Entwurf für Köln-RodenkirchenBrücke könnte „nationale Strahlkraft“ erlangen

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So könnte die Rodenkirchener Brücke nach einem Umbau aussehen.

Köln – Wenn alles gut geht, könnten in einigen Jahren Händler ihre Stände auf der Rodenkirchener Brücke eröffnen. Passanten flanieren auf Grünflächen über dem Fluss. Der Autoverkehr fließt in einem achtspurigen Tunnel unter dem Rhein von Rodenkirchen ins Rechtsrheinische, während auf der Brücke eine kleine Elektrobahn fährt. Die Vision des CDU-Landtagsabgeordneten Oliver Kehrl, über die der „Kölner Stadt-Anzeiger“ vor gut einer Woche berichtete, hat zahlreiche Reaktionen im Internet und bei Experten hervorgerufen.

„Es hat mich umgehauen, wie gut das Ding aufgenommen wurde“, sagte Kehrl dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. „Sehr gutes Konzept. Sehe High Line in New York von Piet Oudolf“, lobt ein Nutzer auf Facebook. „Ich finde die Idee super. Würde mir so ein Vorzeigeprojekt für Köln wünschen. Aber bitte vernünftig planen“, schrieb ein anderer. Andere kritisieren die Kosten, die Kehrl auf zwei Milliarden Euro schätzt, oder glauben nicht daran, dass man das Projekt umsetzen könne.

Kölner Wirtschaftsförderung begrüßt Brücken-Entwurf

Die Kölner Wirtschaftsförderung kann dem Projekt viel abgewinnen: „Es wäre eine Sehenswürdigkeit mit hoher nationaler Strahlkraft“, sagte Köln-Business-Sprecher Steffen Eggebrecht. Die Brücke wäre auch ein Signal für die Lebensqualität der Wirtschaftsmetropole, um Fachkräfte nach Köln zu ziehen.

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Auf der Rodenkirchener Brücke könnten Cafés und Sportplätze entstehen.

Hintergrund von Kehrls Idee sind Pläne, die Rodenkichener Brücke auszubauen. Derzeit verfügt sie über sechs Spuren, Planer würden sie gerne auf acht erweitern. Doch einem statischem Gutachten der zuständigen Autobahn GmbH zufolge würde die Brücke die Last von acht Spuren nicht tragen können. Da die Brücke unter Denkmalschutz steht, könnte sie auch nicht so einfach abgebrochen und ersetzt werden. Zumal ein Abriss wohl zu Unmut unter der Rodenkirchener Bevölkerung führen würde. Denn vielen gilt die Autobrücke mit dem typischen Grünstrich als Wahrzeichen des Viertels.

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Kein Wunder also, dass der Plan dem Vorsitzenden der Aktionsgemeinschaft (AG) Rodenkirchen, Wolfgang Behrendt, gut gefällt. „Ich finde die Idee prinzipiell sehr gut.“ Die Brücke sei derzeit schon ausgelastet und der Verkehr werde künftig vermutlich zunehmen. Für die Anwohner wäre der Tunnel ein Gewinn, denn sie litten erheblich unter dem Verkehrslärm. „Wenn man im Garten sitzt, hört man nur Autobahn.“ Und zu den Kosten sagt der AG-Vorsitzende: „Wenn Köln Weltstadt werden will, braucht es besondere Projekte.“

Rodenkirchener Brücke

Die Autobahn 4 auf der Rodenkirchener Brücke  soll auf acht Spuren verbreitert werden.

Andere sehen das Projekt kritischer. „Die Idee wirkt sympathisch, ist aber nicht nachhaltig“, sagt Ralph Herbertz vom Verkehrsclub Deutschland. Mit den Milliarden Euro, die für den Tunnel ausgegeben werden müssten, könnte man zahlreiche andere Verkehrsprojekte, etwa den öffentlichen Nahverkehr, anschieben. Andererseits glaubt Herbertz, dass die Brücke mit sechs Spuren auch künftig ausreichen wird, weil sich die Mobilität künftig weg vom Auto bewegen werde. Mehr Homeoffice, mehr Carsharing, mehr Busse und Bahnen und eine andere Sicht der Kölner auf den Verkehr würden den Trend beeinflussen.

„Man sollte die Idee prüfen und analysieren“, sagt Roman Suthold vom ADAC. Gleichzeitig sieht er verwaltungstechnische Probleme. So seien in den vergangenen Jahren aus Kosten- und Sicherheitsgründen nur wenige Tunnel an Autobahnen realisiert worden. Ein abschreckendes Beispiel sei der Lövenicher Tunnel gewesen, der zunächst als Einhausung geplant gewesen sei. Während des Baus habe sich ein schwer wiegendes Unglück im Tunnel am Mont Blanc ereignet. In der Folge habe die EU die Sicherheitsmaßnahmen erhöht, die Einhausung in Lövenich musste für viel Geld zum Tunnel umgebaut werden. „Das heißt aber nicht, dass es nicht geht. Andere Länder wie die Schweiz und Österreich bauen auch Tunnel.“

IHK reagiert skeptisch

Dieter Maretzky, Vorsitzender der Rodenkirchener Bürgergemeinschaft, sieht das Projekt nüchtern. „Es ist eine schöne Idee, sie ist aber unrealistisch.“ Fraglich sei, wer so viel Geld zahle. Auch Ulrich Soénius, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK, ist wegen der Kosten skeptisch. „Für einen Tunnel kann man zehn Brücken bauen.“ Zudem sei das Gefahrengut in Tunnelbauten ein Problem, das in Köln wegen der Chemie-Unternehmen oft transportiert werde. Die IHK setzt daher zunächst einmal auf die Brücke, die südlich von Köln entstehen soll. Mit der sogenannten Rheinspange sollen die rechtsrheinische A59 und die linksrheinische A555 mit einer Rheinbrücke verbunden werden. Noch ist aber nicht klar, wo die Brücke entstehen soll.

Kehrl bringt zur Finananzierung des Tunnels einen Kredit oder eine öffentliche-private Partnerschaft ins Spiel. Dabei würden private Firmen den Tunnel bauen, den die Stadt dann zurückmieten würde.

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