Streit um Fällung in Köln-BickendorfOmas Kirschbaum beschäftigt jetzt die Politik

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Gregor und Maja Klosa (Bild links) kämpfen um ihren Kirschbaum. 

Bickendorf –  „Omas Kirschbaum“, der vom Grünflächenamt zur Fällung freigegebene Süßkirschenbaum in der Kleingartenanlage an der Frohnhofstraße, beschäftigt jetzt auch die Politik. Nachdem der „Kölner Stadt-Anzeiger“ davon berichtet hatte, dass der Baum aufgrund der Bestimmungen in der Kölner Gartenordnung infolge eines Pächterwechsels entfernt werden soll und die Stadt keine Ausnahme zulasse, stellte die Grünen-Fraktion in der Bezirksvertretung Ehrenfeld einen Antrag, um den Baum zu erhalten. Die Stadtverwaltung wurde einstimmig aufgefordert, von ihrem Recht Gebrauch zu machen, eine Ausnahmegenehmigung zu erteilen.

Garten von Großeltern übernommen

Dass dies nicht schon aufgrund der Vorgeschichte des Baumes passierte, verwunderte nicht nur die Bezirksvertreter. Gartenpächter Gregor Klosa und seine Frau Maja haben die Gartenparzelle in der Anlage des Kleingartenvereins Bickendorf von Majas Großeltern nach deren Tod übernommen. Da Pachtverträge jedoch nicht an Nachkommen weitervererbt werden können, galten die Regelungen für einen Pächterwechsel.

Vor der offiziellen Übertragung des Pachtvertrags Mitte 2018 kümmerten sich die Enkelin und ihr Mann bereits um den Garten. „Ich habe schon als Kind im Sandkasten direkt unter dem Baum gespielt“, sagt die junge Frau. Sie erinnert sich, dass der Baum erst spät begonnen habe, Früchte zu tragen. Dafür jetzt umso mehr. Wenn sie in diesen Tagen den Baum sieht, kann sie schon erkennen, dass er im Frühjahr wieder eine beeindruckende Blütenpracht entfalten wird.

Wirges will mit Amtsleiter sprechen

Es spricht vieles dafür, dass es so kommt. Die Bezirksvertreter forderten, dass die Stadt eine Ausnahmegenehmigung erteilen solle. Bezirksbürgermeister Josef Wirges will zudem ein persönliches Gespräch mit dem zuständigen stellvertretenden Amtsleiter führen. Die Ausnahmegenehmigung, den Baum erhalten zu dürfen, war auch schon vom neuen Pächter beantragt, jedoch schon binnen kürzester Zeit abschlägig beschieden worden.

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Auch das kritisierte Grünen-Fraktionsvorsitzende Christiane Martin: „Da ist offensichtlich überhaupt nichts geprüft worden als das entschieden wurde“, stellte die Politikerin fest. Dagegen stellte die Verwaltung dar, es habe im Juli 2018 eine Prüfung gegeben. Ergebnis war, dass der Baum wegen seines Standorts und seiner Breite die Gartennutzung erheblich beeinträchtige. Er sei zudem mehrfach gekappt worden, wodurch er sein natürliches Erscheinungsbild verloren habe und nun sehr anfällig für Pilzbefall und Windbruch sei.

Gesund, blühend und fruchttragend

Christiane Martin kam dagegen nach einem Besuch in der Bickendorfer Anlage zu dem Schluss, der Baum sei gesund, reich blühend und fruchttragend. Also genau das, was ihn für eine kleingärtnerische Nutzung wertvoll mache, auf die sich das Grünflächenamt in seiner Stellungnahme zum Grünen-Antrag berufe. Darin heißt es: „Der ökologische Wert von Bäumen ist unbestritten. Allerdings sind großwüchsige Bäume spätestens dann mit dem zwingend vorgegebenen Kernmerkmal der kleingärtnerischen Bodennutzung unvereinbar, wenn sie die Gewinnung von Obst und Gemüse durch Beschattung oder Durchwurzelung behindern oder verhindern.“

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Am Stamm haben die Klosas ein Insekten-Hotel angebracht. 

Im Falle einer Ausnahmegenehmigung, so die Stadtverwaltung weiter, müsse der Baum in das Eigentum der Stadt übergehen, die dann auch die Verkehrssicherungspflicht habe. Städtische Mitarbeiter müssten den Garten jederzeit betreten können. Zur Kontrolle, Pflege oder notfalls auch zu Fällung. 

Stadt befürchtet Folgekosten

Für Nach- und Nachbarpächter, Verband und Verein sowie für die Stadt Köln habe dies „erhebliche pachtrechtliche und verkehrssicherheitsrechtliche Folgen und Folgekosten“, warnt die Stadt. Daher könnte „nur in außergewöhnlichen Einzelfällen“ die Erlaubnis zum Verbleib erteilt werden.Christiane Martin: „Hier zeigt sich doch schon der Widerspruch. Kirschen sind doch auch Obst.“ Im übrigen stehe der Baum mitten im Garten, störe weder Nachbarn noch die Pächter selbst. „Überhaupt ist es doch absurd und unzeitgemäß, dass in Kleingärten Bäume gefällt werden sollen.“ Die immense Bedeutung von Bäumen für den Klima- und den Artenschutz sei hinlänglich bekannt. Auch vor dem Hintergrund, dass schon viele Bäume in der Stadt durch Dürre und Hitze sehr gelitten hätten, sei es nicht nachvollziehbar, einen offenkundig gesunden Baum zu fällen. Die Kölner Gartenordnung, so Christiane Martin, selbst auch Kleingartenpächterin, werde derzeit überarbeitet. „Hoffentlich steht dieser Unsinn, dass bei Pächterwechsel grundsätzlich Bäume zu entfernen sind, bald nicht mehr drin.“

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