Geheimnis Kölner DomAls dreiste Diebe die Opferstöcke plünderten

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Die Spenden im Kölner im Dom locken immer wieder Diebe auf den Plan.

Die Spenden im Kölner im Dom bringen manche Menschen auf falsche Gedanken.

Die Kölner Ex-Dombaumeisterin Barbara Schock-Werner erklärt, wie sie gegen Diebe vorging– und warum der Opferstock Wildpinkler anlockt.

Bis um das Jahr 2010 standen für Spenden im Kölner Dom Opferstöcke ganz unterschiedlichen Typs. Gemeinsam war ihnen: Sie wurden regelmäßig von Dieben geleert, die sich dafür verschiedener Methoden bedienten. Sehr beliebt, der Faden-Trick: Einen mit Klebstoff versehenen Faden in den Geldschlitz einführen, bis er Münzen oder Scheine berührt, und dann vorsichtig herausziehen. Das erfordert natürlich eine ruhige Hand.

Einfacher deshalb, der Zewa-Trick: den Opferstock bis obenhin mit Papier zustopfen, dann warten, bis jemand Geld hineinwirft, das dann ganz oben auf dem Füllmaterial landet und leicht weggenommen werden kann.

Ziemlich aufwendig das Ganze, finden Sie? Ich auch. Aber angesichts einer beachtlichen Summe, die Jahr für Jahr an Spenden für den Kölner Dom hereinkommt, lohnte sich der Einsatz für die Langfinger. Das Erzbistum weist die Einnahmen aus den Opferstöcken im Kölner Dom nicht eigens aus, nennt aber in seinem Finanzbericht einen Gesamtbetrag von 1,42 Millionen Euro aus „Kollekten, Opferstockeinnahmen, Spenden“.

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Kölner Dom: Diese Stelen kann niemand wegtragen

Um dem Klau zu begegnen, bekam ich den Auftrag, mir etwas Diebstahlsicheres auszudenken. Außerdem sollten die schwarzen Blechkästen, die nach nichts aussahen, durch etwas Ansehnlicheres ersetzt werden. In Zusammenarbeit mit der Hochschule für Design entwarfen deren Studenten rechteckige Stelen aus Stein, in die oben in der Mitte etwas überstehende Edelstahlkästen eingelassen sind.

Die trägt schon mal keiner mehr weg. Auch das war nämlich immer wieder versucht worden. Die Stelen am Eingang sind mit Maßwerk-Ornamenten verziert. Die anderen, an verschiedenen Stellen im Kölner Dom verteilt, haben eine glatte Oberfläche. Eine zusätzliche Gestaltungsidee der Studenten war es, die Bitte um Spenden in den verschiedensten Sprachen auf den Metallbehältern einzugravieren.

Diese Sammelstelle im Kölner Dom wirkt nicht ganz so modern.

Diese Sammelstelle im Kölner Dom wirkt nicht ganz so modern.

Kölner Dom: Kleine Safes oder Tresore

Bei diesen handelt es sich im Grunde um kleine Safes oder Tresore, die eigens von einer Schweizer Spezialfirma gebaut wurden. Der Einwurfschlitz für das Geld auf der Oberseite liegt an der Seite. Darunter befindet sich ein abwärts gerichtetes Zickzackband mit kleinen Krallen, an denen eingeworfene Münzen hängen bleiben, wenn jemand versucht, sie herauszuziehen. Und für Geldscheine ist die Öffnung so klein, dass man sie zwar hinein-, aber nicht wieder herausbekommt.

Die Schließvorrichtung an der Schmalseite kann immer nur von zwei dazu Befugten gleichzeitig mit je einem eigenen Schlüssel bedient werden. In der Regel sind das der Küster und einer der Domschweizer oder ein Vertreter der Domrendantur, also der für die Finanzen des Kölner Doms zuständigen Fachstelle.

Dombaumeisterin als Tresor-Sachverständige

Dass ich als Dombaumeisterin zur Tresor-Sachverständigen werden würde, hätte ich vor meinem Amtsantritt auch nicht gedacht. Aber am Kölner Dom lernt man eben ständig dazu. Zu den Erkenntnissen, auf die ich gut hätte verzichten können, gehören die schier unerschöpflichen Möglichkeiten der Zweckentfremdung: Die alten Opferstöcke mit ihrer halbkugeligen Form brachten doch tatsächlich mal einen Rüpel dazu, hineinzupinkeln. Auch das geht nun nicht mehr. Aber Sie sehen meine These bestätigt: Am Kölner Dom gibt es nichts, was es nicht gibt.

Geheimnis Kölner Dom – die Serie

Den Kölner Dom kennt jeder. Aber wie gut kennen sich die Kölnerinnen und Kölner wirklich aus in „ihrer“ Kathedrale? Dombaumeisterin a.D. Barbara Schock-Werner erzählt die spektakulärsten und spannendsten Geschichten. Das Buch Dom-Geschichten mit den gesammelten Kolumnen von Barbara Schock-Werner können Sie im KSTA-Shop kaufen.

Dieser Text ist zuerst im August 2019 im Kölner Stadt-Anzeiger erschienen.

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