Der Brandanschlag auf die umstrittene Platane am historischen Bahnhof Belvedere hat auch das Baudenkmal in Mitleidenschaft gezogen.
Bahnhof BelvedereBrand des Kölner Baudenkmals wurde um ein Haar vermieden

Die nach einem Brandanschlag angesengte Platane am historischen Bahnhof Belvedere in Köln-Müngersdorf. Nach Angaben des Fördervereins für den Erhalt des Baudenkmals hat das Feuer auch das Gebäude selbst beschädigt. Um die Frage, ob der Baum gefällt werden darf, streiten sich die Behörden. Der Baum wächst dicht am Gebäude, seine Wurzeln reichen bis unter das Bauwerk.
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Der Brandanschlag auf eine Platane am historischen Bahnhof Belvedere in Müngersdorf vom vergangenen Freitag hätte nach Angaben des Förderkreises Bahnhof Belvedere, der sich für Erhalt und Sanierung des Baudenkmals einsetzt, um ein Haar auch das Gebäude getroffen. „Wir haben unglaubliches Glück gehabt“, sagte die Vize-Vorsitzende des Vereins, Elisabeth Maria Spiegel. „Es hätte nur noch wenige Minuten gedauert, bis das Feuer auf das Gebäude übergegriffen hätte.“ Bei einer Begehung seien bereits entstandene Schäden festgestellt worden: „Die Dichtungen an den nördlichen Holzpfeilern sind hervorgequollen. Am Fundament gibt es eine Rußverfärbung. Das Feuer war also schon dort.“
Unbekannte hatten Feuer an der Platane gelegt, um die seit mehr als zehn Jahre ein erbitterter Streit tobt. Während Naturschützer für den Erhalt des Baums zuletzt einen Eilbeschluss des Verwaltungsgerichts Köln erwirkten, wollen Denkmalschützer die Fällung erreichen. Die Platane bedrohe vor allem wegen der Unterwurzelung des Fundaments den Bestand des ältesten erhaltenen Bahnhofsgebäudes in Deutschland.
Bahnhof Belvedere: Brandbeschleuniger eingesetzt
Weiter berichtete Spiegel, Mitarbeiter des Referats für Baumschutz im Kölner Umweltamt hätten ihr gesagt, dass der oder die Täter beim Legen des Feuers einen Brandbeschleuniger benutzt hätten. Die Rinde des Baums ist über eine Höhe von mehreren Metern verkohlt, eine hölzerne Baumstütze wurde durch das Feuer zerstört.
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Die Polizei hat nach Angaben von Pressesprecher Benno Groß keine neuen Erkenntnisse zu Tathergang und -verdächtigen. Sie ermittelt wegen „Sachbeschädigung durch Feuer“. Die Aufnahmen einer Videokamera seien noch nicht auswertet. Mit Ergebnissen sei möglicherweise in den nächsten Tagen oder der nächsten Woche zu rechnen.
Schock-Werner empört über BUND
Derweil wandte sich Ex-Dombaumeisterin Barbara Schock-Werner entschieden gegen Äußerungen des nordrhein-westfälischen BUND-Vorsitzenden Holger Sticht, der die Verantwortlichen für den Brandanschlag „im Dunstkreis der Platanengegner“ ausgemacht und ihnen „eine Menge krimineller Energie“ attestiert hatte, „die sich gegen die Rechtsprechung und gegen das Miteinander von Denkmal- und Landschaftsschutz richtet“.
Damit, so Schock-Werner, sei „natürlich“ die Gruppe von Menschen gemeint, die sich für den Erhalt des Bahnhofs Belvedere einsetzen. „Keiner von denen würde Feuer an dem Baum legen, denn die Gefahr, dadurch den Bahnhof zu gefährden, ist viel zu groß.“ Würden Unterstützer des Bahnhofs tatsächlich nicht nur mit legalen Mitteln kämpfen, „wäre der Baum längst weg“, so Schock-Werner weiter. „Ich meine, dass dieser Brandanschlag auf Bürger zurückgeht, die es nicht mehr ertragen können, wie im Streit um einen einzelnen Baum Steuermittel verschwendet werden.“
Für die NRW-Stiftung, deren Vizepräsidentin sie ist, wie auch für den Rheinischen Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz, der sie 2021 zur Ehrenvorsitzenden ernannte, versicherte Schock-Werner, dass beide sich für Natur- und Landschaftsschutz einsetzten. „In diesem Fall liegt die Priorität aber eindeutig beim Bahnhof und nicht beim Baum.“