Große Unterschiede zwischen den RheinseitenImmer mehr Kölner haben Schulden

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Köln – Immer mehr Kölner sind überschuldet. Laut dem neuen „Schuldneratlas 2018 Metropolregion Köln/Bonn“ der Wirtschaftsauskunftei Creditreform betrifft das inzwischen 105 300 Bewohner der Stadt. Das sind 170 Einwohner mehr als im vergangenen Jahr. Umgerechnet entspricht das einer Quote von 11,67 Prozent aller Kölner über 18 Jahren. Dass die Schuldnerquote im Vergleich zum Vorjahr minimal gesunken ist (um 0,11 Prozent), liegt nach Angaben der Statistiker ausschließlich daran, dass die Einwohnerzahl in Köln im vergangenen Jahr deutlich gestiegen ist.

Besonders markant sei dabei die auseinanderdriftende Situation auf den beiden Rheinseiten, erläuterte Moritz von Padberg, Geschäftsführer von Creditreform Köln. So liegt die Schuldnerquote im rechtsrheinischen Köln mit 14,4 Prozent um knapp 50 Prozent höher als im linksrheinischen Köln, wo nur 10,12 Prozent der privaten Haushalte überschuldet sind. Dies sei eine Tendenz, die sich immer weiter verfestige, so von Padberg. Letztlich handele es sich um ein Phänomen, das in Verbindung mit der Gentrifizierung und den steigenden Mieten zu sehen sei.

Überschuldung in Deutz geht zurück

Er erläutert dies am Beispiel von Deutz: Das Viertel sei in den vergangenen Jahren immer beliebter geworden, was zu steigenden Mieten geführt habe. Dort wohnten nun Menschen, die sich die Mieten dort leisten könnten. Die anderen würden in andere preiswertere rechtsrheinische Stadtteile abgedrängt. „Mit dem Effekt, dass die Überschuldungsquote in Deutz zurückgeht.“

Auch in den Stadtteilen ist die Zahl der überschuldeten Haushalte Schuldnerquote extrem unterschiedlich: Die höchste Schuldnerquote gibt es in Gremberghoven, wo mit 26,53 Prozent mehr als jeder vierte Haushalt überschuldet ist. Darauf folgen Meschenich mit 24,67 Prozent und Lindweiler mit 22,38 Prozent. Die wenigsten Schuldner gibt es dagegen in Widdersdorf mit 4,74 Prozent. Auf den Plätzen folgen Lindenthal (5,15 Prozent) und Fühlingen (5,65 Prozent) – gefolgt von Klettenberg (5,71 Prozent) und Sülz (5,85 Prozent)

Schlechte Entwicklunge in Bilderstöckchen und Lindweiler

Im Vorjahresvergleich entwickelte sich die Quote sehr uneinheitlich. Während sich manche Stadtteile verbesserten, stieg die Schuldnerquote in anderen Stadtteilen teilweise deutlich an. Die stärksten Verschlechterungen dokumentierten die Statistiker in Lindweiler mit einem Schuldner-Plus von 1,78 Prozent sowie in Bilderstöckchen mit 0,84 Prozent. Das ist insofern problematisch, als sich in diesen beiden Stadtteilen ohnehin bereits sehr viele Privathaushalte überschuldet sind – nämlich 22,3 Prozent beziehungsweise 17,49 Prozent. Positiv verlief die Entwicklung dagegen in Roggendorf/Thenhoven, wo die Schuldnerquote besonders deutlich um 1,28 Prozent fiel.

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Von Padberg verweist darauf, dass diese Werte vor dem Hintergrund geringer Arbeitslosigkeit und guter Konjunktur zustande gekommen sind. Bei einer Eintrübung der Konjunktur sei damit zu rechnen, dass die Schere zwischen armen und reichen Vierteln in Köln künftig noch weiter auseinandergehe.

Wer einen Kredit aufnimmt ist nicht zwingend ein Schuldner im Sinne der Erhebung

Als überschuldet gelten Personen, wenn sie die Summe ihrer fälligen Zahlungsverpflichtungen mit hoher Wahrscheinlichkeit über einen längeren Zeitraum nicht begleichen können und ihnen zur Deckung ihres Lebensunterhaltes weder Vermögen noch Kreditmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Oder kurz: wenn die zu leistenden Gesamtausgaben höher sind als die Einnahmen. Nicht jeder Verbraucher, der etwa für den Kauf einer Immobilie einen Kredit aufgenommen, ist deshalb ein Schuldner im Sinne des Schuldneratlasses.

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