„Bin mittlerweile der Besteva geworden“Jupp Schönberg verabschiedet sich nach 32 Jahren vom Hänneschen-Theater

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Der Besteva-Darsteller Josef Schöneberg vom Hänneschen-Theater mit Stockpuppen

Der Besteva-Darsteller Josef Schöneberg vom Hänneschen-Theater geht in den Ruhestand.

Fast zehn Jahre hat Jupp Schönberg den Opa vom Hänneschen verkörpert. Nun geht er in Rente.

Sein liebstes kölsches Wort ist Heimat – und seine Heimat, das ist Köln. „Ich kann mir nichts anderes vorstellen.“ Die kölsche Sproch war es auch, die Josef „Jupp“ Schönberg 1992 ins Hänneschen-Theater führte. Das ehemalige Hänneschen Hans Axer fand Schönbergs Kölsch so schön, dass er ihn fragte, ob er nicht als Puppenspieler arbeiten möchte. 32 Jahre später geht Schönberg nun in Rente. Das letzte Mal stand er am 10. Februar bei der Puppensitzung als Besteva „hinger d’r Britz“. Beim Pressegespräch im Saal des Theaters am Dienstagmittag erinnert er sich an seine Anfänge, die schönsten Momente und größten Pannen.

Auf die Frage Axers habe er damals zunächst mit Zögern reagiert, sagt er. „Ich kannte das Hänneschen zwar, wusste aber nicht, dass das so eine riesige Institution ist.“ Der gelernte Heizungsinstallateur musste schließlich eine Familie ernähren. Axer konnte ihm die Sorgen jedoch nehmen. Und so sagte Schönberg: „Warum nicht? Kannst es ja mal probieren.“ Heute zögert er bei der Frage, ob Puppenspieler sein Traumberuf sei, keinen Moment.

Erinnerung an 200-jähriges Jubiläum des Hänneschen-Theaters

Die Rolle von Hänneschens Opa Nikela Knoll, besser bekannt als Besteva, übernahm Schönberg vor fast zehn Jahren nach dem Tod von Heinz Becker. Der 65-Jährige ist selbst Opa und hat auch sonst einiges mit seiner Rolle gemein, wie er selbst sagt: „Ich bin mittlerweile der Besteva geworden.“ So verbinde sie etwa die Ruhe und Gemütlichkeit.

Besonders gern erinnert sich Schönberg an das 200-jährige Jubiläum des Theaters und die Teilnahme am Rosenmontagszug. „Ich bin einer, der gern schmeißt“, sagt er. Der Wurf einer Blutwurst in eine Wohnung auf der Severinstraße ging dabei schief, gibt er lachend zu: „Ich sah, wie die Wurst auf den Kronleuchter zu segelte.“

Eine weniger schöne Erinnerung: Einmal musste Schönberg für den wegen Krankheit ausgefallenen Jacky von Guretzky-Cornitz am Lichtpult einspringen, das dieser sonst mit Argusaugen bewacht: „Ich durfte immer nur von der Seite gucken.“ Die fehlende praktische Erfahrung machte sich dann bei einem falschen Knopfdruck bemerkbar: „Es ging nichts mehr.“

Hänneschen-Theater sucht Nachwuchs-Puppenspieler

Seine Rente verbringe er bisher viel mit seinem Enkelkind und mit dem Aufräumen und Aussortieren seines Büros („das ist eine Zeitreise für mich“), in Zukunft wolle er auch mehr Zeit in seinen Garten investieren. Auch die Musik, die ihm schon immer wichtig war, wolle er wieder stärker verfolgen: „Jetzt habe ich Zeit, also warum nicht?“ Aber auch das Hänneschen-Theater will er weiter regelmäßig besuchen und rät das auch allen Kölnerinnen und Kölnern genauso wie Touristen: „Das Hänneschen spiegelt alle Facetten der Menschen im Theater wider.“ Deshalb wünsche er sich für die Zukunft des Theaters bei aller Modernisierung, dass die Rollen so bestehen bleiben, wie sie sind.

Erst im Oktober verließ Udo Müller das Theater, nach Schönberg gehen in diesem Jahr auch Jacky von Guretzky-Cornitz und Charly Kemmerling in Rente. Das Theater sucht deshalb derzeit nach neuen Puppenspielern.

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