Als HommageKölner Prominente interpretieren auf neuem Album Songs der Bläck Fööss

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Im Rahmen des 50-jährigen Bläck Fööss-Jubiläums ging die Band mit Hape Kerkeling (M.) ins Tonstudio.

  • 50 Jahre Bläck Fööss – mit einer Serie feiert der „Kölner Stadt-Anzeiger“ den Geburtstag der „Mutter aller kölschen Bands“.
  • Wir liefern Geschichten, Hintergründe und Auswirkungen einer einmaligen Erfolgsgeschichte.
  • In diesem Serienteil: Die Bläck Fööss schenken sich und ihren Fans ein Album mit prominenten Interpreten ihrer Songs. Wer alles dabei ist, lesen Sie hier.

Köln – Die Bläck Fööss hatten selbst kaum noch dran geglaubt, das ihr Album zum 50-jährigen Bestehen trotz Corona noch im Jubiläumsjahr fertig wird. Doch an diesem Freitag (6. November) wird die CD, für die mit lokalen und nationalen Kollegen einige der größten Fööss-Hits neu interpretiert wurden, veröffentlicht. „Das verdanken wir vor allem der Fleißarbeit von Gitarrist Pit Hupperten, der das Projekt federführend umgesetzt hat“, so Gründungsmitglied Erry Stoklosa. Mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ sprachen die beiden über die Songs und die musikalischen Gäste.

„50 Johr“ als Jubiläumslied der Bläck Fööss

Eröffnet wird das Album mit einer Art Jubiläumslied. „Wir haben markante Figuren aus unseren Songs ins heutige Licht gesetzt“, sagt Stoklosa. So ist Katrin bei Tinder unterwegs, Meiers Kättche viel zu schwer fürs Rädche, Kaczmarek arbeitet als Hausmeister im Affenhaus und das Bickendorfer Büdchen ist ein Hermes-Shop. Der Titel „50 Johr“ sollte die Band das ganze Jubiläumsjahr begleiten, aber live gespielt haben sie ihn bislang noch nie.

Premiere ist nun am 11.11. in der WDR-Show „Kölle singt“. Neben drei Songs, die in klassischem Gewand mit dem WDR-Funkhausorchester eingespielt wurden, gibt es aktuelle Versionen von „Ming eetste Fründin“ – mit mexikanisch anmutendem Blasorchester – und von „Katrin“. Da hat dann Horst Schlämmer den Sprechteil übernommen: „Katharina, die Sache mit Erry kann ich dir nicht vergessen...“

Hape Kerkeling

„Den Schlämmer hat er super gemacht“, schwärmt Hupperten. Vor Jahren seien die Fööss in der „Känguru“-Sendung von Hape Kerkeling zu Gast gewesen, erinnert sich Stoklosa. „Nun sind wir mit ihm erstmals seit Jahrzehnten wieder in einer Samstagabend-Show gelandet – bei Florian Silbereisen.“ Mit „Buchping vun Heimwieh“, der kölschen Version eines Hits aus Holland.

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Florian Silbereisen (l.) und Hape Kerkeling

Hupperten: „Kerkeling hatte uns das Lied vorgeschlagen. Im Studio war er gut vorbereitet, sehr herzlich und ehrgeizig. Er hat so lange gekämpft, bis es ihm und uns gefiel. Zudem hat er mit Mirko Bäumer dem Klassiker »Wenn de Sonn schön schingk« ein modernes Gewand verpasst.“ Dieses Lied liebt Kerkeling seit einem Ausflug mit seiner Oma nach Königswinter Mitte der 80er Jahre. Das Zusammenspiel mit den „Beatles von Nordrhein-Westfalen“ bezeichnet Kerkeling als „Erfüllung eines Kindheitstraums“.

Heino

„Damit habe ich nichts zu tun“, sagt Stoklosa und lacht. „Allerdings haben wir 1979 auf der Hochzeit von Heino und Hannelore in deren Wohnzimmer gespielt. Wir waren ja bei derselben Plattenfirma.“ Den neuen Kontakt hatte Hupperten angebahnt, der von Heinos Rock-Coveralbum begeistert war. In dem Stil sollte der die Schlagerparodie „Moni hat geweint“ singen. Kommuniziert wurde corona-bedingt übers Internet. Heino stand in einem Studio in Kerpen am Mikrofon, die Fööss steuerten den Chor in Köln bei.

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Howard Carpendale

„Noch zur Stowaways-Zeiten waren wir mal dessen Begleitband“, so Stoklosa. „Nun hat er mit »Bye, bye my love« unseren größten kommerziellen Erfolg gewählt. Mit seinem markanten Akzent ist er schon nah am Original.“ Auch für Carpendale war es eine Herausforderung, „kölsch zu singen, obwohl ich fast 20 Jahre in Köln gelebt habe. Aber das Ergebnis kann sich hören lassen. Der Song ist legendär, trifft genau meinen Humor.“

Wolfgang Petry

„Das war und ist einer der fleißigsten Musiker überhaupt. Wir sind schon seit Jahrzehnten befreundet“, sagt Stoklosa. „Als ich den Willy Schnitzler zu den Fööss holte, spielte der mit Petry und Major Heuser in einer Band im Whiskey Bill.“ Später hat der erfolgreiche Schlagersänger an so manchen Hits der kölschen Band – so „Schötzefess“ – mitgewirkt.

