Die Stadt möchte einmalig im nächsten Jahr weniger Anmeldungen an der Gesamtschule in Vogelsang, um andere Schulen zu stärken. Kritik kommt aus der Politik.
Streit um ZügigkeitGesamtschule Wasseramselweg in Vogelsang soll weniger Kinder aufnehmen

Vor der Gesamtschule Wasseramselweg wurden zuletzt neue Skulpturen aufgestellt.
Copyright: Hans-Willi Hermans
Vor sieben Jahren wurde die Gesamtschule am Wasseramselweg gegründet. Nach einem Interimsaufenthalt im „Snake“, einem ursprünglichen Bürogebäude, hat sie im vergangenen Jahr ihren Neubau im Gewerbegebiet Triotop bezogen. 1.300 Schüler lernen dort in sechs Zügen, also mit jeweils sechs Klassen pro Jahrgang. Doch nun soll die Aufnahmekapazität der beliebten neuen Schule beschnitten werden. Die Stadtverwaltung möchte die Zahl der Züge reduzieren. Die Bezirksvertretung Lindenthal hat daher in ihrer vergangenen Sitzung mit einem Dringlichkeitsbeschluss die Verwaltung und den Schulausschuss des Stadtrats aufgefordert, die Sechszügigkeit der Gesamtschule Wasseramselweg weiter zu gewährleisten.
Einmalige Reduzierung der Anmeldezahlen anvisiert
Die Verwaltung betont auf Nachfrage, dass die Eingangsklassen nur im kommenden Schuljahr 2026/27, also einmalig, von sechs auf vier Eingangsklassen abgesenkt werden sollen. Danach wären dann wieder sechs Eingangsklassen möglich. Sie erwarte durch die Kürzung der Kapazität eine bessere Verteilung der Anmeldungen an den unterschiedlichen Gesamtschulen, schreibt Eva Fiedler, Sprecherin der Stadt. Es solle eine ausgewogenere Belegung der Schulen im Kölner Westen erreicht werden. Die Gesamtschule Wasseramselweg sei die einzige Schule in dieser Region, die mit sechs Zügen über der rechtlichen Mindestgröße von vier Zügen liege. Sie sei damit die einzige Schule, an der die Kapazitäten in den Eingangsklassen gesenkt werden könnten.

Die Gesamtschule Wasseramselweg erhält viele Anmeldungen, während andere Schulen unter Kapazität bleiben.
Copyright: Chris Rausch
Während am Wasseramselweg stets viele Schüler und Schülerinnen angemeldet werden, erhalten andere Gesamtschulen im Kölner Westen zu wenig Anmeldungen, wie die Europaschule in Zollstock, die Gesamtschule in Ossendorf und vor allem die Gesamtschule Lindenthal zu wenig Anmeldungen. An der Schule, die räumlich auf zwei Standorte im Stadtbezirk Lindenthal, und zwar in Sülz und Müngersdorf verteilt ist, wurden in diesem Jahr 44 Schüler und Schülerinnen angemeldet, obwohl 108 Plätze zur Verfügung standen.
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Gesamtschule Lindenthal an einem Standort zusammenführen
Die Bezirkspolitik kritisiert das Steuerungsvorhaben der Stadtverwaltung: Die gesamte Organisation und das pädagogische Konzept seien auf sechs Klassen pro Jahrgang in der Sekundarstufe ausgerichtet. Das würde durch die Reduzierung der Züge ausgehebelt. Die Schulverwaltung müsse einen Weg finden, die Anmeldezahlen an anderen Gesamtschulen zu erhöhen, ohne das bewährte Konzept der sechszügigen Gesamtschule Wasseramselweg zu beeinträchtigen.
Die Gesamtschule Lindenthal müsse endlich an einem Standort zusammengeführt und so attraktiver werden, fordert die Bezirksvertretung. Die Verwaltung solle Möglichkeiten evaluieren und einen qualifizierten Vorschlag machen, wie der zusätzliche Platzbedarf an einem Standort zur Verfügung gestellt werden könnte. Friedhelm Hilgers, Vorsitzender der SPD-Fraktion, kritisierte, dass die Verwaltung die Anmeldezahlen an Gesamtschulen administrativ beeinflussen wolle. Der Elternwille müsse schließlich die entscheidende Rolle spielen. Wenn überhaupt müsste eine Reduzierung der Züge durch Anmeldezahlen begründet sein.
Cornelia Weitekamp (Grüne) fand klare Worte: „Es ist ein absolutes Unding, eine Gesamtschule, die sechszügig genehmigt wurde und betrieben wird und die ihr gesamtes Programm mit einem umfassenden Kursangebot darauf ausgerichtet hat, zu kürzen, um eine notleidende Gesamtschule vergrößern zu können.“
Schulausschuss- und Ratsmitglied Bärbel Hölzing (Grüne) sieht die Pläne der Stadtverwaltung ebenfalls kritisch: „Die Entscheidung, die Gesamtschule Lindenthal an den zwei Standorten einzurichten, war etwas unglücklich. Die Schule macht eine sehr gute Arbeit. Letztendlich entscheiden die Eltern über die Schulwahl, auch nach der Länge des Schulweges.“ Überlegungen werden schon angestellt, wie man die Gesamtschule in Lindenthal an einem Standort zusammenführen könne. „Es sollte aber kein Kniff angewendet, werden, mit dem eine gut funktionierende Gesamtschule, wie die am Wasseramselweg eingekürzt wird“, betont Hölzing. „Wir glauben, dass Eltern bei einem geringeren Angebot an Gesamtschulplätzen auch auf Gymnasien ausweichen.“

