Der umgestaltete Kleingarten in Vogelsang bietet Schulen und Kitas Lernmöglichkeiten zu Artenvielfalt, Obst- und Gemüseanbau.
EröffnungNabu Köln verwandelt Problem-Parzelle in Vogelsang in Natur-Lehrgarten

Zahlreiche Gäste waren zur Eröffnung des Naturgartens in die Kleingarten-Anlage gekommen.
Copyright: Hans-Willi Hermans
Toll, mit Lehm und Wasser herummatschen macht richtig Spaß, und gleich hinter dem Tor zum Garten erfüllt das Kinderspiel sogar noch einen praktischen Zweck: „Der Lehm ist für das Bienenhotel gedacht. Da werden noch Löcher reingebohrt, einige Arten fühlen sich darin richtig wohl“, erklärt Jörg Siemers vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu). Danach baut Kira Reisner vom Bergheimer Verein ASH Sprungbrett mit den Pänz aus Blumentöpfen, Stricken und Holzwolle noch Nistplätze für Ohrenkneifer und gibt dazu Einblicke in deren Ernährungsweise: „Läuse mögen die ganz besonders gern.“
Ähnliche Aktionen sollen in dieser Parzelle des Kleingartenvereins Erntesegen bald schon an der Tagesordnung sein. Denn der Nabu hat den Kleingarten nahe der Bahntrasse Richtung Mönchengladbach gepachtet und eröffnet hier an diesem sonnigen Nachmittag seinen stadtweit zweiten Natur-Lehrgarten. Der erste befindet sich im städtischen Gartenlabor an der Olpener Straße in Höhenberg: Schulklassen, Kita-Gruppen, aber auch Vereine werden eingeladen, damit sie naturnah etwas über Artenvielfalt oder Obst- und Gemüseanbau lernen. Inklusive Kräuterspiralen bauen und Insektenhotels zimmern.
Problem-Garten wird zur neuen Chance für Naturfreunde
Auf Initiative von Marion Gremse vom Vorstand der Kölner Nabu-Ortsgruppe ist das nun auch im Linksrheinischen möglich. Gremse lebt in Vogelsang und sprach Ende 2022 einfach mal Mitglieder der örtlichen Siedlergemeinschaft an, die die Kleingärten im Auftrag der Stadt verpachtet. Die Wartelisten sind lang, normalerweise müssen Bewerber jahrelang warten. Aber da gab es ja noch diesen Problem-Garten: „Wir hatten mal einen Pächter, der hat den einfach verwildern lassen und Bambus angepflanzt“, erklärt Roland Pöcher von der Siedlergemeinschaft, der sich schließlich eigenhändig mit der Schubkarre an der Wiederherstellung der Parzelle beteiligte.
Ein aufwendiges Unterfangen, denn Bambus sieht zwar ganz nett aus, bildet aber massenhaft Ausläufer, die nur schwer zu entfernen sind. Zahlreiche ehrenamtliche Helfer schauten vorbei, Marion Gremse schätzt, dass alle zusammen rund 2500 Stunden in dem Garten geackert haben. „Aber ohne die Hilfe der Bezirksvertretung wäre nichts gegangen.“ Im Juni 2023 bewilligten die Ehrenfelder Bezirksvertreter 25.000 Euro aus dem Topf der Mittel zur Verbesserung des Klimas in den Stadtteilen, „Bezirksbürgermeister Spelthann ist sogar mit dem Rad hergekommen, um sich den Garten anzusehen“, berichtet Gremse.

Kira Reisner (Mitte, knieend) leitet die Kinder beim Basteln von Nistplätzen für Ohrenkneifer an.
Copyright: Hans-Willi Hermans
Vor allem konnte man nun einen großen Bagger anmieten, um dem Bambus endgültig den Garaus zu machen, außerdem wurden mit dem Geld noch ein Gartenhaus angeschafft, ein Unterstand gebaut und ein Teich sowie mehrere Beete angelegt. „Dann haben Mitarbeiter von VW im Rahmen eines Social Day noch einen Komposthaufen angelegt, in strömendem Regen“, so Gremse.
In seinem Grußwort zur Eröffnung betont Volker Spelthann, dass Grünflächen zum Anbau von Obst und Gemüse zum „Gründungsmythos“ des Stadtteils Vogelsang gehörten. Der wurde in den 1930er Jahren für Selbstversorger hochgezogen und weise deshalb „eine ‚beinahe vorbildliche Grünstruktur‘ auf“, so Spelthann. Was die Schaffung von Grünflächen angehe, sei man derzeit bei größeren Neubauvorhaben zwar allgemein auf einem guten Weg. Aber wichtig sei eben auch die Umweltbildung, sie schärfe „den Blick für die Pflege und den Wert des Grüns in der Stadt.“
Laut Marion Gremse soll genau das im Juli in der Parzelle an der Vogelsanger Straße in größerem Maßstab losgehen, dann werde man mit den umliegenden Schulen und Kitas ein Programm entwickeln. Nabu-Mitglieder, aber auch externe Referenten sollen die Besucher informieren und anleiten. „Für Material und Honorare muss man da schon mit Kosten in Höhe von zwei- bis dreitausend Euro im Jahr rechnen“, meint Horst Bertram, der Kölner Nabu-Vorsitzende. „Aber dafür haben wir ja Mitglieder-Beiträge.“ Infos zu den Veranstaltungen gibt es dann auf der Website des Vereins.