Armenier-MahnmalOB Reker spricht sich für Gedenkstätte in Köln aus

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Stele an der Hohenzollernbrücke, die an den Genozid an Armeniern während des Osmanischen Reichs erinnert, im Hintergrund der Kölner Dom

Kundgebung gegen den Abbau des Mahnmals an der Hohenzollernbrücke für den Genozid an Armeniern während des Osmanischen Reichs.

Henriette Reker positioniert sich für eine Erinnerung an den Genozid an den Armeniern. Die Gegner treffen sich derweil im türkischen Konsulat.

Oberbürgermeisterin Henriette Reker hat sich gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ für ein Mahnmal ausgesprochen, das an den Genozid im Osmanischen Reich an den Armeniern erinnern soll. Aktuell steht das Mahnmal „Dieser Schmerz betrifft uns alle“ der Initiative „Völkermord erinnern“ in Sichtweite des Reiterdenkmals an der Hohenzollernbrücke. So wollen die Aktivisten an die Beteiligung des Deutschen Kaiserreichs an dem vom Bundestag anerkannten Völkermord an den Armeniern erinnern.

Die Stadt Köln hatte eine Sondernutzungserlaubnis bis zum 24. Mai erteilt, die Initiative gegen eine Räumung geklagt. Ein Eilverfahren und ein Klageverfahren sind am Verwaltungsgericht anhängig und noch nicht abgeschlossen, wie eine Gerichtssprecherin am Freitag mitteilte. Die Stadt Köln hat zugestimmt, die Stele vor einem Urteil nicht räumen zu lassen.

Ich kann sehr gut nachvollziehen, dass es hier in Köln den großen Wunsch nach einem sichtbaren Mahnmal gibt
Henriette Reker, Oberbürgermeisterin

„Unabhängig vom erwarteten Gerichtsurteil steht für mich die besondere historische Verantwortung Deutschlands, wie sie der Bundestag 2016 zum Ausdruck gebracht hat, außer Zweifel“, sagte Reker am Freitag. „Köln beheimatet die größte armenische Gemeinde in Deutschland. Ich kann daher sehr gut nachvollziehen, dass es hier in Köln den großen Wunsch nach einem sichtbaren Mahnmal gibt.“ Daher habe sie die Verwaltung damit beauftragt, „alle notwendigen Abstimmungen vorzunehmen, um ein regelkonformes Verfahren für ein Mahnmal in Köln zu ermöglichen. Dafür wünsche ich mir ein dialogisches Verfahren“.

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Die Verwaltung hatte zunächst die Bezirksvertretung Innenstadt beauftragt, grundsätzlich über die Aufstellung eines Mahnmals in der Kölner Innenstadt zu entscheiden. Diese hatte sich in einer Sondersitzung für eine Gedenkstätte in der City ausgesprochen – wo und wie diese realisiert wird, sollen Stadtrat, Fachausschüsse sowie betroffene Institutionen erarbeiten.

Gegen ein Mahnmal zur Erinnerung an den Völkermord an den Armeniern hatte sich das Forum türkischer Vereine und Verbände in Köln „Initiativ Türk“ gewendet – darunter der Islamverband Ditib, aber auch Anhänger der rechtsextremen Grauen Wölfe und andere vom Verfassungsschutz beobachtete Vereine.

Die Initiative türkischer Vereine hatte angekündigt, dieses Jahr noch eine Geschichtskonferenz in Köln veranstalten zu wollen, um „die Leiden, Migrationen und Massaker, die sich vor dem Ersten Weltkrieg und während des Zerfalls des Osmanischen Reiches in einem weiten geografischen Raum ereigneten, umfassend und fair zu behandeln und alle Sichtweisen einzubeziehen“. Von „Völkermord“, den der türkische Staat bislang nicht anerkannt hat, spricht die Initiative bewusst nicht. Jüngst trafen sich Vertreter der Initiative, deren Sprecher ein für interreligiösen Dialog zuständiger Ditib-Funktionär sein soll, im türkischen Konsulat – der Vertretung des türkischen Staates.

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