„Leute sind wirklich sehr geduldig“So erleben Reisende Flüge vom Flughafen Köln/Bonn

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Die Schlangen am Flughafen sind weiterhin außergewöhnlich lang.

Köln – Rund 37.500 Menschen wurden am Montag im Flughafen Köln/Bonn abgefertigt. Fast alle von ihnen haben von den mitunter chaotischen Zustände in den Flughäfen NRWs gehört – und waren auf ähnliches am Wochenanfang vorbereitet. Bis zu einer Stunde mussten viele vor dem Sicherheitsbereich in Terminal 1 in einer phasenweise mehrere Hundert Meter langen Schlange warten. Die Passagiere nahmen es mit bewundernswertem Gleichmut zur Kenntnis.

„Wir wussten ja, was auf uns zukommt“, sagte etwa Volker Altwicker, der mit Frau Martina und Tochter Lena auf die griechische Insel Kos in den Urlaub flog. Deshalb hatten sie sich viereinhalb Stunden, bevor ihr Flug ging, in ihrer Heimat Windeck im Rhein-Sieg-Kreis nach Köln-Wahn aufgemacht. „Ich wollte den Flug eigentlich stornieren. Aber nur wegen Corona, weil ich in einer Arztpraxis arbeite“, erzählte Martina Altwicker.

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Volker, Martina und Lena Altwicker.

Das habe sie dann aber doch nicht gemacht, und die Wartezeit sei nun wirklich kein Grund, auf die Reise zu verzichten. „Ich bin maximal entspannt“, sagte ein Bundeswehr-Soldat, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen wollte. Er war dienstlich nach Hamburg unterwegs. „Ich fliege viel. Normalerweise komme ich eine Stunde vorher, jetzt eben drei.“ Natürlich seien einige wenige „etwas aufgeregt“ wegen der Warterei. „Die haben aber wohl keine Nachrichten gelesen“, vermutete er.

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Flughafen Köln/Bonn: Schon fünf Stunden vor Abflug anwesend

Ildo Tota aus Köln wollte „ganz auf Nummer sicher gehen“. Sagenhafte fünf Stunden vor Flugbeginn betrat er den Airport. „Ich fliege für einen Kurz-Trip nach Barcelona“, sagte er. Da wolle er sich unter keinen Umständen schon am Flughafen stressen lassen. Auch Brian Ramadhana blieb locker, dabei lief es bei ihm ganz und gar nicht rund. In Budapest standen er sowie seine Mutter und seine Schwester eine Stunde lang im Flugzeug auf dem Rollfeld.

„Aus technischen Gründen“, hieß es, wie der Fitnessstudio-Besitzer, dem man seinen Beruf ansieht, auf Englisch sagt. In Köln hätten sie deswegen den Anschlussflug nach Berlin, ihrem eigentlichen Reiseziel, verpasst, und mussten nun den nächsten Flieger nehmen. „Die Warteschlage ist verrückt. Aber es geht ja voran“, sagt Ramadhana, der ursprünglich aus Indonesien stammt. Insgesamt wird seine Reise rund fünf Stunden länger dauern als geplant. Da, wo Brian Ramadhana herkommt, wollten die Kölner Caro und Nat hin: nach Budapest. Die beiden machten es sich in der Schlange gemütlich. „Wir warten jetzt hier anderthalb Bierlängen“, grinste Caro und hielt eine Kölschflasche hoch.

„Die Leute sind wirklich sehr geduldig“

Nach einer Hochphase am Vormittag hatte sich die Lage gegen Nachmittag merklich entspannt. Die Schlange vor dem Sicherheitsbereich schrumpfte auf etwa 200 Meter, zeitweise war sie mehr als doppelt so lang. „Und es geht ja ganz gut weiter“, stellten Fabienne und Sascha fest, die als Betriebsräte zu ihrer Firma, einem Laborgeräte-Hersteller, nach Hamburg unterwegs waren. „Die Leute sind wirklich sehr geduldig“, lobte ein Mitarbeiter eines Sicherheitsunternehmens, der die Wartenden in Empfang nahm.

Seine Kolleginnen und Kollegen waren es allerdings auch, beantwortete alle Fragen der Passagiere, beruhigten, erklärten, führten Familien mit Kindern und Menschen, die nicht gut zu Fuß waren, zu einem gesonderten Zugang, damit sie nicht ganz so lange warten mussten. Auch eine Stewardess hatte mit mehr Empörung der Fluggäste gerechnet. „Wenn man in den Urlaub will und die Menschenmengen hier sieht, kann man schon mal die Nerven verlieren“, wusste sie.

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„Doch es gab nur wenige Beschwerden, die allermeisten nehmen es einfach wie es kommt.“ Durch die Scheiben war ein Mann zu sehen, der es bereits in den Sicherheitsbereich geschafft hatte und auf das Boarding wartete. Er vertrieb sich die Zeit in einer ruhigeren Ecke mit eleganten Tai-Chi-Übungen.

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