Risse und LöcherSt. Joseph Kirche in Köln-Ehrenfeld wird komplett saniert

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Blickfang an der Venloer Straße: die Kirche St. Joseph

Ehrenfeld – Hinter der grau-weißen Kunststoffplane dröhnt, hämmert und scheppert es. Laut ist es an St. Joseph wegen der stark befahrenen Venloer Straße tagsüber zwar immer, doch die Sanierung der Kirche schafft eine zusätzliche Geräuschkulisse.

Auch im Inneren der Kirche, wo nicht gearbeitet wird, ist das Hämmern zu hören. „Da wird gerade am Dachstuhl gearbeitet“, erklärt Günter Heuser. Er war viele Jahre im Bauausschuss der Pfarrei St. Joseph tätig. Eigentlich hat er dieses Ehrenamt aus Altersgründen schon abgegeben. Die schon seit langem geplante Sanierung des Kirchendaches und der Fassade begleitet er jedoch noch. Heuser ist selbst Architekt.

Ziegel austauschen reicht nicht

Das Kirchendach war undicht geworden. Mit dem Austausch der Ziegel ist es aber nicht getan. „Die Holzeindeckung, an denen die Ziegel befestigt werden, ist inzwischen so gealtert, dass sie viele breite Risse aufweist“, erklärt Heuser. In den Rissen würden aber keine Nägel mehr halten. Also müssen neue Bretter eingesetzt werden bevor die neuen Schieferschindeln aufgesetzt werden können.

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Von der Klarastraße aus sieht man, dass die Kirche komplett eingerüstet ist. 

Zurzeit wird das Dach über dem Seitenschiff an der Wahlenstraße erneuert. Der anfallende Schutt wird mit Hilfe eines Krans über das Kirchendach gehoben. In der Wahlenstraße war kein Platz für die Schuttcontainer. Sie stehen in der Klarastraße. Zu sehen sind sie nicht. Die gesamte Baustelle ist mit Stahlwänden und Planen verdeckt. Die Dächer sowie die Fassaden werden saniert. Am Turmhelm müssen nur wenige Schäden repariert werden. Daher soll das bis zum Kirchturmkreuz reichende Gerüst noch vor Weihnachten zum Teil wieder abgebaut werden, sodass die Turmspitze und die Kirchturmuhr wieder zum Vorschein kommen.

Haupteingang ist geschlossen

Während der Arbeiten bleibt die Kirche offen. Einschränkungen für die Gottesdienste gibt es keine. Allerdings steht der Haupteingang an der Venloer Straße nicht zur Verfügung. Daher wurde der zur Wahlenstraße liegende seitliche Eingang geöffnet. Zwei weitere Türen an den Kopfenden des Querschiffs dienen als Notausgänge.

Die Kirchengemeinde entschloss sich allerdings aufgrund der beengten Situation im Eingangsbereich sowie um die Kirche herum, zwei größere Messfeiern in die Kirche St. Mechtern zu verlegen. Dies betrifft die Korpsmesse der Bürgergarde Blau-Gold am Sonntag, 5. Januar, sowie die Feier der Erstkommunion im Jahr 2020.

Zweiter Bauabschnitt in fünf Jahren

Dach- und Fassadensanierung sowie die Sanierung der Sakristei bilden den ersten Bauabschnitt. Die Kosten beziffert Heuser auf rund drei Millionen Euro. Vor Baubeginn wurden Überlegungen angestellt, im Zuge der Dachsanierung die ursprüngliche Gewölbedecke des Mittelschiffs wiederherzustellen. „Aus Kostengründen haben wir darauf aber verzichtet“, berichtet Heuser. Die Gewölbedecke wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. Mit dem Wiederaufbau bekam das Kirchenschiff lediglich eine flache Decke.

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Blick vom Turm auf das Kirchenschiff 

Auch den markanten weißen Außenputz bekam die Kirche erst nach dem Krieg. Bis dahin waren die Mauerziegel sichtbar. Mit einem zweiten Bauabschnitt, bei dem der Sockelbereich trocken gelegt werden soll, kann aus finanziellen Gründen erst in fünf bis zehn Jahren begonnen werden.

Die Kirche ist 146 Jahre alt

Die ursprüngliche Kirche wurde 1873 eingeweiht. Ihr Kirchturm war zunächst niedriger. Erst mit der Erweiterung der Kirche im Jahr 1913 kam der heutige Turm hinzu.

Die Kirche St. Joseph wurde zum Weihnachtsfest des Jahres 1873 eingeweiht. Den Baugrund an der Venloer Straße sowie den Kirchbau stifteten Ziegeleibesitzer Johann Wahlen und sein Schwiegersohn Vinzenz Statz, der auch Architekt der Kirche ist. Die Kirche ersetzte als Pfarrkirche die 1863 eingeweihte wesentlich kleinere Kapelle St. Mariä Himmelfahrt am Geisselmarkt. Sie war ebenfalls eine Stiftung Wahlens.

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Die Ehrenfelder Katholiken wurden 1869 zur eigenen Gemeinde erhoben. Das Wachstum Ehrenfelds bewirkte, dass um die Jahrhundertwende ein weiteres Gotteshaus, die 1901 eingeweihte Kirche St. Peter erbaut wurde. Die Josephskirche musste 1912 erweitert werden. Dabei erhielt sie den Turm.

Im Zweiten Weltkrieg wurde St. Joseph erheblich zerstört. Die Wiederaufbauarbeiten dauerten bis zum Jahr 1955. Von 1955 bis 2019 war die Seelsorge und Gemeindepastoral dem Karmeliterorden anvertraut. Inzwischen gehört St. Joseph zum Seelsorgebereich Ehrenfeld. Die pastorale Arbeit wurde im September, nach dem Abschied des Karmeliterordens neu geordnet. 

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