Erzbistum KölnWoelki zur Last-Minute-Visite in Rom

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Kardinal Rainer Maria Woelki

Kardinal Rainer Maria Woelki

Köln – Die Rückkehr von Kardinal Rainer Woelki als Erzbischof am Aschermittwoch (2. März) ist nach Angaben von Bistumsverwalter Rolf Steinhäuser ausgemachte Sache. Es gebe jetzt Klarheit, schreibt Steinhäuser in einem Brief an die Mitarbeitenden der Bistumsverwaltung. Das auf den 23. Februar datierte zweiseitige Schreiben liegt dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ vor. 

Wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“ zudem erfuhr, hielt Woelki sich an diesem Donnerstag (24. Februar) erneut zu Gesprächen in Rom auf, genau wie der Münsteraner Bischof Felix Genn, Mitglied der für die Causa Woelki zuständigen Bischofskongregation und dienstältester Bischof der Kölner Kirchenprovinz. Spekulationen, dass Woelki und/oder Genn auch eine Audienz bei Papst Franziskus hatten, ließen sich nicht erhärten. 

Steinhäuser hat laut seinem Schreiben an die Mitarbeitenden keine Kenntnis, wie Woelki die folgende Zeit gestalten will. Dazu habe ihm der Kardinal „nichts mitgeteilt“.

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Verfahrene Situation

„Jetzt haben wir zwar die notwendige Klarheit, aber keine gute Situation für ein hilfreiches Gespräch miteinander“, schreibt der Weihbischof in seinem Brief zum Abschied als „Apostolischer Administrator“ (Bistumsverwalter) und erklärt, am Nachmittag des Aschermittwochs (2. März) werde er die Amtsgeschäfte an den Erzbischof zurückgeben.

Dass Woelki in der kommenden Woche aus seiner vom Papst festgelegten knapp fünfmonatigen Beurlaubung zurückkehrt, kann damit endgültig als ausgemachte Sache gelten. Auch wenn der Vatikan oder der Papst selbst sich dazu öffentlich nicht eigens verhalten haben, war das Ende von Woelkis „geistlicher Auszeit“ in einem Dekret aus dem vorigen September von vornherein klar terminiert. Umso bemerkenswerter, dass Steinhäuser in seinem Brief von bis zuletzt fehlender Klarheit spricht.

Rolf Steinhäuser: Mission impossible

Die von Papst Franziskus „geistliche Auszeit“ sollte angesichts einer schweren Vertrauens- und Führungskrise im Erzbistum Gelegenheit zur Einkehr, Versöhnung und Erneuerung bieten. Steinhäuser sollte für einen Neuanfang den Weg bereiten. Angesichts der ihm vom Vatikan auferlegten Verhaltensregeln sprach er jedoch von einer „Mission impossible“. So verbot ihm der zuständige Präfekt der Bischofskongregation, Kardinal Marc Ouellet, den Kontakt mit Woelki, es sei denn, zur Freundschaftspflege.

Über die aktuelle Lage im Bistum und die Zukunft durfte Steinhäuser ausdrücklich nicht mit Woelki sprechen. Damit, so erklärte der 69-Jährige am Dienstag in der Kölner Karl-Rahner-Akademie, habe es für ihn auch keinen Bedarf für einen vertieften Austausch gegeben. Er sei mit Woelki nicht befreundet, sondern habe eine sachliche Beziehung. Bis auf einen Weihnachtsgruß und gute Wünsche für Woelkis 30-tägige Exerzitien im vorigen November habe er deshalb tatsächlich nicht mit Woelki kommuniziert.

Kein Bescheid aus Rom

In dieser Ungewissheit, so Steinhäuser in seinem Brief, habe er ein Gespräch mit den Mitarbeitenden im Generalvikariat über die Zeit nach Woelkis Wiederkehr bis auf den letztmöglichen Tag vor dem Karneval verschoben – und dann ganz abgesagt, erklärt Steinhäuser.

Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ liegen ihm keine Auskünfte aus Rom vor. Einen Bericht zur Lage hatte er vor einigen Wochen an Kardinal Ouellet übergeben. Zu einem Gespräch mit dem Papst kam es nicht. Woelki hielt sich vor kurzem ebenfalls zu einer Unterredung mit Ouellet in Rom auf. Gerüchteweise soll es jetzt noch eine Begegnung Woelkis mit dem Papst geben. Auch andere deutsche Bischöfe hätten in diesen Tagen Audienzen bei Franziskus, unter ihnen Münsteraner Bischof Felix Genn, der der Bischofskongregation angehört und ein enges Verhältnis zu Kardinal Ouellet hat.

Woelki kündigt Hirtenbrief an

Was Steinhäusers Wissensstand betrifft, lässt er im Brief an die Mitarbeiter keinen Zweifel: Was Woelki nach dem 2. März vorhabe, wisse er nicht, schreibt Steinhäuser. Auch der Inhalt eines Hirtenbriefs, den Woelki angekündigt hat, sei ihm unbekannt. „Weitere Informationen über die Gestaltung der kommenden Zeit hat mir der Erzbischof nicht mitgeteilt.“ Vom Bistum sei allerdings „eine Reihe von Gremienterminen geplant und seitens der Gremien auch vorbereitet“.

Unter diesen Umständen, so Steinhäuser weiter, habe er ein „sinnvolles und hilfreiches Gespräch“ mit den Mitarbeitenden für unmöglich erachtet. Kurz vor der Amtsübergabe hätte „fast jede Äußerung meinerseits missverständlich erscheinen lassen und mich zum ‚stummen Fisch‘ gemacht, der auf Ihre Gefühle und Meinungen nicht angemessen reagieren kann“. Mit anderen Worten: Steinhäuser befürchtete offenbar einen Rollen- und Loyalitätskonflikt, wenn die Mitarbeitenden ihm ihr Herz ausgeschüttet hätten.

„Gemeinsame Ohnmachtserfahrung“

Die ihm schon bekannten Rückmeldungen werde er natürlich an Woelki weitergeben, versichert Steinhäuser. In bemerkenswerter Offenheit spricht er aber auch von einer „gemeinsamen Ohnmachtserfahrung“ und bietet den Mitarbeitenden an, dass sie sich mit Wahrnehmungen „zur Situation im Haus und Bistum“ auch jetzt und in Zukunft „sehr gerne“ an ihn wenden könnten: „Bitte nur ‚persönlich/vertraulich‘, im Briefumschlag; ggfls. auch anonym“.

„Nachdem die allgemeine Lage geklärt ist, müssen wir meines Erachtens erst einmal wieder in eine Form von Alltag finden“, schreibt Steinhäuser. Dann allerdings werde „ein Gespräch mit den dann Verantwortlichen wieder durchaus sinnvoll und notwendig.“ Gemeint sind hier offenkundig Gespräche mit Woelki. Auch die leitenden Pfarrer im Erzbistum vereinbarten nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ solche Dialoge mit dem Kardinal jeweils mit einer kleinen Runde von Geistlichen.

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Zu den Erfolgsaussichten hatte Steinhäuser erst am Dienstag in der Kölner Karl-Rahner-Akademie“ eine unverblümte Einschätzung parat: „Würde es für Kardinal Woelki einen gecoachten Wiedereinstieg geben, und er würde sich an die Spielregeln halten, wäre ich nicht völlig der Meinung, dass das nicht gehen könnte“, sagte der Weihbischof. „Nur dazu muss man die Spielregeln erst haben und akzeptieren.“ 

Seinen Brief schließt Steinhäuser mit der Hoffnung, „wir halten alle durch und verlieren weder den Mut noch die Freude“. Und: Am Aschermittwoch „ist noch lange nicht alles vorbei“.

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