Kölner KarnevalDie Prot’s-Sitzung ist zurück – und in die Südstadt umgezogen

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Die Sitzungsleiter Rösner, Prößdorf und Schaper (v.l.)

Die Sitzungsleiter Rösner, Prößdorf und Schaper (v.l.)

Köln – Drei Jahre haben sie geschwiegen, jetzt heißt es wieder Blauköpp Alaaf! Das karnevalistische Sabbatical ist vorbei, die Prot’s-Sitzung ist zurück. Zum ersten Mal verbreitet das Ensemble – eine wilde Mischung aus Spaßvögeln und Quatschmachern – seinen rheinisch-protestantischen Frohsinn in der Südstadt. Die historische Kartäuserkirche, wo einst fromme Mönche schwiegen und nicht minder fromme Beginen Kranke pflegten, wandelt sich zum karnevalistischen Epizentrum.

Klatschmarsch gedeckt: Einzug des Ensembles zwischen Kirchenbänken

Klatschmarsch gedeckt: Einzug des Ensembles zwischen Kirchenbänken

So ungewöhnlich wie der Ort ist die ganze Sitzung. Die Akteure stammen alle aus dem evangelischen Umfeld in Köln und Umgebung. Durch das Programm führen die beiden Pfarrer Detlef Prößdorf und Heribert Rösner sowie die Pfarrerin Dorothee Schaper. Alle drei treten auch in verschiedenen Rollen im Programm auf. Die Prot’s-Sitzung nimmt im Dickicht der Karnevalsformate eine Sonderrolle ein.

Karnevalistische Revue mit Musik und Kabarett

Die gut dreistündige Sitzung ist eine karnevalistische Revue mit Musik und kabarettistischen Einlagen. Dem Ensemble gelingt es hervorragend, kirchen(selbst)kritische und weltpolitische Themen sowie hausgemachte Kölner Probleme miteinander zu verknüpfen. Das hat Witz, Tempo und Esprit. Nur an einer Stelle wird es ernst. In einem Statement grenzen sich die Karnevalisten deutlich gegen Rassismus, politische Diktaturen und rechte Parolen und Gesinnungen ab. Für ein paar Minuten ist Schluss mit lustig, der Applaus ist umso intensiver.

Zu den Höhepunkten des äußerst kurzweiligen Abends gehört der Wettstreit der Tollitäten aus Köln und Düsseldorf. Während sich die Prinzen verbal und gar mit roher Gewalt bekämpfen, entflammen Venetia und die Kölner Jungfrau in inniger Liebe zueinander. Rasend vor Eifersucht streckt der Düsseldorfer Prinz die Jungfrau nieder. Doch die Geschichte nimmt ein gutes Ende: Die Venetia flößt dem fast Gemeuchelten einen Zaubertrank ein, und flugs ist der Geliebte wieder auf dem Damm. Zum Entsetzen des Rest-Dreigestirns handelte es sich dabei um Alt-Bier. In Köln wurde die Jungfrau seither nicht mehr gesichtet.

Tennisdoppel im Himmel

Großartig auch die „Himmelden Open“. Bei dem Tennisdoppel im Himmel treten Moses und Jesus gegen Mohammed und den Dalai Lama an. Den will eigentlich niemand im Team haben, weil er sich ständig weigert, jemanden zu schlagen. Selbst den Ball will er verschonen.

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Welche drastischen Auswirkungen die neuen Richtlinien zum Datenschutz in der Kirche haben, wird bei einer nachgestellten Trauung deutlich. Wer wen heiratet, wer der Pfarrer ist und welche Bibelstellen nett gewesen wären, geht im Störgeräusche-Gewitter der Datenschutzbeauftragten unter. Zum Schreien komisch ist Heribert Rösner, der als „Belzebub“ Telefondienst in der Hölle schiebt. Man soll nicht glauben, wie viele dort anrufen, um frühzeitig für jemanden aus ihrem Umfeld einen Platz zu reservieren. Die halbe SPD zum Beispiel.

Der Umzug verdient mehr als einen Tusch

Der Umzug der Prot’s-Sitzung in die Kartäuserkirche verdient mehr als einen Tusch. Lachen, Singen und Schunkeln in der Kirchenbank ist ungewöhnlich, gelingt aber problemlos. Damit die Getränke nicht ins Rutschen kommen, wurden für die Bänke spezielle Holzaufsätze mit runden Aussparungen gezimmert, gerade passend für ein Kölschglas. Der Gewinn aus dem Getränke- und Speisenverkauf fließt in die Jugend- und Flüchtlingsarbeit des Evangelischen Kirchenverbands Köln und Region. Hinter den Kulissen unterstützen etwa 100 Ehrenamtliche aus der Gemeinde die Sitzung.

Die erste Prot’s-Sitzung ging vor 23 Jahren in der Auferstehungskirche in Bocklemünd über die Bühne. Ein Kracher der vergangenen Jahre fehlte diesmal. Die „Beffchen-Funken“ waren nicht dabei. In dem Ballett tanzten Pfarrer in Netzstrümpfen. Die sind etwas in die Jahre gekommen und müssen bei den wilden Tänzen passen. Die Pfarrer, nicht die Strümpfe.

Weitere Sitzungstermine in der Kartäuserkirche: Freitag, 21. und Samstag, 22. Februar, 19.30 sowie Sonntag, 23. Februar, 18 Uhr. Es gibt noch Restkarten.

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