Köln, Corona und die EMSommermärchen 2.0? So weit sind wir noch lange nicht!

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Ringe EM Public Viewing

Auf den Kölner Ringen waren die Bars zum EM-Auftakt voll.

Liebe Leserinnen, liebe Leser, „so etwas habe ich in Köln noch nicht erlebt“. Ein Satz, den ich mir gern mit etwas Schönem verbunden wünschte, gerade in diesen Tagen des buchstäblichen Aufatmens. Es scheint, als hielten wir das Virus in Schach, das Leben nimmt endlich Fahrt auf. Die Sonne scheint, und dann ist auch noch Fußball-EM. In dieser Kombination dürfte es so gut wie niemanden geben, der sich nicht freute.

Beste Voraussetzungen also für Wohlfühlgeschichten aus Köln. Aber irgendwo in den Seelentiefen und -abgründen regt sich dann doch bei manchen der Spaßverderber-Reflex, das Kaputtmacher-Gen: Gewalttätige Angriffe auf Polizisten und Ordnungskräfte am Aachener Weiher am Wochenende, ein Flaschenhagel mit mehreren Verletzten. Das war es dann, was einer der Beamten „in Köln noch nicht erlebt“ hat. Ich kann nur hoffen, dass sich dergleichen nicht wiederholt. Was ein Sommermärchen 2.0 nach dem Corona-Winter sein könnte, darf nicht zu einem Alptraum werden.

Es ist verständlich, dass wir wieder ausgelassen sein, dass wir Gas geben wollen, nachdem wir gezwungenermaßen über Wochen auf der Bundesnotbremse gestanden haben. Ich spüre selbst in mir diesen Impuls: Rausgehen! Freunde treffen! Public Viewing wie damals, im WM-Sommer 2006, und jubeln über Siege der deutschen Nationalmannschaft, am liebsten bis zum 11.Juli, dem Tag des Finales!

caf

Carsten Fiedler, Chefredakteur des „Kölner Stadt-Anzeiger“

Fußball-Abstinenzlern mag diese Euphorie ein ewiges Rätsel bleiben. Dafür begeistern sie sich dann eben für andere Dinge – und auch die fühlen sich jetzt bestimmt wieder ganz anders an als noch vor ein, zwei Monaten.

Mitten in der Leichtigkeit ein ungutes Gefühl

Aber mitten in der neuen Leichtigkeit spüre ich ein ungutes Gefühl in der Magengegend. Wir sollten nicht einfach so tun, als wäre das Virus weg, als gäbe es kein Morgen. In Großbritannien, das in der Pandemie eine Art Versuchslabor für die halbe Welt ist, geht die Sorge vor der Delta-Variante des Coronavirus um, und selbst ein Mann wie Boris Johnson setzt derzeit auf Vorsicht.

In Deutschland sind immer noch viel zu viele Menschen ungeimpft. Und wir sehen an kleinen, lokalen Ausbrüchen wie jüngst im Kölner Norden oder auch in der Nachbarstadt Bonn, dass Corona keine Pause macht. Schlendrian wird nicht verziehen.

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Deswegen macht es Sinn, zunächst an der Maskenpflicht festzuhalten. Deswegen macht es Sinn, nicht kontrollierbare Massenveranstaltungen zu unterbinden. Die gut 14.000 Zuschauer beim Deutschland-Spiel gegen Frankreich in der Münchner Allianz Arena sind alle getestet, genesen oder geimpft. Es gibt ein striktes Hygiene-Konzept. Das ist eine gänzlich andere Situation als die gedankenlose Open-Air-Party, die am Aachener Weiher zu beobachten war und die – in abgeschwächter Form – allabendlich auf bestimmten Kölner Plätzen stattfindet.

Ich sehe es so: Wir sind auf dem Weg zurück in die Normalität. Aber wir sind noch lange nicht im Normalzustand. Darum können wir auch nicht einfach den Schalter umlegen, sondern müssen Schritt für Schritt vorgehen und dabei die Gefahren im Blick behalten. Feiern ja - aber bitte die Corona-Regeln nicht vergessen. Sonst riskieren wir die Freiheit, die wir uns gerade wieder mühsam erkämpft haben.

Bleiben Sie gesund! Achten Sie auf sich und Ihre Nächsten!

Ihr Carsten FiedlerChefredakteur des „Kölner Stadt-Anzeiger“

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