Problem AltersarmutKrautmacher und Kölner Ex-Prinz lesen für bedürftige Senioren

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Henning Krautmacher liest eine Weihnachtsgeschichte vor.

Henning Krautmacher liest eine Weihnachtsgeschichte vor.

Der gemeinnützige Verein „Ein Herz für Rentner“ lud zur Weihnachtsfeier nach Köln ein, mit dabei: Henning Krautmacher und Boris Müller.

Gerhard Borman hat viel zu erzählen, der 84-Jährige hat in seiner schillernden Karriere schon einiges erlebt. Bekannt wurde er als Schauspieler in der Krimireihe Derrick als Kriminalbeamter Echterding, später war er als Kaufmann in der Filmbranche tätig. Es gab Zeiten, da lebte er in einer großen Wohnung in der Alten Wallgasse in Köln, ihm ging es blendend. Heute lebt er von Sozialhilfe. Ein Fehlgriff, eine Fehlinvestition vor bald 15 Jahren und seine Karriere nahm ein jähes Ende. „Und plötzlich stehst du vor dem Nichts.“

Borman ist einer von mehr als 60.000 Kölnerinnen und Kölnern, die in Altersarmut leben. Viele davon Frauen, die sich um ihre Kinder gekümmert, nicht gearbeitet haben und deshalb heute kaum Rente beziehen. Andere waren selbstständig, haben sich nicht um die Zukunft gesorgt – und müssen heute mit den Konsequenzen leben.

Mehr als 60.000 Kölner leben in Altersarmut

„Ein Herz für Rentner“ hat es sich zum Ziel gesetzt, diesen Menschen zu helfen. Denn: „Es ist dramatischer denn je“, sagt Sandra Bisping, Gründerin und Vorsitzende des gemeinnützigen Vereins. Deshalb hat „Ein Herz für Rentner“ am Donnerstagmittag bedürftige Seniorinnen und Senioren zur Weihnachtsfeier nach Köln ins Sander Restaurant eingeladen.

Boris Müller lächelt und schaut Senioren an, die an Bänken sitzen.

Boris Müller bei „Ein Herz für Rentner“.

Neben einer warmen Mahlzeit, die nicht für alle der rund 40 Anwesenden selbstverständlich ist, sollen der ehemalige Höhner-Frontmann Henning Krautmacher und der Kölner Prinz der vergangenen Session, Boris Müller, für gute Stimmung bei den Rentnerinnen und Rentnern sorgen. Das Kölner Dreigestirn von 2023 hatte während der Session Spenden für „Ein Herz für Rentner“ und „Wünschdirwas“ gesammelt, jeweils 90.000 Euro kamen dabei für die Vereine zusammen.

Vorlesen ist Herzensangelegenheit von Hennig Krautmacher

„Es ist uns wichtig, weiter mit den Vereinen in Verbindung zu bleiben“, sagt Müller. Leuten ein Lächeln zu bescheren, das betrachte er als Karnevalist als seine Aufgabe. Deshalb las er am Donnerstagmittag ein kölsches Gedicht zum Christbaum für die Seniorinnen und Senioren vor. „Hoffentlich liegen heute Abend einige von ihnen im Bett und denken: Das war ein schöner Tag.“

Auch Henning Krautmacher musste nicht überlegen, als die Frage kam, ob er etwas vorlesen könne. Singen dagegen stand nicht zur Diskussion – „wenn man aufhört, sollte man auch wirklich aufhören.“ Vorlesen ist für Krautmacher – der wieder stolz seinen Schnäuzer trägt – eine Herzensangelegenheit. Und so liest er eine Geschichte aus 1944 und ein Gedicht, laut Krautmacher von Tommy Engel ins Kölsche übersetzt, vor. Etwas Ernstes und etwas Lustiges, „es soll auch ans Herz gehen“, erklärt Krautmacher seine Auswahl.

Den Seniorinnen und Senioren entlocken die Geschichte und die Gedichte das eine oder Schmunzeln und Gelächter. Dabei entstehen auch neue Kontakte. Heidi Latka aus Münster verspricht etwa ihrer Sitznachbarin aus Bochum, sich bei ihr zu melden. Latka genießt sichtlich den Donnerstagmittag, dabei steht am Freitag nicht nur ihr 86. Geburtstag an, sondern auch eine Strahlenbehandlung. Das kann ihr das Lächeln aber nicht aus dem Gesicht wischen.

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