Novum in KölnStudie analysiert Drogenszene vom Neumarkt – Immer mehr Crack-Süchtige

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Ein Drogenabhängiger setzt sich auf der Treppe des Rautenstrauch-Joest-Museums eine Spritze.

Ein Drogenabhängiger setzt sich auf der Treppe des Rautenstrauch-Joest-Museums eine Spritze.

Die Stadtverwaltung will auf die Ergebnisse der Studie reagieren und sucht bereits neue Räume für Hilfsangebote.

Zwei Monate lang haben Wissenschaftler der Katholischen Hochschule Aachen 119 Drogenkonsumenten auf dem Neumarkt systematisch nach ihren Gewohnheiten, Bedürfnissen und Lebensumständen befragt. Herausgekommen ist der „Open Drug Scene Cologne Survey“ – eine Studie über die Situation der offenen Drogenszene, die es so für Köln noch nicht gegeben hat.

Herausgefunden hat das Team um Professor Daniel Deimel unter anderem, dass zahlreiche Heroinkonsumentinnen und -konsumenten sich gegen 24 Uhr die letzte Spritze setzen. „Es hat mich überrascht, dass viele noch so spät konsumieren, um über die Nacht zu kommen“, sagte Deimel bei der Vorstellung der Ergebnisse im Gesundheitsamt. Das Forscherteam leitet daraus die Empfehlung ab, dass der Drogenkonsumraum am Neumarkt seine Öffnungszeiten ausweiten sollte.

Köln: Studie berichtet über offene Drogenszene auf dem Neumarkt

Bislang hat der Raum montags bis freitags von 8 bis 18.30 geöffnet und samstags von 10 bis 17.30 Uhr. Ab September schließt er unter der Woche um 20 Uhr. Eine weitere Verlängerung in die Abendstunden sei perspektivisch beabsichtigt, scheitere aber bislang an verfügbarem Fachpersonal, sagten Kölns Sozialdezernent Harald Rau und Gesundheitsamtsleiter Johannes Nießen.

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Zudem sucht die Stadtverwaltung zurzeit nach geeigneten Räumen am Neumarkt, um vor allem Menschen, die von Crack abhängig sind, mehr Ruhe- und Rückzugsmöglichkeiten zu geben – auch dieser Bedarf ist ein Ergebnis der Studie. Crack ist gerauchtes Kokain, das besonders stark abhängig macht und in Städten wie Hamburg oder Frankfurt seit Jahren ein großes Problem ist.

Zahlen der Crack-Abhängigen in Köln steigen

Auch in Köln steigen die Zahlen laut der Studie, allerdings nicht so rasant. Demnach gebe es in Köln bislang kein fertiges Crack auf dem Schwarzmarkt zu kaufen, was die Zahl der Süchtigen wohl noch erhöhen würde. Stattdessen bereiten sich die Betroffenen auf dem Neumarkt das rauchbare Kokain selber zu.

Fast 90 Prozent der 119 befragten Drogenkonsumenten auf dem Neumarkt haben schon mindestens einmal Crack inhaliert, ein Fünftel hatte es in den 24 Stunden vor der Befragung, zwei Drittel hatten Heroin genommen. Crack-Konsumenten seien mit durchschnittlich 36 Jahren jünger als Konsumenten von zum Beispiel Heroin, und sie seien häufiger obdachlos, litten oft unter massiven psychischen Problemen und befänden sich nur selten in Behandlung.

„Sie wünschen sich aber mehr Unterstützung“, berichtete Deimel. Er sieht Bedarf an einer „niedrigschwelligen suchtmedizinischen und psychiatrischen Versorgung“.

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