist eine angemessene Antwort auf den denkmalgeschützten Colonius und der geringe Fußabdruck des Erdgeschosses eröffnet ganz neue Möglichkeiten zur Anbindung der Stadt an den Grüngürtel.“

Vor zwei Jahren hatte die Leiterin des Stadtplanungsamtes, Eva Herr, gesagt: „Es braucht Regeln für private Investoren und Institutionen: Was will die Stadt Köln von uns, wenn wir am Inneren Grüngürtel bauen und wie müssen wir uns einstellen, damit die Politik uns unterstützt?“ Baudezernent Markus Greitemann lobte das jetzige Verfahren, es habe „Vorbildwirkung für weitere Projekte am Inneren Grüngürtel“.

Blick vom Inneren Grüngürtel auf das neue Hochhaus.

Blick vom Inneren Grüngürtel auf das neue Hochhaus.

Die 80 Meter hatte der städtische Denkmalschutz als Obergrenze definiert, seit vorigem Jahr steht der 266 Meter hohe „Colonius“ unter Denkmalschutz. Seine Kanzel mit den drei Etagen befindet sich auf 166 Metern Höhe, 80 Meter entsprechen ungefähr der Hälfte. In einer Prüfung des Denkmalamtes heißt es: „Die vorliegenden Untersuchungen der unterschiedlichen Gebäudehöhen für ein benachbartes Hochhaus haben ergeben, dass eine Höhe von maximal 80 Metern (ohne Berücksichtigung der Bauform) denkmalverträglich vorstellbar ist. In der Fernwirkung wird die ‚Aura‘ des Turms durch ein 80 Meter hohes Hochhaus nicht wesentlich gestört. Mittels dieser Höhe ordnet sich ein benachbartes Hochhaus deutlich dem Colonius-Turm unter und ist überhaupt nur an wenigen Punkten der Stadt und des Umlandes wahrnehmbar.“

Stadtrat entscheidet über Beteiligung an Sanierung

Der Fernsehturm wird in einigen Jahren in direkter Umgebung eingerahmt vom 19-stöckigen Telekom-Hochhaus im Süden und vom 22-stöckigen Hochhaus im Norden. Ob der „Colonius“ nach Jahrzehnten für Besucherinnen und Besucher wieder öffnet, ist noch offen. Am heutigen Donnerstag  (7. September) entscheidet der Stadtrat, ob die Stadt sich an der 60 Millionen Euro teuren Sanierung beteiligt, wenn Bund und Land 75 Prozent der Summe stemmen. Als Vehikel gilt der Denkmalschutz und die entsprechenden Fördertöpfe. Der Turm gehört der Deutschen Funkturm GmbH.

Hochhäuser zu bauen ist häufig eine strittige Angelegenheit, zumal in einer Stadt, in der der Dom das Wahrzeichen ist. Das hatte zuletzt auch der Versicherungskonzern DEVK erfahren, der an der Zoobrücke eine bis zu 145 Meter hohe neue Zentrale bauen will. Noch fehlt dazu unter anderem ein Gutachten der UN-Kulturorganisation Unesco, das klären soll, ob sich der Bau mit dem Dom verträgt oder ob er die Sichtachsen behindert. Und der Stadt fehlt weiter ein stadtweites Höhenkonzept mit verbindlichen Regeln für Projektentwickler, der Stadtrat hatte ein solches 2020 gefordert.

Viele Umplanungen am Fernsehturm

Was nördlich des „Colonius“ wie gebaut wird, ist seit Jahren Bestandteil öffentlicher Diskussionen. Ursprünglich wollte die Parkview Cologne GmbH dort zwei per Brücke verbundene Wohntürme mit jeweils 130 und 60 Meter Höhe bauen, 2017 hatte ein Preisgericht schon den Entwurf von Delugan Meissl (Wien) prämiert. Doch die Pläne stießen auf Kritik in der Politik, der Besitzer änderte sie danach, wollte plötzlich die Idee vom zweitplatzierten Carsten Roth aus Hamburg umsetzen: Roth hatte zwei Türme entworfen, 94 und 63 Meter hoch. Doch die geförderten Wohnungen erwiesen sich als schwierig zu integrieren, es wurde wieder umgeplant, später war auch Gewerbe statt Wohnungen eine Option.

Letztlich kam nichts davon, Art-Invest Real Estate übernahm das Grundstück. Die neuen Pläne werden der Öffentlichkeit im Oktober präsentiert.

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