Ideen für den Neumarkt„Köln kann sich einen solchen Schandfleck nicht erlauben“

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Neumarkt_Gestaltung

Köln – Fast ein halbes Jahr ist es her, dass der Architekt Stephan Braunfels im Auftrag der Interessengemeinschaft Neumarkt und der Bürgerinitiative Zukunft Neumarkt ein Konzept zur weitreichenden Umgestaltung des Neumarkts vorgestellt hat. Großer Brunnen, Außengastronomie und vor allem eine neue Verkehrsführung inklusive. Geschehen ist seitdem nichts, obwohl die Spitzen der Parteien bei der Präsentation zusagten, sich mit der Braunfels-Planung zeitnah zu befassen. Nun prescht der Wirtschaftsflügel der Kölner CDU voran, um dem darbenden Neumarkt wieder zu neuem Glanz und dem umliegenden Handel aus seiner Tristesse zu verhelfen. Und setzt damit auch die eigene Partei und die Ratsbündnispartner Grüne und Volt unter Druck.

„Die Braunfels-Planung ist ein Hoffnungsschimmer“, wirbt Dirk Michel, Vorsitzender des Wirtschaftsausschusses. Diesem Schimmer müssten nun Taten folgen, allein schon aus wirtschaftlicher Sicht. „Wir haben schon viel Zeit verloren, und der Handel hat viel Umsatz eingebüßt“, sagt Karl Alexander Mandl, Vorsitzender der Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung der CDU. Braunfels‘ Konzept würden den Platz aufräumen, aufwerten, für Fußgänger, Radfahrer und Geschäftsleute attraktiver machen. So sieht der Architekt vor, dass die Nordseite des Neumarkt für den Durchgangsverkehr gesperrt würde. Die Straßenbahn möchten die Unionspolitiker am liebsten unter die Erde verlegen – eine bekannte CDU-Position, die aber in diametralem Gegensatz zur Meinung des Bündnispartners Grüne steht, der eine oberirdische Lösung für die Ost-West-Achse verlangt.

Versuchsweise keine Autos auf der Nordseite des Kölner Neumarkts

Der Braunfels-Plan könne vorerst auch ohne U-Bahn-Tunnel in Angriff genommen werden, um den Neumarkt aufzuwerten. So könne der Autoverkehr mit wenig Aufwand von der Nordseite verbannt werden, um endlich Bewegung in die seit Jahrzehnten diskutierte Umgestaltung des Platzes zu bekommen.

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„Es muss sich schnell etwas ändern. Köln kann sich einen solchen Schandfleck im Zentrum nicht erlauben, wenn es mit anderen Städten mithalten will“, sagt Sandra von Möller, Sprecherin des Wirtschaftsrats der Kölner CDU. Deshalb regen die Unionspolitiker an, zunächst den Verkehr am Neumarkt und dem Apostelnviertel zu analysieren und abzugleichen. Darauf aufbauend, könne in einem Verkehrsversuch die Nordseite des Platzes vorübergehend für den Durchgangsverkehr gesperrt werden, um die Auswirkungen dessen auf die umliegenden Straßen, den Fuß- und Radverkehr sowie die Geschäfte zu betrachten.

Tiefgarage unter dem Platz?

Perspektivisch könne mit Hilfe von Experten eruiert werden, ob unter dem Neumarkt eine große Tiefgarage entstehen könnte. „Alle Maßnahmen müssen mit dem Handel abgesprochen werden“, betont Mandl. Denn mit einem hochwertige Handel und gesteigerter Aufenthaltsqualität würden sich auch die Probleme mit Drogensüchtigen und der mangelnden Sauberkeit in den Griff bekommen.

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Für den Handel steht zum Beispiel Isabel Apiarius-Hanstein vom Kunsthaus Lempertz, die auch Mitglied der IG Neumarkt ist. Für die Geschäftsleute sei vor allem die mangelnde Sicherheit und Sauberkeit des Neumarkts ein Problem, sagt sie. „Die Situation bessert sich aber nicht, sie wird beständig schlimmer.“ Unter anderem kämen immer mehr Drogensüchtige, und der Platz vermülle, trotz regelmäßiger Reinigung. Der von den Bürgerinitiativen finanzierte Braunfels-Plan zeige, „dass wir helfen wollen, den Neumarkt aufzuwerten“. Jedoch fühle sie sich von der Stadt allein gelassen. „Wir haben in Städten wie Berlin, Brüssel oder München Standorte, in denen es auch Drogensüchtige und Müll gibt. Aber nur in Köln haben wir das Gefühl, dass es uns schwer gemacht wird“, klagt Apiarius-Hanstein. „Als Unternehmerin bin ich nicht für eine schnelle billige Lösung, sondern für eine gute nachhaltige.“ Nur müsse auf dem Neumarkt endlich etwas geschehen.

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