Große Aufregung im VeedelDie Kalker Hauptstraße soll zur Einbahnstraße werden

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Die Kalker Hauptstraße 

Köln – Die Kalker Hauptstraße soll zur Einbahnstraße werden. Der Verkehrsausschuss des Stadtrates hat am Dienstag eine Vorlage an die Bezirksvertretung Kalk weitergegeben, die eine entsprechende Planung vorsieht. Zwischen Rolshover Straße und Kapellenstraße soll demnach künftig eine Autospur wegfallen. Bevor eine entsprechende Entscheidung final getroffen wird, ist die Verwaltung nun beauftragt, eine Umleitung der KVB-Buslinien 159 und 171 zu erarbeiten und die Öffentlichkeit zu beteiligen.

Angestoßen wurde die Idee von der Bezirksvertretung selbst. Diese hatte die Verwaltung beauftragt, ein Konzept zu entwickeln, mit dem die Straße in dem betreffenden Bereich „vom Autoverkehr weitestgehend befreit“ werden kann. Das Ziel der Stadt: Mehr Platz für Radfahrer, eine höhere Aufenthaltsqualität für Fußgänger und Ladezonen für eine schnellere Anlieferung. Außerdem sieht man die Chance, die Dillendorfer Straße, an der eine Schule geplant ist, durch eine Umleitung der Buslinien künftig besser zu erschließen.

Kölner Handwerkskammer: „Stadt geht ignorant mit unseren Anregungen um“

Doch in der Stadt regt sich massiver Widerstand. Für die Umgestaltung der Kalker Hauptstraße seien integriertes Denken und Handeln erforderlich und keine ausschließlich auf den Radverkehr fokussierte Vorgehensweise, heißt es etwa in einer Mitteilung der Handwerkskammer. Ihr Präsident Hans-Peter Wollseifer will die Einbahnstraße noch verhindern. „Wir bekommen immer häufiger Anrufe von unzufriedenen Handwerksbetrieben, die sich über Verkehrsprobleme beklagen und überlegen, ob sie überhaupt noch Aufträge in der City annehmen sollen“, sagte Wollseifer. „Es ist für uns nicht mehr nachvollziehbar, wie ignorant die Stadt teilweise mit unseren Anregungen umgeht“, so Wollseifer weiter.

Alles zum Thema Kölner Verkehrs-Betriebe

Auch unter den Anwohnerinnen und Anwohnern wird der Plan der Verwaltung teilweise kritisch gesehen. „Es kann sich hier doch nicht um ein Gegeneinander von Auto gegen Fahrrad handeln, das würde zu nichts führen, sondern nur eine mögliche Weiterentwicklung hemmen“, sagte Rainer Kreke vom Kalker Bürgerverein dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Er hält von einer möglichen Einbahnstraße nicht viel – weil es keine detaillierten Unterlagen über die Verkehrsflüsse stadteinwärts, die künftig wegfallen würden, gebe. Und weil die ab 2024 geplante Schule auf der Dillenburgerstraße das Verkehrsaufkommen weiter erhöhen werde.

Wird die Kalker Hauptstraße anderen Geschäftsstraßen gegenüber benachteiligt?

Auch um den Einzelhandel sorgt sich Kreke: „Die Kaufkraft in Kalk reicht nicht aus, um die Geschäfte auf der Kalker Hauptstraße am Leben zu halten. Dazu bedarf es auch der Kaufkraft aus dem Stadtbezirk.“ Ihnen werde es nun schwer gemacht, die Hauptstraße zu erreichen. Dasselbe gelte für Patientinnen und Patienten. Seine Bitte: „Alle Beteiligten müssen sich an einen Tisch setzen, um eine für alle komfortable Lösung zu finden, nicht zuletzt auch im Sinne des Klimaschutzes. Und dies auf keinen Fall im Alleingang.“

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Kreke verfasste gemeinsam mit dem Kalker Bäcker Engelbert Schlechtrimen und dem Apotheker Oliver Wessel von der „Standortgemeinschaft Kalk“ einen Brief an Henriette Reker. Das Schreiben liegt dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ vor. Die zentralen Forderungen: Eine wissenschaftliche Untermauerung der Pläne, die Beteiligung von Verbänden und Anwohnern und die Gleichbehandlung der Kalker Hauptstraße im Vergleich zu anderen Geschäftsstraßen. „Schaffen Sie eine gute Lösung für alle auf der Kalker Hauptstraße, mit guter Ausstrahlung für den ganzen Stadtteil“, heißt es.

Kölner Grüne entspannt: „Es geht jetzt in Richtung Einbahnstraße“

Und auch aus der Opposition im Stadtrat kam im Vorfeld des Verkehrsausschusses scharfe Kritik. „Wenn die Kalker Hauptstraße nur noch in eine Richtung befahren werden kann, bedeutet dies Umwege für die andere Richtung, verbunden mit Zeitverlusten und mehr Emissionen“, sagte Christian Beese, verkehrspolitischer Sprecher der FDP. „Besonders problematisch ist es, wenn auch die Busse der KVB langsamer werden und damit keine attraktive Alternative mehr zum Auto darstellen“, so Beese weiter. Ein Änderungsantrag seiner Fraktion wurde im Ausschuss abgelehnt.

Grünen-Fraktionsgeschäftsführer Lino Hammer, Vorsitzender des Verkehrsausschusses, sieht die Diskussionen gelassen – und verteidigt das Vorgehen der Verwaltung. „In der Vorlage steht, dass die Stadt in ein Beteiligungsverfahren geht“, betont er dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ gegenüber. Aber: „Es geht jetzt in Richtung Einbahnstraße.“ Seine Fraktion hätte keine Probleme damit gehabt, die Vorlage im Ausschuss direkt zu beschließen. Die CDU meldete allerdings noch Bedenken an. Die Einbahnstraße sei kein Selbstzweck, so Hammer, die Umsetzung werde – ähnlich wie auf der Venloer Straße – von anderen Maßnahmen begleitet, die den Verkehrsfluss weiterhin ermöglichen. Damit dieser Plan aufgeht, muss die Stadt nun gute Lösungen finden.  

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