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„Ich bin ein Schlagloch-Opfer“

Lesezeit 3 Minuten

Freut sich auf die Premiere des neuen Stücks: der Altermarktspielkreis bei der Probe

Zollstock – Seit 70 Jahren prägt der Altermarktspielkreis die kölsche Theaterszene. Von Beginn an steht das im Sommer 1950 im noch kriegszerstörten Köln gegründete Amateurtheater für ein lebendiges, kreatives Stück kölsches Köln. Viele unterschiedliche Formate, von der Revue über Krippenspiele bis hin zu Passionsspielen, hat „dat Schmölzje“ seitdem in kölscher Sprache auf die Bühne gebracht. Fester Bestandteil des Programms war und ist bis heute das Kabarettformat „Äujelskess“ (Fernsehapparat), bei dem die Akteure Alltagssituationen und gesellschaftskritische Geschehnisse, kabarettistisch aufbereitet darstellen.

Auch in seinem aktuellen Programm „Mer dun jet dozo“, legt der Spielkreis den Finger wieder in städtische, politische und gesellschaftliche Wunden. Das Motto beziehe sich auf das von den Höhnern ins Kölsche übertragene „Bürgerlied“ von Hannes Wader, sagt Rita Goldammer, die rund ein Drittel der aktuellen Theatertexte verfasst hat. Persifliert, karikiert und parodiert werden Auswüchse dieser Zeit. Werteverlust, politisches Desinteresse und Rechtspopulismus rücken ins Zentrum der theatralischen Aufmerksamkeit. In 21 Sketchen, Liedern, Gedichten und Geschichten präsentieren die elf Laiendarsteller um Spielleiter Guido Alexius, das, was sich in Köln und der Welt abspielt, zeigen, was Theater ist: zeitkritisch und vor allem auf Kölsch. Das sei oft viel direkter und ehrlicher als auf Hochdeutsch, sagt Alexius. Themen wie „Fridays for Future“, die „Umweltsau-Hysterie“ oder die „Arsch-Huh“-Aktivitäten gegen Rechts sind ebenso Teil des Programms, wie der Blick auf den ganz normalen Alltag von Menschen in unserer Stadt die als Flaschensammler unterwegs sind, oder die, die Dramatisches beim Kauf einer Bahnkarte am Fahrscheinautomat erleben. Musikalisch begleitet werden die Darsteller von Ulla Barthel am Klavier und an der Quetsch.

Vor zwei Jahren habe sich die Theatergruppe neu formiert, erzählt die Spielkreisvorsitzende Gabriele Thelen. Jüngere Mitspieler seien dazugekommen, verdiente ältere Mitglieder seien ausgeschieden. Inhaltlich sei man politischer geworden. „Die in Deutschland immer weiter auseinanderklaffende Schere zwischen Arm und Reich wird im aktuellen Stück ebenso thematisiert, wie die Me-too-Debatte im Sketch zweier Fensterputzer“, sagt Spielleiter Alexius. Auch das Bühnenbild ist neu. Keine bunten „Aldermaat-Hüsjer“ mehr, stattdessen Plakate mit Boulevard-Schlagzeilen wie „Ich bin ein Schlagloch-Opfer“ oder „Wie fit ist Köln für E-Autos?“.

Erstmalig unterstützt werde die Theaterarbeit vom Fonds Soziokultur, betonte Wolfgang Hansen vom Vorstand. Der Fonds, 1988 auf Initiative des Deutschen Bundestags gegründet, fördert zeitlich befristete Projekte mit Modellcharakter. Sie sollen ein Beispiel für andere soziokulturelle Projekte und Einrichtungen sein.

MITSPIELER GESUCHT

Der Altermarktspielkreis freut sich über neue Mitspieler aller Altersgruppen, die Spaß am Theater und an der kölschen Sprache haben. Zusammen mit Spielleiter und Theaterpädagoge Guido Alexius werden heitere, liebevoll-kritische und satirische Szenen über Köln und seine Menschen mit ihren Eigenarten erarbeitet und auf die Bühne gebracht. „Wir suchen aber auch Mitglieder, die nicht auf der Bühne stehen, sondern im Hintergrund mitarbeiten, bei der Organisation helfen“, sagt Wolfgang Hansen vom Vorstand. Interessenten können sich telefonisch unter 0151- 67 715 308 melden .

Die Premiere des neuen Stücks ist am Samstag, 14. März, um 20 Uhr. Weitere Aufführungen: 15. 3., 16 Uhr, 20. 3., 20 Uhr, 21. 3., 19 Uhr und am 22. 3., 16 Uhr/im Pfarrsaal, St. Pius, Irmgardstraße 13. Karten sind für zwölf Euro, inklusive VRS-Ticket, bei Köln-Ticket unter 0221-2801 und an allen Vorverkaufsstellen erhältlich. www.koelnticket.de www.altermarktspielkreis.com facebook.com/altermarktspielkreis

Guido Alexius, Spielleiter