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Infotafeln installiertNeue archäologische Funde im Historischen Park Deutz präsentiert

Lesezeit 3 Minuten
Marcus Trier, Melanie Ihlenfeld und Sascha Ringling (von links) betrachten das Modell des römischen Kastells.

Der Historische Park Deutz bietet nun auch umfassende Informationstafeln. Marcus Trier, Melanie Ihlenfeld und Sascha Ringling (von links) betrachten das Modell des römischen Kastells.

Die provisorischen Infotafeln des Historischen Parks wurden ersetzt. Ein Fernrohr lässt das römische Kastell mit dem heutigen Stadtbild verschmelzen.

Das Deutzer Rheinufer bietet nicht nur einen wunderbaren Ausblick auf die Kölner Altstadt. Es eignet sich auch hervorragend für einen Rückblick auf die Deutzer Vergangenheit. Der Historische Park rund um die Kirche Alt St. Heribert ist ein kostenloses Open-Air-Museum mit Ausgrabungen aus 17 Jahrhunderten – angefangen mit Relikten des römischen Kastells Divitia bis hin zu einer mächtigen Drehscheibe eines Bahnhofs aus dem 19. Jahrhundert.

Ab jetzt können sich Passanten auf Informationstafeln über die Bodendenkmäler informieren, die die bisherigen provisorischen Tafeln ersetzen. Erläutert werden auch historische Gebäude, die nicht mehr sichtbar sind. Dazu gehört etwa der hufeisenförmige Turm aus dem zwölften und 13. Jahrhundert, der als Grundriss im Straßenpflaster nachgezeichnet ist.

Die kurzen Texte wurden auf Deutsch, Englisch sowie in Blindenschrift verfasst. QR-Codes bieten Zugang zu weiteren Infos und Bildmaterial. Auf diese Weise wird etwa ein Wiedersehen mit dem preußischen Wachturm am Rheinufer möglich, der im Volksmund „Schinkenkessel“ hieß und schon 1909 abgebrochen wurde. „Wir freuen uns, dass hier Geschichte nicht nur für Fachpublikum greifbar wird“, sagte Marcus Trier, Direktor des Römisch-Germanischen Museums (RGM), bei der offiziellen Vorstellung des Informationssystems.

Informationssystem kostete 230.000 Euro

Die Ausgrabungen fanden bis 2015 im Vorfeld der Bauarbeiten für eine neue Hochwasserschutzwand und des Rheinboulevards statt. Mit dem 230.000 Euro teuren Informationssystem ist der Rheinboulevard nun vollendet. Insgesamt 16 Tafeln wurden aufgestellt, weitergehende Informationen wie eine Übersichtskarte finden sich auf dem sogenannten archäologischen Balkon neben dem Restaurant Oasis, auf dem seit einigen Jahren auch ein Bronze-Modell des römischen Kastells steht.

Gebaut Anfang des vierten Jahrhunderts in römischer Zeit, sei das befestigte Militärlager das „historische Herz des rechtsrheinischen Kölns“, so Marcus Trier. In der 140 mal 140 Meter großen Anlage mit Türmen und Graben hielten sich 500 bis 1000 Soldaten auf, um Köln vor Feinden zu schützen. Von hier gab es auch eine Brückenverbindung ins Linksrheinische. Aus dem Kastell entwickelte sich später eine frühmittelalterliche Stadt und das mittelalterliche Deutz. Unter einem Schutzbau können heute etwa Reste der rheinseitigen Toranlagen besichtigt werden.

Kastell wird mit Stereoskop in das Kölner Stadtbild gesetzt

Auf dem archäologischen Balkon befindet sich neuerdings auch ein Stereoskop, eine Art Fernrohr, das das Kastell in 3-D-Optik mit dem aktuellen Stadtbild verschmelzen lässt. Wer an einem Rädchen dreht, sieht das Lager und die Hohenzollernbrücke auf einem Bild – eine anschauliche Geschichtsvermittlung.

Umgesetzt wurde der Historische Park vom RGM und dem städtischen Grünflächenamt. Die Patenschaft hat der Förderverein Historischer Park Deutz übernommen, der nicht nur Führungen anbietet, sondern sich auch um die Sauberkeit kümmert. „Vermüllung und Vandalismus sind ein Thema“, so Vorsitzender Sascha Ringling.