Missbrauchsfälle in der KircheBetroffene wollen den Bundestag einschalten

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Blick auf das Gebäude des Erzbischöflichen Generalvikariat in Köln. 

Köln – In die Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs an Kindern und Jugendlichen in der katholischen Kirche soll sich der Bundestag einschalten, indem er eine „Wahrheits- und Gerechtigkeitskommission“ einsetzt. Diese Forderung hat Matthias Katsch, Geschäftsführer der Betroffenen-Initiative „Eckiger Tisch“, am Mittwoch in Köln bekräftigt. Den Rahmen bildete eine dreitägige Protestkundgebung der religions- und kirchenkritischen Giordano-Bruno-Stifung, die auf der Domplatte parallel zur digitalen Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz stattfindet und am Donnerstagabend endet. Bei ihrem Protest wird die Stiftung nicht nur vom „Eckigen Tisch“ unterstützt, sondern auch von anderen Betroffenen-Organisationen, die Vertreter nach Köln geschickt hatten.

„Über allem schwebt die Übermacht der Kirche"

„Die Kirche hat gezeigt, dass sie es allein nicht kann“, sagte Katsch und stellte das Erzbistum Köln heraus, das vor allem deshalb besonders in der Kritik steht, weil Kardinal Rainer Woelki das Rechtsgutachten einer Münchner Kanzlei zum Umgang mit sexuellem Missbrauch unter Verschluss hält. Die Stärkung, Vernetzung und juristische Beratung von Betroffenen müsse finanziell unterstützt werden, sagte Katsch und nannte damit eine weitere Forderung, die sich in einer Online-Petition auf der Plattform „we Act!“ findet. Aus der gemeinsamen Beteiligung an der Protestaktion in Köln solle sich eine „dauerhafte Betroffenenvertretung der Opfer sexueller Gewalt in der katholischen Kirche formieren“. Dafür sei Hilfe nötig, denn „wir kommen an unsere Grenzen“.

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Nicht nur von Fall zu Fall zusammenzuarbeiten, sondern ein festes Bündnis zu bilden sei sinnvoll, weil sich – auch wenn die Verhältnisse im Kölner Erzbistum eine „dramatische Ausuferung“ darstellten – die „Verhaltensweisen“ in den Bistümern ähnelten, sagte Martin Schmitz vom Verein „MoJoRed – Missbrauchsopfer-Josephinum-Redemptoristen“. Ein starkes Bündnis zu schmieden sei angezeigt, weil „über allem die Übermacht der Kirche schwebt“. Am Protest nahmen auch die früheren Sprecher des Kölner Betroffenenbeirats, Karl Haucke und Patrick Bauer, teil. Haucke, der jahrelang in einem Ordensinternat von einen Pater missbraucht wurde, mahnte eindringlich, die Kirche müsse dabei helfen, „dass wir endlich Frieden finden“ können. Konkret heiße dies, alle Akten offenzulegen, aus denen hervorgehe, wie Taten vertuscht worden und wer „die Täter hinter den Tätern“ seien. Nur so könnten „die Lücken in unserer Biografie gefüllt“ werden. Über Kardinal Woelki sagte Haucke: „Er hat mich für seine kirchenpolitischen Zwecke missbraucht.“

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Der Wagen des Düsseldorfer Gestalters Jacques Tilly vor dem Kölner Dom.

Hingucker der Protestkundgebung ist die Plastik „Der Eichelbischof,“ die der Düsseldorfer Karnevalswagenbauer Jacques Tilly geschaffen hat. Die Figur, die am Rosenmontag auf einem Wagen durch die Landeshauptstadt gefahren ist, trägt eine Mitra in Form einer Penisspitze; auf ihrem Gewand ist zu lesen: „Das Kernproblem der katholischen Kirche.“

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