Dass das Zülpicher Viertel bereits so früh vollgelaufen war, machte sich bis ins Belgische Viertel hinein bemerkbar.
„Voll, aber friedlich“Kölner Wirte ziehen Fazit zum 11.11. – weitere Diskussionen um Entlastungsfläche
Zwei Tage nach dem wohl besucherstärksten 11.11., den es in Köln je gegeben hat, ziehen auch die Wirtinnen und Wirte der Stadt eine erste Bilanz. Der Tenor: Alles sei friedlich geblieben, den Ansturm an den eigenen Läden regelten viele Kneipen durch vorherige Kartenverkäufe und eigene Security. Mit Blick auf das Kwartier Latäng scheint die beste Lösung hingegen immer noch nicht gefunden zu sein - besonders um die Gestaltung der Entlastungsfläche gibt es weiterhin Diskussionen.
Friedliches Feiern am 11.11. in der Kölner Südstadt
„Köln hat es geschafft, trotz solch einer Masse an Menschen friedlich miteinander zu feiern“, sagt Till Riekenbrauk, Vorstand der IG Kölner Gastro und Betreiber des Brauhauses „Johann Schäfer“ in der Südstadt. „Wir hatten einen super friedlichen und schönen 11.11“, sagt er. „Es war voll, aber das war vorher ja bereits abzusehen.“ Die mitorganisierte „etepetete“-Party am Bauspielplatz war ausverkauft, für das „Johann Schäfer“ konnte ein Teil der Gäste vorher Karten kaufen, aber auch frühes Schlangestehen wurde belohnt.
In der Südstadt sei die Situation dadurch entspannt gewesen. „Im Kwartier Latäng ist da natürlich deutlich mehr Druck auf dem Kessel. Das Wichtigste ist, dass dort nichts Schlimmes passiert ist“, so Riekenbrauk. Dass selbst die Wiesen an der Universität so früh voll gewesen sei, sei neu. „Die Entlastungsfläche muss vergrößert werden. Die Stadt muss sich Gedanken machen, wie sie das ganze Areal zwischen der Aachener Straße und der Zülpicher Straße nutzt, und wo man auf Asphalt feiern kann – zum Beispiel auf der Universitätsstraße.“
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Die jungen Feiernden würden das Viertel in jedem Fall ansteuern. „Man hat es auf Tiktok gesehen, wo zu Tausenden dazu aufgerufen wurde, zur Zülpicher und auf die Uniwiese zu kommen. Gegen Social Media kommt keine städtische Kampagne an.“ Die Stadt hatte in diesem Jahr erstmals eine Kampagne mit der Instagram-Seite „koelnistkool“ aufgelegt, in der Gründe gegen das Feiern auf der Zülpicher Straße aufgelistet wurden.
Gemischtes Fazit im Kwartier Latäng - Betreiber kritisiert Konzept der Stadt
Für Anna Heller vom „Hellers Brauhaus“ mitten im Kwartier Latäng lief der 11.11. ebenfalls gut. „Ich habe selbst einige Stunden mit an der Tür gesessen. Wir hatten ein tolles Publikum“, so Heller. Der Zugang für die eigenen Gäste zum Kwartier Latäng, die eine Karte gekauft hatten, lief über den Eingang an der Roonstraße problemlos. Von anderen Wirten im Kwartier Latäng habe sie ähnliches gehört. „Aus meiner Sicht ist es besser gelaufen als im letzten Jahr. Rein auf die Sicherheit geachtet, hat alles funktioniert. Die Frage ist doch aber, was wir für diese Stadt wollen.“
Heller würde das Kwartier Latäng gern nicht mehr umzäunen. Zwar sei das Viertel in diesem Jahr wieder früher geöffnet worden, als sich der erste Besucherzustrom legte. „Der Anteil an Laufkundschaft ist trotzdem sehr gering“, so Heller. Größtenteils haben bei ihr Stammgäste gefeiert.
Keine 300 Meter weiter, im Piranha an der Kyffhäuserstraße, ist die Stimmung nicht so gut. Lutz Nagrotzki, Wirt, hatte zwar ebenfalls so gut es ging „vorgesorgt“. Im Vorfeld hatte er Verzehrgutscheine in Höhe von fünf Euro verkauft, für die es dann im Lokal zwei Bier gratis gab. „Mit dem Schein konnten meine Gäste die Absperrung passieren“, sagt Nagrotzki.
Anfangs sei das Piranha noch voll gewesen, doch viele seien dann weitergezogen. „Später war der Laden leer, weil die Laufkundschaft fehlte – es wurde ja keiner in diese Sperrzone gelassen“, so Nagrotzki, der das Sicherheitskonzept der Stadt kritisiert: „Dadurch, dass auch die Seitenstraßen gesperrt worden sind, werde ich in eine Art Geiselhaft genommen.“
Belgisches Viertel am 11.11. voll durch Andrang aus Kwartier Latäng
Deutlichen Zulauf hatte am 11.11. auch das Belgische Viertel. Viele Feiernde, die nicht mehr ins Kwartier Latäng kamen, wanderten dorthin. „Das ist wie ein Steinchen, das man in den Teich wirft und das dann seine Kreise zieht“, sagt Wirt Tobias Mintert, der die Barracuda-Bar und die Forelle blau betreibt. Der Druck habe aber eher auf den Straßen als auf den Kneipen gelegen, wie die Straßenpartys, zum Beispiel an der Brüsseler Straße, gezeigt hätten. „Uns haben die Menschen gezielt angesteuert. Wir hatten sehr entspannte Gäste, alles ist reibungslos abgelaufen.“
Selbst mehr Sicherheitspersonal aufzustellen, habe sich für Mintert bewährt. „Aber auch mit der AWB und der Polizei habe ich dieses Jahr sehr gute Erfahrungen gemacht. Die Polizei war immer sehr schnell da und die AWB kam sogar zwischendurch schon vorbei, um sauberzumachen.“