Die Stadt Köln hat zwar die Ampelschaltungen angepasst, die Situation vor Ort hat sich aber trotzdem nicht entscheidend verbessert.
Bei Philharmonie-KonzertenFahrradstraße sorgt für Rückstau vom Kölner Dom bis zum Rheinufer

Bei großen Konzerten in der Philharmonie gibt es einen Rückstau bis auf die Rheinuferstraße.
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Bis zum Beginn des Konzerts in der Kölner Philharmonie von Violinistin Isabelle Faust und dem WDR-Sinfonieorchester sind es am Freitagabend noch mehr eineinhalb Stunden. Die Straßen rund um das Konzerthaus sind da allerdings bereits dicht. Vor der Tiefgarage am Dom stauen sich die Autos gut 150 Meter über die Trankgasse bis zur Rheinuferstraße zurück.
Sperrung der Trankgasse sorgt für Nadelöhr vor den Parkhaus-Einfahrten
Als die Autofahrer weiter hinten erkennen, dass das Parkhaus voll ist, wenden einige von ihnen, fahren dabei in den Gegenverkehr und erzeugen so auch auf der Gegenfahrbahn Stau. Das Hupkonzert wird jetzt besonders laut. Als dann auch noch der Fahrer der Bimmelbahn den Stau vor dem Parkhaus überholen möchte und dafür auf der Gegenfahrbahn fährt, weicht der Verkehr auf den Gehweg aus. Passanten beschweren sich lauthals und mit wütenden Gesten.

Stau an der Einfahrt zur Tiefgarage am Dom
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Solche Szenen seien keine Seltenheit, sagt Heinrich Ingheim. Er besucht regelmäßig die Philharmonie, auch an diesem Abend: „Die Stauprobleme sind seit Jahren dieselben, da tut sich nichts.“ Von den angeblichen Verbesserungen der Stadt merke er nichts. Auch Carola Eichstädter steht am Freitag „mal wieder genervt“ im Stau. „Um pünktlich zum Konzert zu kommen, plane ich immer so, dass ich mindestens eine Stunde vor Konzertbeginn an der Philharmonie ankomme. Wahnsinn!“
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Findet in der Kölner Philharmonie ein großes Konzert statt, dann staut sich der Autoverkehr auf der Rheinuferstraße bis hinter dem Breslauer Platz. Wer sein Fahrzeug im Philharmonie-Parkhaus oder in der Tiefgarage am Dom abstellen will, muss zwangsläufig hinter dem Musical Dome in die Trankgasse abbiegen, um zu den jeweiligen Einfahrten zu gelangen. So bildet sich ein Nadelöhr, das zu einem erheblichen Rückstau führt.
Die Situation besteht, seit es nicht mehr möglich ist, die Trankgasse mit dem Auto auch von der anderen Seite aus über die Marzellenstraße oder die Komödienstraße zu erreichen. Verkehrsdezernent Ascan Egerer hatte die Trankgasse wie berichtet im Jahr 2023 für den Durchgangsverkehr sperren lassen, seitdem handelt es sich um eine Fahrradstraße. Nur Autofahrer, die die Tiefgarage unter der Domplatte verlassen wollen, dürfen noch rechts auf die Trankgasse abbiegen. Dann fahren allerdings auch sie auf das Nadelöhr zu.

Verkehrsführung an der Trankgasse
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Im Juni 2024 hatte sich Konzertveranstalter Martin Blankenburg darüber beschwert, dass seine Kunden vor Konzerten in der Philharmonie bis zu anderthalb Stunden im Stau stehen würden. Das Mobilitätsdezernat kündigte daraufhin an, ein externes Ingenieurbüro beauftragen zu wollen, um die Situation zu verbessern. Die Stadt änderte daraufhin die Beschilderung und passte das Parkleitsystem auf die derzeitige Verkehrsführung und die veränderten Verkehrsmengen an. Auch die Steuerung der Ampelanlagen in den Bereichen Konrad-Adenauer-Ufer/Trankgasse und Am Domhof/Trankgasse sei mit neuen Signalprogrammen umgestellt worden, sagt ein Stadtsprecher auf Anfrage.
„Die Situation hat sich nach der Ampelumstellung ein bisschen verbessert, aber wenn mehr als 1500 Zuschauer zu einem Konzert kommen, dann stauen sich die Autos bis zur Rheinuferstraße“, sagt Blankenburg. Er hält die Einrichtung der Fahrradstraße nach wie vor für einen Fehler. „Da fährt nur ganz selten ein Radfahrer entlang, meiner Ansicht nach wird damit nur der Zugang zu einem Kölner Kultur-Highlight unnötig erschwert.“
Dass trotz der neuen Ampelsteuerung bei größeren Konzerten in der Philharmonie nach wie vor ein Rückstau entsteht, räumt auch die Stadt Köln ein. „Bekannt ist weiterhin vereinzelt auftretender gestörter Verkehrsfluss im Bereich der Tunnel östlich des Doms bei erhöhtem Veranstaltungsverkehr“, sagt der Stadtsprecher.
ADAC-Verkehrsexperte Roman Suthold kritisiert den Umgang der Stadtverwaltung mit der Trankgasse. „Man muss kreativer sein, als einfach neue Schilder aufzuhängen, zumal diese noch mehr Verwirrung stiften“, sagt er. Vor Ort habe er selbst beobachten können, dass Autofahrer trotz der neuen Beschilderung mit der Verkehrsführung nicht zurechtgekommen seien. Teilweise seien sie einfach trotzdem über den für Autos gesperrten Abschnitt der Trankgasse gefahren.
Verkehrsexperte schlägt als Lösung temporäre Freigabe für Autofahrer vor
Suthold bringt jenseits seiner Kritik auch zwei konstruktive Lösungsansätze in die Diskussion ein. „Eine Lösung könnte sein, dass bei großen Konzerten auf der Trankgasse temporär doch wieder Autos unterwegs sein dürfen“, sagt er. Aus seiner Sicht würde sich dafür ein Telematiksystem eignen. Dann könnte die Stadt die Verkehrsführung auch aus der Ferne steuern, sodass Autofahrer die Trankgasse aus Richtung Westen und Norden weiterhin grundsätzlich nicht befahren dürften, die Regelung bei großen Veranstaltungen dann aber vorübergehend aufgehoben wäre. „Im Zweifel sollte sich das Mobilitätsdezernat aber auch eingestehen, dass die neue Verkehrsführung nicht funktioniert und sie zurücknehmen“, sagt Suthold. Köln sei auf die Wirtschaftskraft von Einpendlern angewiesen. „Die Stadt Köln fokussiert sich sehr auf die Innenstadt und überzieht es dort auf Kosten der Menschen, die weiter draußen wohnen und im Zweifel auf das eigene Fahrzeug angewiesen sind“, sagt Suthold. Die Erreichbarkeit zentraler Orte wie der Philharmonie müsse auch mit dem Auto gewährleistet bleiben.
Die Stadt Köln hat sich unterdessen für eine andere Lösung entschieden. Das Ende 2024 vom Mobilitätsdezernat beauftragte Ingenieurbüro hat zur Verbesserung des Verkehrsflusses vorgeschlagen, eine zweispurige Linksabbiegeführung in Fahrtrichtung Gulliver-Tunnel und Rheinufer neu einzurichten. Einen konkreten Zeitpunkt für die Umsetzung konnte die Stadt jedoch nicht nennen. Und so werden die Autofahrer, die an Konzertabenden in die Altstadt fahren wollen, vorerst weiter im Stau stehen.