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Wolfgang Petry (M.) posiert mit Erry Stoklosa (l.) und Mirko Bäumer

Stoklosa: „Der war tagsüber bei uns im Studio und ist nachts in Diskotheken aufgetreten.“ Auch für „Ussjebomb“ hatte Petry mit Rainer Hömig die Musik komponiert. Diesen Titel habe ihn „schon immer bewegt“, so Petry. „Die Fööss haben auch mich ein Leben lang musikalisch begleitet und somit musste ich lange überlegen, welches Lied ich mir aussuche.“

Beer Bitches

„Carolin Kebekus habe ich vor acht Jahren beim Weihnachtsengel kennen gelernt. Damals spielte ich in der Band von Tommy Engel“, sagt Hupperten. Sie habe mit Nadine Weyer und Irina Ehlenbeck gleich zugesagt, denn Fööss-Songs wären der Soundtrack ihrer Kindheit, ihrer Jugend und auch ihres Erwachsenenlebens, heißt es. Die drei Frauen können richtig gut singen.

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Posieren mit den Beer Bitches Irina Ehlenbeck (v.l.), Nadine Weyer und Carolin Kebekus

Das hört man in der abgefahrenen A-Cappella-Version des „Pütze Hein“, bei der drei Stimmen der Bitches auf vier der Fööss treffen, und vor allem beim „Wasser vun Kölle“. Den Titel hatten die Mädels ausgesucht, „weil der Text mit der gleichen ironischen, respektlosen, aber dabei immer liebevollen Art spielt, an der wir leider regelmäßig scheitern.“ So wurde aus dem bekannten Hit ein ganz neuer Song – und einer der besten des Albums.

AnnenMayKantereit

„Über die Zusammenarbeit mit dieser jungen, angesagten Band habe ich mich sehr gefreut“, so Stoklosa. Das sehen die Musiker von AnnenMayKantereit um Sänger Henning May ähnlich. „Ich han 'nen Deckel“ sei ein „unfassbar schöner Song, der ziemlich gut unsere Situation widerspiegelt: Nach Berlin gezogen, aber Kölle im Hätz behalten.“

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Gitarrist Pit Hupperten(r.) mit Christopher Annen (l.) und Henning may von AnnenMayKantereit

Tom Gaebel

„Ich war zehn Jahre alt, als »Frankreich« auch in Westfalen der große Sommerhit war“, erinnert sich Tom Gaebel. „Dass die Band aus Kölle kam, wusste ich damals nicht, und es war auch völlig egal. Der Song war einfach nur total gut.“ Inzwischen lebt der Swingsänger seit 15 Jahren in Köln und hat sich („Ich kann ja kein Kölsch“) den einzigen hochdeutsch gesungenen Fööss-Hit vorgenommen und ihm ein Big-Band-Arrangement verpasst.

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Mit Tom Gaebel (r.) reaktivierte man „Frankreich, Frankreich“ im Swing-Rhythmus.

Bruno Müller

Der bekannte Jazz-Gitarrist Bruno Müller hatte „En minger Bud“ vor ein paar Jahren schon für ein Festival bearbeitet. Nun wurde der bereits fertige Titel nochmals verfeinert.

Biggi Wanninger

Der Kontakt zu Biggi Wanninger war, so Stoklosa, über die Stunksitzung gekommen. „Zudem ist sie in unserer Silverster-Show mal in íhrer Rolle als Trude Herr aufgetreten.“ Nun macht Wanninger aus „Alles für die Liebe“ feinste Bar-Musik.

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Die Bläck Fööss mit Biggi Wanninger, Präsidentin der Stunksitzung

Wolfgang Niedecken

Die Wege der Fööss und Wolfgang Niedeckens haben sich immer wieder gekreuzt. Bei Jubiläen und Großveranstaltungen hat man gemeinsam auf den Bühnen gestanden, gegenseitig zu Plattenaufnahmen eingeladen und sich für verschiedene Projekte wie „Arsch huh“ engagiert. Stoklosa: „Als Freund war er für dieses Album von Anfang an gesetzt. Seine ursprüngliche eher ablehnende Meinung zu den Fööss und zu Karnevalsmusik hat der Wolfgang im Laufe der Jahre revidiert.“

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Mit Wolfgang Niedecken (3.v.l.) posierten die Bläck Fööss vorm Chlodwig Eck

Das bestätigt auch Niedecken: „Dank der Mutter aller kölschen Bands habe ich meinen Frieden mit dem Karneval gemacht. Ich erinnere mich noch gut daran, dass ich mich früher immer freute, wenn »Drink doch eine met« im Radio kam.“ Nun sei er, so hat Stoklosa beobachtet, „selig gewesen, diesen Titel zu singen.“

Fazit

Das Album ist mit Anlehnungen an unterschiedliche Musikstile ein Zeitreise durch die 50 jährige Geschichte der Bläck Fööss geworden. „Nicht jedes Lied muss jedem gefallen. Aber es ist für jeden etwas dabei“, glaubt Stoklosa. Und wenn alle Fans von Heino, Howie, Hape, Petry und Co sich eine CD kaufen, geht das Album ganz sicher durch die Decke.  

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