Wegen Aufruf zu Pro-Palästina-StreikBündnis wirft Asta von Kölner Hochschule Antisemitismus vor

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Frauen bei einer Pro-Palästina-Demo in Frankfurt

Frauen bei einer Pro-Palästina-Demo in Frankfurt.

Der Asta der KHM hat sich an einem Aufruf propalästinensischen Organisation „Palästina spricht“ beteiligt. 

Am Freitagmorgen hat die Kunsthochschule für Medien (KHM) ein Statement zum Nahostkonflikt veröffentlicht. Darin heißt es, dass die Hochschule „die schrecklichen Terrorangriffe der Hamas auf Israel verurteilt“ und dass die „Gedanken und unser Mitgefühl den Opfern des Anschlags und allen Menschen, die derzeit um das Leben ihrer Familienmitglieder und Freundinnen und Freunde fürchten – jeglicher Nationalität, Herkunft und jeglichen Glaubens – gelten“.

Zu einem solch klaren Bekenntnis sah sich die Hochschulleitung an diesem Freitag gezwungen, nachdem der Allgemeine Studierendenausschuss (Asta) der KHM in den sozialen Medien dazu aufgerufen hatte, sich einem sogenannten „globalen Generalstreik“ der propalästinensischen Organisation „Palästina spricht“ anzuschließen. Dafür hat der Asta eine Semesteranfangsparty abgesagt.

Bündnis gegen Antisemitismus Köln verurteilt Aufruf

Auf dem Poster von „Palästina spricht“, das die Studierenden auf ihrer Instagram-Seite bewerben, steht: „Dieser Streik ist ein lautes Signal unserer Empörung gegen den Genozid und den repressiven Staatsterror vieler westlicher Staaten gegen alle, die sich solidarisch mit den Palästinensern zeigen.“ 

Alles zum Thema Nahostkonflikt

Das 2014 gegründete Bündnis gegen Antisemitismus Köln sieht in dem Aufruf des Astas sowie in der gesamten Aktion von „Palästina spricht“ den Ausdruck einer antisemitischen Haltung. Die Sprecherin des Bündnisses, Laura Berger, teilt dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ mit:

„Der vom Asta der KHM verbreitete Aufruf und die damit begründete Absage der Party reihen sich ein in zahlreiche antisemitische und ‚israelkritische‘ Vorfälle, die in den letzten Jahren im Kölner Kunst- und Kulturbetrieb festzustellen waren. Dass nach dem größten antisemitischen Terroranschlag seit der Shoa und den darauf folgenden Reaktionen der israelischen Regierung eine neue Eruption von israelbezogenem Antisemitismus auch aus den Reihen der sich besonders kritisch und (kultur-)sensibel wähnenden Kölner Nachwuchs-Kunstschaffenden kommt, überrascht nicht.“

Das Bündnis gegen Antisemitismus weist weiter darauf hin, dass es bei von „Palästina spricht“ organisierten Demos in der Vergangenheit zu Übergriffen auf Pressevertreter gekommen sei und dass dort „zudem antisemitische Losungen“ gerufen worden seien.

Das Bündnis macht auch darauf aufmerksam, dass die Stadt Bremen am 19. Oktober eine Demonstration der Organisation verboten hatte. Die Behörden hatten die Kundgebung untersagt, nachdem der Anmelder der Demo in den sozialen Medien die Taten der Hamas relativiert habe.

Kritik auf der Instagram-Seite des Asta

Unter dem Beitrag des KHM-Astas regt sich der Unmut: „Wie lost kann man sein, Hamas-Propaganda und -rhetorik zu übernehmen. Kein Wort zum Erlösungsantisemitismus der Hamas. Man kann auf das Leid der Palästinenser hinweisen und sich solidarisch zeigen, ohne Antisemitismus oder Terror zu glorifizieren.“

Auch in der Hochschule ist man sehr unglücklich über die Vorfälle. Nach dem Post habe es interne Diskussionen gegeben, die dann zur Veröffentlichung des Statements geführt hätten, so eine Sprecherin. „Frieden, Demokratie sowie die Freiheit in Kunst und Wissenschaft sind Grundlage unseres Handelns. Wir bitten alle an der KHM, sich an diesen Grundsätzen zu orientieren und danach zu handeln.“ Das Rektorat plane ein Gespräch mit den Asta-Vorsitzenden, so die Sprecherin weiter.  

Asta der KHM meldet sich

Freitag hatte der Asta zunächst nicht auf die Vorwürfe reagiert. In der Nacht erreichte diese Zeitung dann folgende Mitteilung:

„Mit Vehemenz widersprechen wir den Anschuldigungen, die heute (Freitag, 20.10.2023) gegen den AStA der KHM erhoben wurden. Wir haben den heutigen Tag für Austausch und Reflexion genutzt und werden uns morgen mit einem ausgiebigen Statement an die Presse wenden. Bis dahin bitten wir um Geduld“.

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