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Kölsche MusikSexistischer Höhner-Song? Kölner Hotel liegt Beschwerde vor

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„Blotwoosch, Kölsch un e lecker Mädche“ steht auf einem Schild in einem Schaufenster.

An dieser kölschen Songzeile im Lindner-Hotel stört sich eine Anwohnerin.

„Blotwoosch, Kölsch un e lecker Mädche“. An dem Song der Höhner stört sich eine Anwohnerin des Lindner-Hotels an der Magnusstraße. Und erntet Unverständnis.

Die Debatte über diskriminierenden Sprachgebrauch hat nun auch den Kölner Karneval erreicht. Auslöser ist eine Beschwerde-Mail einer Anwohnerin des Lindner-Hotels an der Magnusstraße. Dort sind zahlreiche kölsche Sprüche zu lesen, so auch in der hoteleigenen Bar „Veedelseck“: Der Schriftzug „Blootwoosch, Kölsch un e lecker Mädche“ erinnert an den bekannten Song der Höhner. Doch genau daran stört sich die Nachbarin, die Hotel-Chef Dirk Metzner daraufhin eine Mail schrieb.

„Ich melde mich bei Ihnen, um Sie auf die sexistische Außenwerbung Ihrer Bar ‚Veedelseck‘ aufmerksam zu machen“, wird die Verfasserin auf EXPRESS.de zitiert. „Das Zitat des Liedes der Höhner ‚Blotwoosch, Kölsch und e lecker Mädche‘ suggeriert, Männer könnten neben Essen und Trinken bei Ihnen auch Mädchen ‚genießen‘.” Und: „Ganz abgesehen davon, dass ‚Mädchen‘ eine Bezeichnung für minderjährige Frauen ist, empfinde ich das Zitat in seiner Message als nicht zeitgemäß und diskriminierend.“

Höhner: Anwohnerin stört sich an „Blotwoosch, Kölsch un e lecker Mädche“

Die Anwohnerin appelliert an den Hotelchef, die Kritik anzunehmen und diese „Werbung“ noch einmal zu überdenken. „Ich bin mir sicher, es gibt viele kölsche Zitate, die frei von jeglicher Diskriminierung sind und besser zum ‚Veedelseck‘ passen.“

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Patrick Lück und Jens Streifling von den Höhnern reagieren im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ mit völligem Unverständnis: „Es scheint, dass sich diese Dame nicht mit dem Karneval und der kölschen Sprache beschäftigt hat. Der Begriff ,lecker Mädche‘ ist eine Form der Wertschätzung. Das sagt man in Köln zu einer 18-Jährigen wie zu einer 85-Jährigen, ebenso wie man von einem ,staatsen Kääl‘ spricht.“

Dem schließt sich der Hotelchef an: „Da kennt sich jemand mit unserer kölschen Kultur nicht aus. Zu mir wird auch ,Jung‘ gesagt, dabei bin ich längst erwachsen.“

Auch das Festkomitee hat eine klare Meinung. Sprecherin Tanja Holthaus erklärte: „Das betreffende Lied der Höhner ist in Köln gut bekannt und völlig harmlos. Es geht um die Liebe zu und das Heimweh nach Köln, die sich in Kölsch, Blotwoosch und der Sehnsucht nach einem kölschen Mädchen ausdrücken. Die Zeilen sind von 1978 und sollten sicherlich im gesellschaftlichen Kontext dieser Zeit betrachtet werden.  Aus unserer Sicht ist ein 45 Jahre altes Karnevalslied jedenfalls nicht das drängendste Problem beim Thema Gleichberechtigung.“

Dirk Metzner hat der Frau inzwischen zurückgeschrieben: Das Lied gehöre seiner Meinung nach zum kölschen Kulturgut, daher wolle man auch an dem Schriftzug festhalten. „Der Dame habe ich zudem selbstverständlich ein persönliches Gespräch angeboten.“

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