Initiative wehrt sichArmenier-Mahnmal an der Hohenzollernbrücke soll bis Ende des Jahres abgebaut werden

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Das Armenier-Mahnmal „Dieser Schmerz betrifft uns alle“ an der Hohenzollernbrücke

Das Armenier-Mahnmal „Dieser Schmerz betrifft uns alle“ an der Hohenzollernbrücke

Ein neues Mahnmal für eine halbe Million Euro soll entwickelt werden. Das soll zwei Jahre dauern – und die aktuelle Skulptur in der Zeit verschwinden.

Das Armenier-Mahnmal „Dieser Schmerz betrifft uns alle“, das aktuell an der Hohenzollernbrücke aufgestellt ist, wird voraussichtlich Ende des Jahres abgebaut. Die Stadt will ein neues Mahnmal zum „Gedenken an die Opfer von Unterdrückung, Rassismus, Gewalt und Menschenrechtsverletzungen“ erarbeiten. Die Initiative „Völkermord erinnern“ fordert hingegen, das Armenier-Mahnmal auch über das Jahresende hinaus in der Altstadt stehenzulassen.

Prozess für neues Mahnmal soll zwei Jahre dauern

Der Stadtrat soll in seiner Sitzung am 7. Dezember über die Finanzierung für einen Dialogprozess entscheiden, in dem ein neues Mahnmal erarbeitet werden soll. Dieser Prozess soll zwei Jahre dauern, ein neues Kunstwerk könnte bis zu 350.000 Euro kosten. Mit dem Start des Dialogprozesses, der laut Ratsvorlage noch „Ende des Jahres 2023“ erfolgen soll, würde das Armenier-Mahnmal an der Hohenzollernbrücke dann abgebaut werden. Die Stadt bestätigt auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“, dass der Start des Dialogprozesses der Zeitpunkt für die Abräumung des Mahnmals ist. Ein genauer Termin könne aber noch nicht genannt werden.

Ein Mann hält ein Schild in den Händen, darauf steht „Völkermord an den Armeniern erinnern“, im Hintergrund hält ein anderer Mann ein Schild mit der Aufschrift „Dieses ‚Denkmal‘ ist illegal“ hoch.

Ende Oktober demonstrierten türkische Nationalisten gegen das Armenier-Mahnmal. Gleichzeitig erinnerten die Initiatoren des Mahnmals an den Genozid.

Ilias Uyar von „Völkermord erinnern“ kritisiert das scharf. „Ich sehe keinen Grund für den Abbau. Warum soll ein bestehendes Mahnmal entfernt werden, wenn ein neues frühstens in zwei Jahren fertig wäre?“, fragt er. Ein Abbau sei „Wasser auf die Mühlen der Genozid-Leugner“. Die Türkei erkennt den Genozid an den Armeniern bis heute nicht an. „Wir sollten ein neues Kunstwerk so angehen, dass das Thema im Vordergrund steht – und nicht, wie man schnellstmöglich das aktuelle Mahnmal abräumen kann“, sagt Uyar. Die Skulptur „Dieser Schmerz betrifft uns alle“ sollte in den Dialogprozess mit eingebunden werden.

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Armenier-Mahnmal sollte bereits mehrfach abgebaut werden

Die Stadt wollte das Mahnmal, das in unmittelbarer Nähe zum Reiterstandbild und in Sichtachse zum Kölner Dom steht, bereits mehrmals abräumen lassen. Die Initiative „Völkermord erinnern“ hatte die Skulptur am 24. April dieses Jahres in der Innenstadt aufgestellt, dem Gedenktag des Genozids an den Armeniern durch das Osmanische Reich im Ersten Weltkrieg. Die Stadt hatte eine Sondernutzungserlaubnis bis zum 24. Mai erteilt, die Initiative gegen die Räumung geklagt.

Das Verwaltungsgericht gab der Stadt Köln zwar Recht, das Mahnmal abbauen zu können. Die Politik hatte die Verwaltung allerdings dazu aufgefordert, die temporäre Aufstellung des Mahnmals zu akzeptieren. Dazu soll in einem Dialogverfahren eine dauerhafte Form des Erinnerns in der Kölner Innenstadt erarbeitet werden. Dieser Prozess soll nun wohl noch 2023 beginnen – auch wenn „Völkermord erinnern“ seit einer ersten Gesprächsrunde nicht über die weiteren Schritte informiert worden ist.

Eine externe Agentur soll das Projekt über zwei Jahre hinweg steuern, die Stadt rechnet dafür mit Kosten von 120.000 Euro. Für die Gestaltung des Mahnmals sollen insgesamt 15 Künstlerinnen und Künstler direkt angesprochen werden, die dann Entwürfe einreichen können. Der Lenkungskreis soll sich dann für einen Entwurf im Wettbewerb entscheiden. Für das Kunstwerk selbst veranschlagt die Stadt 350.000 Euro, mit dieser Summe müsse im „nationalen und internationalen Vergleich“ gerechnet werden. Mit dem Wettbewerb, der Agentur und dem Kunstwerk selbst wird ein neues Mahnmal laut erstem Stand mehr als eine halbe Million Euro kosten.

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