Die Stadt Köln hält an der Uniwiese als Ausweichfläche für den Straßenkarneval fest. Ein Kommentar.
Uniwiese bleibt AusweichflächeBeim Straßenkarneval setzt die Stadt Köln allein auf das Prinzip Hoffnung


Die Uniwiese dient erneut als Ausweichfläche im Straßenkarneval (Archivbild)
Copyright: Martina Goyert
Die Stadt baut offenbar darauf, dass das Angebot zum Straßenkarneval im Univiertel so schlecht ist, dass die zumeist jungen Leute gar nicht erst kommen. Anders ist die Entscheidung, auch in den kommenden Jahren in einem Landschaftsschutzgebiet eine Ausweichfläche für den Straßenkarneval einzurichten, nicht zu verstehen.
Stadt verweist auf nachgelassenen Andrang in letzter Session
Nachdem angeblich alles versucht worden ist, ein seit Jahren existierendes Problem zu lösen – jedoch ohne Erfolg – setzt man nur noch auf das Prinzip Hoffnung. Wie schon in den Vorjahren: Stets war die Erleichterung riesengroß, dass es rund um die Zülpicher Straße zu keinen tödlichen Zwischenfällen gekommen war. Mit Blick auf die kommenden Jahre verweist die Stadt auf den nachgelassenen Andrang, vor allem in der vergangenen Session. Auch die Tatsache, dass der kommende 11.11. auf einen Wochentag fällt, mag zuversichtlich stimmen, dass der Trend anhält. Aber niemand weiß das. Auch ein Zulauf, wenn die Sessionseröffnung mal wieder an einem Wochenende stattfindet, ist nicht auszuschließen.
Wenn alle anderen Straßen und Flächen im näheren Umkreis des Studentenviertels aus Sicherheitsgründen nicht infrage kommen, dann stellt sich die Frage, wie viel sicherer überhaupt die Uniwiese ist. Ja, es handelt es sich in der Tat um eine gut überschaubare Fläche, die allerdings mit dem angrenzenden Bahnhof Süd seit Jahren eine Gefahrenquelle aufweist. Mehrfach hatte es in den vergangenen Jahren Störungen im Bahnverkehr gegeben, weil Feiernde auf den Gleisen unterwegs waren. Noch im Januar hatte die Stadt das Ziel ausgegeben, die Uniwiese beim Straßenkarneval 2025 letztmalig zu nutzen – wozu die Kommune auch aus Naturschutzgründen angehalten ist, wie ein Stadtsprecher damals betonte.
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Ansätze des Runden Tisches fielen Sparzwängen zum Opfer
Dass sich der BUND nun moderat äußert, der in der Vergangenheit Rechtsmittel bei der Bezirksregierung und der Unteren Naturschutzbehörde eingelegt hatte, überrascht. Offenbar regiert auch hier die Hoffnung, das Viertel so unattraktiv zu gestalten, dass die Ausweichfläche eines Tages nicht mehr gebraucht wird. Während andere Städte ihre Feste so feierlich wie möglich inszenieren, baut man in Köln darauf, dass das Angebot so schlecht ist, dass die zumeist jungen Menschen erst gar nicht kommen.
Regelrecht verschunkelt dürften sich zudem Vertreter aus der freien Kulturszene, dem Karneval und der Gastronomie fühlen. Sie gehören dem Runden Tisch Karneval an, der 2017 nach den Auswüchsen am 11.11. gegründet worden war. Zig Lösungsvorschläge wurden erarbeitet, um das Zülpicher Viertel anders zu entlasten, als ein umzäuntes Betrinken hinter Absperrgittern auf einer mit Platten und Dixi-Klos ausgelegten Wiese anzubieten. Genau das ist nämlich kein Karneval, betonen alle Beteiligten.
Dass auch junge Menschen im Brauchtum mehr sehen als Kölsch, zeigt der Erfolg der Ratsbläser in dieser Session: Sie wurden auf Initiative einer Wirtin als erster „Kultur-Act“ seit Jahren auf der Zülpicher Straße gefeiert. Letztendlich fielen nahezu alle Ansätze des Runden Tisches, etwa eine APP, um die Besucherströme besser lenken zu können, den Sparzwängen zum Opfer. Es drängt sich der Eindruck auf, dass auch mit Blick auf die Kosten keine andere Fläche infrage kam. Insofern bleibt nun nur die Hoffnung.