Am Deutzer Rheinufer besteht seit mehr als 20 Jahren der km 689 Cologne Beach Club. Es gibt einige Gründe dahin zu gehen, Domblick gehört auf jeden Fall dazu
BarkolumneExperimenteller Cocktail im Sand

Kühler Drink mit Blick auf den nächtlichen Dom.
Copyright: Eva Reik
Ich könnte tausend Gründe aufzählen, weshalb ich Beachclubs im urbanen Umfeld meide. Locker könnte ich damit diese Ausgabe bis zur letzten Seite füllen. Aber das interessiert ja nun mal keinen Menschen, deshalb beschränke ich mich aufs Wesentliche: Beachclubs gehören für mich in ihre natürliche Umgebung: an den Strand. Nicht an irgendein Wasser, sondern das Meer muss fühlbar im Hintergrund sein, das Salz auf der Haut eine klebrige Schicht hinterlassen haben, die Füße ohne Schuhe auskommen. Diese Voraussetzungen sind in Köln nirgendwo gegeben. Deshalb lag mein erster und letzter Besuch einer solchen Bar mit Sand 20 Jahre zurück, auch wenn es in Köln eine beachtliche Auswahl solcher Einrichtungen gibt. An Seen, auf Parkdecks, am Rhein.
Bis der Zufall diese Woche die Rückkehr einläutete. Es war am Fluss. Irgendwo im Rechtsrheinischen. Das Ziel war Sonnenuntergang, es wurde erreicht. Der Himmel war nicht knallig, sondern von Schleierwolken durchwoben. Die Sonne versank im Impressionistenpastell. Und es waren ehrlich gesagt nicht die weißen Sonnenschirme oder Baldachine, die auf dem Rückweg überaus attraktiv in die dunkle Nacht ragten, sondern die Vibes aus dem Tanzbrunnen, die uns magnetisch in den „km 689 Cologne Beach Club“ nahe der Hohenzollernbrücke zogen. Easy Electro zum Verweilen, nichts Anstrengendes. Ein Kölsch auf dem Rückweg wäre passend gewesen. Aber Job ist Job, und Barkolumne Barkolumne.
Brasilianischer Klassiker und Rum Punsch
Der Tresen im Hintergrund leuchtet rot illuminiert und erinnert an einen Kiosk. Auf der großen Schiefertafel sind viererlei Spritz-Varianten gelistet, außerdem fünf Longdrinks und vier Cocktails. Zwei Tagesempfehlungen stehen auf einer weiteren Tafel – die wir logischerweise bestellen, Ausprobieren gehört zum Berufsethos: Caipirinha und Frozen Rum Punsch. Bei ersteren handelt es sich um den brasilianischen Klassiker mit Cachaça, Limette und Zucker auf Eis, bei dem man nicht arg viel falsch machen kann, außer man verwendet zu viel Zucker, was leider hier geschehen ist. Zweitere Mixtur: Ein echtes Experiment, wie sich nach dem ersten Schluck erweist.
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Beide Getränke werden in hohen Plastikgläsern gereicht, was in Anbetracht viel nackter Haut im Sand sehr nachvollziehbar ist. Der gefrorene Rum Punsch kommt aus der Slush-Eis-Maschine, sieht aus wie Bananenmilchshake und schmeckt mehr oder weniger nach nichts. Auf jeden Fall nicht nach Rum. Stattdessen nimmt man einen Hauch Kokos wahr und einen so abgestandenen Geschmack, als rühre die Maschine seit dem vergangenen Wochenende die halbgefrorene Mischung. Sollte mich der Sonnenuntergang tatsächlich nochmal dahinziehen, wähle ich einfach Bewährtes aus der Flasche mit (Kron-) Korken.
Sogar im Daybed lässt sich hier der Abend genießen
Denn: Eine Rückkehr lohnt. Gerade Abende unter der Woche sind hier wunderbar. Es ist wenig los, es gibt reichlich Platz in freien Liegestühlen, sogar die beliebten Daybeds stehen zahlreich unbelegt. Leises Gemurmel zieht in die üppigen Baumkronen, und wenn man Glück hat, hört man ein gutes Konzert von nebenan. Den Blick auf den Dom gibt es gratis dazu, die übrigen Preise dagegen sind: nicht ohne.
Apropos gute Musik und Gemurmel: Viertel vor zehn kommt ein freundlicher Kellner und erinnert an die letzte Runde. Pünktlich zur vollen Stunde ist das Konzert zu Ende und im Beach Club erlischt das Licht. Weil in Deutz alle früh schlafen gehen? Nein, sondern weil ein Anwohner – nicht Nachbar – auf der gegenüberliegenden Rheinseite erfolgreich dagegen vorgeht.
Was muss man unbedingt probieren?
Vielleicht besser ein Bier oder Champagner? Gaffel 0,3 l 4,90 Euro. Moët & Chandon Brut Imperial, 0,75 l 120,00 Euro.
Was kosten die Cocktails?
Spritz-Getränke 9,20 Euro, Longdrinks ab 9,50 Euro, Cocktails 12,00 Euro.
Wer geht dahin?
Stammgäste, Sonnenanbeter, Zufallspaziergänger
Wie alt sind die Gäste?
Jung bis mittelalt
Gibt es etwas zu essen?
Fritten 5,00 Euro, Rustico Brote um 13 Euro, Snackbrett für 2 Personen 39,00 Euro.
Das Besondere?
Sand unter den Füßen, Dom im Blick.
Adresse: Rheinparkweg 1, 50679 Köln
Geöffnet: Bei schönem Wetter Montag bis Freitag 16 bis 22 Uhr, Samstag und an Feiertagen 12 bis 22 Uhr, Sonntag 12 bis 20 Uhr.