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Das Erhaltenswerte von Köln stets im BlickBauhistoriker, Denkmalpfleger, Lehrender – Walter Buschmann ist gestorben

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Walter Buschmann vor einem rot-weiß-schwarzem Hintergrund.

Walter Buschmann bei der Spurensuche der Schokoladenfabrik in Ehrenfeld.

Vieles in Köln schien Buschmann erhaltenswert: von der Ellmühle mit dem Aurora-Stern in Deutz über den Kugelgasbehälter in Ehrenfeld bis zur Zentralbibliothek.

Von der Zeche Zollverein in Essen bis zum Otto-Langen-Quartier in Köln-Mülheim mit seinen denkmalgeschützten Fabrikhallen und dem KHD-Verwaltungsgebäude – Walter Buschmann hat sich um den Erhalt und die historische Würdigung ehemaliger Industriegebäude große Verdienste erworben. Am vorvergangenen Sonntag ist der Bauhistoriker, Denkmalpfleger und Vorsitzende des Vereins Rheinische Industriekultur nach schwerer Krankheit verstorben.

Studium der Architektur und Start als Denkmalpleger

Geboren wurde Buschmann 1949 in Hannover. Nach einer Ausbildung zum Fernmeldetechniker machte er auf dem zweiten Bildungsweg Abitur und studierte an der Universität Hannover Architektur. 1979 legte er die Dissertation „Linden. Geschichte einer Industriestadt im 19. Jahrhundert“ vor. Dieses „Standardwerk“ sei der „Grundstein für sein gesamtes Arbeits- und Lebenswerk“ gewesen, sagt sein Freund Roland Schüler.

Buschmann habe Industriegebäude nie vereinzelt, sondern immer im Zusammenhang mit dem Umfeld gesehen. 1980 wurde Buschmann praktischer Denkmalpfleger beim Landeskonservator Rheinland (heute LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland). Von 1990 bis zu seinem Ausscheiden 2014 war er in der Abteilung Inventarisation Referatsleiter im Bereich „Technik- und Industriedenkmale“. Auch für das westliche Ruhrgebiet war er zuständig.

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Lehraufträge – auch in Köln

Maßgeblich war er daran beteiligt, dass die komplette Zeche Zollverein erhalten blieb; 2011 wurde sie zum Weltkulturerbe erklärt. In zahlreichen Vorträgen, Aufsätzen und größeren Publikationen stellte Buschmann die Bedeutung von Industriedenkmälern heraus. Neben seinem Hauptberuf übernahm er Lehraufträge, so an Hochschulen in Essen, Köln und Dortmund. Ebenso an der RWTH Aachen, wo er sich 1998 mit der Arbeit „Zechen und Kokereien im rheinischen Steinkohlebergbau“ habilitierte und seit 2010 als außerplanmäßiger Professor lehrte.

In Köln engagierte er sich in der Interessengemeinschaft Braunsfelder Bürger, die sich zu den Bauvorhaben im ehemaligen Industriegebiet Braunsfeld/Ehrenfeld kritisch zu Wort meldete. In Zusammenarbeit mit dem Bürgerverein Müngersdorf entstand der Bürgerplan West. Auf dieser Grundlage beschloss der Stadtrat die Rahmenplanung Braunsfeld/Müngersdorf/Ehrenfeld und die Einrichtung eines Planungsbeirats, in dem Bürgerschaft und Wirtschaft vertreten sind.

Vereinsgründung in Köln für soziale Zwecke

Im Gründungsteam 2003 gründete Buschmann in Köln den Verein Rheinische Industriekultur mit und wurde zum Vorsitzenden. Im angeschlossenen Initiativkreis Otto-Langen-Quartier machte er sich dafür stark, das Gelände nicht aufs Geratewohl Investoren zu überlassen, sondern sicherzustellen, dass dort Kunst, soziales Wohnen und bürgerschaftliches Engagement Platz bekommen.

Vieles schien dem Denkmalpfleger erhaltenswert, von der Ellmühle mit dem Aurora-Stern in Deutz über den Kugelgasbehälter in Ehrenfeld bis zur Zentralbibliothek. Noch in Hannover hatte Walter Buschmann seine Lebensgefährtin Ilsetraut Popke kennengelernt. In der Zeit seiner Krankheit heirateten sie. Seine letzte Ruhe findet er auf Melaten.

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