Nach ihrer Wahl zur Bezirksbürgermeisterin der Kölner Innenstadt nannte Julie Cazier erste Schwerpunkte ihrer künftigen Arbeit.
Nachfolgerin von Andreas HupkeJulie Cazier ist neue Bezirksbürgermeisterin in der Kölner Innenstadt

Julie Cazier ist ab sofort Bezirksbürgermeisterin in der Innenstadt.
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Julie Cazier ist am Dienstag in der konstituierenden Sitzung der Bezirksvertretung (BV) Innenstadt zur neuen Bezirksbürgermeisterin gewählt worden. Die bisherige Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen, die zuvor Erste Stellvertretende Bezirksbürgermeisterin war, erhielt 14 von 19 Stimmen. Vier BV-Mitglieder votierten gegen sie, eins enthielt sich. Mit gleicher Stimmenverteilung wurde Alicem Polat (SPD) zu ihrem ersten Stellvertreter und Hajra Munir-Khawaja zur zweiten Stellvertreterin gewählt. Schon im September war Reinhold Goss von der Grünen-Fraktion zum Vorsitzenden gekürt worden. Er ist einer der beiden Sprecher des Grünen-Ortsverbands Innenstadt/Deutz und war bis zum vorigen Jahr Kölns ehrenamtlicher „Fahrradbürgermeister“.
Bei der Kommunalwahl Mitte September haben die Grünen im Bezirk Innenstadt/Deutz, in dem rund 130.000 Menschen leben, zwar deutlich schlechter abgeschnitten als im Jahr 2020, als sie mit fast 45 Prozent ein Rekordergebnis erzielten, doch mit 33,12 Prozent sind sie stärkste Kraft geblieben. Die Fraktion zählt nun sieben Mitglieder, früher waren es acht. Mit 15,37 Prozent ist die Linke zweitstärksten Kraft geworden; statt wie bislang zwei stellt sie in den kommenden fünf Jahren drei Bezirksvertreter. CDU und SPD mussten im Vergleich zum Wahlergebnis vor fünf Jahren entgegen dem gesamtstädtischen Trend kaum Prozent-Verluste hinnehmen und gehören weiterhin mit jeweils drei Politikern dem Gremium an. Zum ersten Mal sind in der BV, die zwölf neue Mitglieder zählt, Volt und AfD vertreten, beide mit je einem Sitz. Auch die FDP hat wieder ein Mandat errungen.
Julie Cazier folgt auf Andreas Hupke
Julie Cazier tritt die Nachfolge von Andreas Hupke an, der 20 Jahre lang Bezirksbürgermeister der Innenstadt war und das Amt geprägt hat. Nachdem er sich mit seiner Partei, die ihn nicht mehr für die BV-Wahl aufstellen mochte, überworfen hatte, gründete er mit anderen das „Aktionsbündnis Innenstadt/Deutz – Team Andreas Hupke“, mit ihm auf dem Spitzenplatz. Da es lediglich 2,46 Prozent der Stimmen erhalten hat, ist es nicht in der BV vertreten.
Sie werde ihr Amt „mit Mut, Entschlossenheit, Empathie und Haltung“ ausüben, sagte die neue Bezirksbürgermeisterin nach ihrer Vereidigung durch Tim Cremer (SPD), der als dienstältester Bezirksvertreter die Sitzung zunächst geleitet hatte. 1971 in Frankreich geboren und ab 1981 in West-Berlin aufgewachsen, lebt Julie Cazier, die zwei erwachsene Kinder hat, seit 1998 in der Kölner Südstadt. Sie besitzt ein deutsch-französisches Diplom in Politik- und Sozialwissenschaften. Nach beruflichen Stationen in einer Unternehmensberatung, wo sie für „Public Affairs“ zuständig war, im Verlagswesen und in der politischen Bildung arbeitet sie heute als Geschäftsführerin der grünen Kreistagsfraktion im Rhein-Kreis Neuss. „Wegen Trump und Brexit“ sei sie 2019 den Grünen beigetreten, heißt es zu ihrer Person auf der Webseite der Kölner Grünen. Im Juni 2021 wurde sie Mitglied der Bezirksvertretung Innenstadt und bereits im August jenes Jahres Vorsitzende der Grünen-Fraktion.
Verkehrswende und Begrünung als Schwerpunkte in der Kölner Innenstadt
Als einen Schwerpunkt ihres Engagements nennt Cazier die „konsequente Fortführung der Verkehrswende als Voraussetzung für den Klimaschutz“, eine gerechte Aufteilung der Flächen unter Auto-, Radfahrern und Fußgängern und die Schaffung „lebenswerter öffentlicher Räume“. Ein weiterer Schwerpunkt ist für sie die Begrünung des öffentlichen Raums, damit sich dort das Klima verbessert. Eine „jugendgerechte Stadt“ liege ihr ebenso am Herzen wie eine „vielfältige Stadt, in der alle gleichberechtigt, sicher und selbstbestimmt leben können“.
„Gerade in Zeiten des Klimawandels und wachsender Wünsche, Städte lebenswerter, grüner und attraktiver zu gestalten, entstehen Herausforderungen“, sagte Tim Cremer zu Beginn der Sitzung. Hier würden die Interessen der Anwohner und Anwohnerinnen und diejenigen der Gewerbetreibenden aufeinander prallen. „Diese Konflikte gehören zu Innenstadt, sie machen sie lebendig, aber sie brauchen Moderation, Dialog und am Ende Lösungen.“ Die Aufgabe der Bezirksvertretung sei es, „diesen Weg zu ebnen, engagiert zu begleiten und tragfähige Kompromisse zu entwickeln.“

