An Karneval 1988 ermordet„Cold Case“ Petra Nohl – Anwälte wollen DNA-Beweise nicht akzeptieren

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Die Kölnerin Petra Nohl wurde in der Nacht zu Karnevalssonntag im Jahr 1988 ermordet.

Die Kölnerin Petra Nohl wurde in der Nacht zu Karnevalssonntag im Jahr 1988 ermordet.

Im Cold Case Prozess um die 1988 ermordete Kölnerin Petra Nohl ziehen die Anwälte die gefundenen DNA-Spuren in Zweifel.

Der „Cold Case“-Prozess um den brutalen Mord an der Kölnerin Petra Nohl im Jahr 1988 befindet sich auf der Zielgeraden. Am Montag überreichte die Richterin den Verfahrensbeteiligten ein abschließendes Gutachten der Rechtsmedizin. Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ befinden sich darin keine weiteren Hinweise auf belastende DNA-Spuren vom Angeklagten.

Köln: Fünf DNA-Treffer belasten den Angeklagten

Damit belasten insgesamt fünf am toten Körper und der Kleidung von Petra Nohl sichergestellte Genspuren den 57-jährigen Norbert K. – diesem droht fast 36 Jahre nach der Tat eine Verurteilung wegen Mordes und damit eine lebenslange Haftstrafe. Die Staatsanwaltschaft wirft K. vor, Petra Nohl nach einem gemeinsamen Diskobesuch in der City erdrosselt und ihr 100 D-Mark geklaut zu haben.

Der Leichenwagen mit der toten Petra Nohl musste sich 1988 in die Schull- und Veedelszöch einreihen, die am Tatort vorbeizogen.

Der Leichenwagen mit der toten Petra Nohl musste sich 1988 in die Schull- und Veedelszöch einreihen, die am Tatort vorbeizogen.

Jahrzehnte lebte der Angeklagte unbehelligt mit seiner Familie in Köln, zuletzt im Stadtteil Bilderstöckchen – bis ein alter Bekannter nach einem Beitrag in der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY … ungelöst“ mit einem Anruf für die Verhaftung von Norbert K. sorgte. Er habe gesehen, dass Norbert K. in der Tatnacht in die Richtung des späteren Mordopfers gegangen sei, hatte der Zeuge erklärt.

Mordfall Petra Nohl: Anwälte zweifeln Beweiswert an

Die Verteidigung sieht die DNA-Treffer nicht als stichhaltige Beweise für eine Täterschaft ihres Mandanten an. Die Anwälte Uwe Krechel und Marc Piel hatten stets argumentiert, Hautschuppen des Angeklagten könnten auch durch zufällige Berührungen im „Chari Vari“ im damaligen Bierdorf unter den Opernpassagen übertragen worden sein und durch Kontakt der Jacken in der Garderobe.

Piel zweifelte beim Verhandlungstag am Montag an, dass alle Klebefolien von damals noch vorhanden seien, mit denen die DNA-Spuren von der Leiche Petra Nohls gesichert wurden. „Wurden die Folien auf dem Postweg versandt oder persönlich abgeholt, manche vernichtet?“, fragte Piel. Auch seien Verunreinigungen durch eine falsche Lagerung oder Übertragungen der DNA möglich.

Zweifel an Klebefolie sorgte für Freispruch in anderem Prozess

Der Anwalt will dazu einen damaligen Verantwortlichen vom Landeskriminalamt als Zeugen hören, um Kontaminierungen ausschließen zu können. Die Staatsanwältin hält das nicht für nötig und fragte, wie eine Verunreinigung im Jahr 1988 stattgefunden haben soll, „die das jetzige Ergebnis erklären könnte?“ Damit meint sie den offenbar eindeutigen Treffer bei Norbert K. nach dem Zeugenhinweis.

Ins Blaue hinein erhoben erscheinen die Zweifel der Verteidiger nicht. Vor knapp drei Monaten hatte Anwalt Krechel in einem „Cold Case“-Mordfall um eine tote Gastwirtstochter vor dem Bonner Landgericht erfolgreich den Beweiswert einer alten Klebefolie mit DNA-Spuren infrage gestellt. Der wegen eines früheren Doppelmordes vorbestrafte Angeklagte wurde im Prozess freigesprochen.

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