Sportler in Köln-Ehrenfeld frustriertDie Halle Everhardstraße muss saniert werden

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BBV_Camp Koordination_Foto Jens Müller

Basketballnachwuchs des BBV Nordwest bei einem Turnier im „E-Dome“ 

Ehrenfeld – Wenn sich der „E-Dome“ in einen Hexenkessel verwandelt, haben es gegnerische Mannschaften erst recht schwer, in der Sporthalle Everhardstraße erfolgreich zu sein. Egal, ob sie bei den Basketballern des BBV Nordwest antreten, bei den Futsal Panthers Cologne oder bei den Graveyard Queens im Rollerderby. Seit 1957 gibt es die Halle, die zur Katholischen Grundschule gehört und zugleich Teil der Bezirkssportanlage Ehrenfeld ist.

Kulthalle mit Tribüne

Dank einer Tribüne ist sie seit Jahrzehnten eine wichtige Wettkampfstätte für eine Vielzahl von Vereinen. „Die Halle ist Kult und wir lieben sie“, sagt Silke Koch, Vorstandsvorsitzende des Basketballvereins Nordwest Köln. Aktuell sind die Vereinssportler jedoch ausgesperrt. Vor einem halben Jahr wurde festgestellt, dass die elektrischen Leitungen und die Trinkwasserrohre derart marode sind, dass Sicherheitsbedenken bestehen. Vereine sind ganz ausgeschlossen. Sportunterricht der Schule darf inzwischen wieder stattfinden. Jedoch ohne Beleuchtung. Hinterher duschen geht auch nicht. 

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Die Sporthalle an der Everhardstraße ist Teil der Bezirkssportanlage Ehrenfeld.

Generalsanierung wäre nötig

Die aufwendigen Reparaturen konnte die Stadtverwaltung angesichts knapper Kassen und chronischem Personalmangel bislang noch nicht einmal ausschreiben. Notwendig wäre sogar eine Generalsanierung der inzwischen 65 Jahre alten Halle. Bekannt ist das schon seit Jahren – doch passiert ist nichts. Von einem „Armutszeugnis“ sprechen die Basketballer nun in einem Offenen Brief an Oberbürgermeisterin Henriette Reker und die politischen Parteien in Rat und Bezirk. Die Korbjäger und alle anderen Sportvereine, die auf die Halle Everhardstraße angewiesen sind, müssen zur Zeit für Training und Ligaspiele auf andere Hallen ausweichen. Das Angebot ist knapp.

Mühselige Koordination von Ersatz-Hallen

Die Koordinatoren in den Bezirksämtern seien sehr bemüht, bestätigen die Vereine, deren Ehrenamtler die Änderungen ihrer Trainingspläne mit viel zeitlichem Aufwand organisieren müssen. Wie das aussieht, wird im Brief geschildert: „Seit der Schließung und mit Beginn unserer Saison sind unser sportlicher Leiter und unsere Geschäftsstellenleiterin wöchentlich im Ausnahmezustand, um Ersatz-Hallen für die Trainingseinheiten und Heimspiele zu finden, Spielverlegungen beim Westdeutschen Basketballbund, dem Kreis Köln und den gegnerischen Mannschaften zu erbitten und zu organisieren, zu hoffen, dass wir keine Spiele am Grünen Tisch verlieren. Trainer, Eltern und Spieler müssen oft kurzfristig über die Änderungen informiert werden. All das ist kräftezehrend für alle Beteiligten.“

BBV Nordwest hat betreut auch Basketball-AGs

Silke Koch verweist außerdem auf den zunehmendem Trainingsrückstand und die Wettbewerbsnachteile. Der BBV Nordwest hat vor allem Kinder- und Jugendmannschaften. Zudem werden Basketball-AGs in Grundschulen betreut. Zusammen mit dem Verein SG Rheinstars stellen die vor 15 Jahren gegründeten Nordwestler ein Team in der Jugend-Basketball-Bundesliga. Das alles ist in Gefahr.

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In ihrem vier Seiten langen Brief fordern die Sportler, dass kurzfristig an der Everhardstraße eine mobile Halle als Ersatz errichtet wird. Generell sollten in der Stadt neue Sporthallenprojekte ausreichend groß geplant und die Genehmigungsverfahren dafür beschleunigt werden. „Da muss sich in der Sportstadt Köln endlich etwas bewegen“, schreiben die Unterzeichner. „Die Bezeichnung Sportstadt ist ja fast schon zynisch“, sagt Felix Jansen, Vorsitzender des Vereins Futsal Panthers Cologne, der den Vorstoß der Basketballer sehr begrüßt. Normalerweise ist die Halle Everhardstraße Heimspielort der Panthers, die eine Hallenfußball-Variante mit sprungreduziertem Ball betreiben.

Bickendorfer Halle als Ausweichquartier

In dieser Saison ist der Aufstieg in die Bundesliga als Ziel ausgegeben. Das soll trotz allem in der Ausweichhalle im Bickendorfer Montessori-Gymnasium erreicht werden, deren Atmosphäre mit der des „E-Dome“ nicht zu vergleichen sei. „Die Probleme in der Everhardstraße bestanden ja mindestens schon zehn Jahre. Man hätte also schon längst einen Sanierungsplan in der Schublade haben müssen“, sagt Jansen. Für ihn ist die Situation das Symptom eines viel tiefer gehenden Problems.

Hallensituation ist Thema im Sportausschuss

Über Jahrzehnte seien die Hallen vernachlässigt worden und zu wenig Neubauten entstanden. „Jetzt hinkt man der Zeit hinterher.“ Die Leidtragenden seien die Vereine, die sich um Trainingszeiten bemühen müssten und dabei – wie die Futsal Panthers – auch in Nachbarbezirken vorstellig werden, wo die Situation aber auch nicht unbedingt besser sei. Dass sich die Verwaltung umgehend um die Sanierung der Sporthalle Everhardstraße kümmern soll, forderte die Bezirksvertretung Ehrenfeld auf SPD-Antrag schon im Herbst. Jetzt ist das Thema immerhin auch im Sportausschuss angekommen, wo Grüne, CDU und Volt von der Verwaltung wissen möchten, wie der Zeitplan für eine Nutzbarmachung dieser und weiterer Hallen aussieht und in welcher Form kurzfristige Maßnahmen Abhilfe schaffen könnten.

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