Innerhalb von zwei Wochen kam es dreimal zu Großeinsätzen von Polizei und Feuerwehr wegen Pfefferspray an Schulen. Zufall – oder ein besorgniserregender Trend?
Drei Vorfälle in zwei WochenReizgas an Kölner Schulen – Polizei untersucht Lage

Bei einem Pfefferspray-Einsatz am Berufskolleg Humboldtstraße am Perlengraben sind am Montagmorgen (1. Dezember) mehrere Schülerinnen und Schüler leicht verletzt worden. Es ist nicht der erste Vorfall dieser Art.
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Nach dem Pfefferspray-Vorfall am Berufskolleg Humboldstraße sucht die Polizei weiterhin nach den Tätern. Mehrere Unbekannte hatten am Montag gegen 10 Uhr Pfefferspray in der Schule versprüht und waren anschließend geflüchtet. Mehr als 20 Schülerinnen und Schüler erlitten leichte Verletzungen, sieben von ihnen wurden mit Augen- und Atemwegsreizungen vorsorglich in Kliniken gebracht.
Wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“ erfuhr, war dies bereits der dritte Pfefferspray-Einsatz an einer Kölner Schule innerhalb von zwei Wochen. Bereits am 19. November kam es an der Europaschule in Zollstock zu einem Zwischenfall: 19 Kinder und Jugendliche erlitten Reizungen, neun mussten ins Krankenhaus.
Auslöser war offenbar ein Streit zwischen einem 16-jährigen Schüler und mutmaßlich zwei weiteren Jugendlichen. Der 16-Jährige soll mit Pfefferspray und Schlägen attackiert worden sein und setzte das Spray schließlich selbst ein.
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„Waffen unter Jugendlichen großes Thema“
Nur fünf Tage später, am 24. November, wurde am Erich-Kästner-Gymnasium in Niehl erneut Reizgas freigesetzt. Das bestätigt die Polizei auf Anfrage. Demnach wurde das Reizgas vermutlich auf der Jungentoilette versprüht. 19 Schülerinnen und Schüler wurden leicht verletzt, ein Krankenhausaufenthalt war jedoch nicht nötig. In allen drei Fällen kam es zu Großeinsätzen von Polizei und Feuerwehr.
Ein Ermittler bezeichnete die Häufung der Vorfälle als „schon ungewöhnlich“. Ob sich dahinter ein Trend verbirgt oder sich die Fälle in den vergangenen zwei Wochen zufällig gehäuft haben, ist unklar. Die Polizei erfasst Einsätze wegen Pfefferspray an Schulen nicht systematisch in der Polizeilichen Kriminalstatistik.
Auch Anti-Gewalt-Trainerin Heike Leye kann diese Frage nicht eindeutig beantworten. „Klar ist aber: Generell sind Waffen unter Jugendlichen ein großes Thema. Viele Jugendliche tragen gefährliche Gegenstände mit sich herum“, sagt sie. Einige führten Messer oder Reizgas zur Selbstverteidigung mit, andere wiederum fühlten sich von Waffen fasziniert und experimentierten damit – oft ohne sich über die möglichen Folgen bewusst zu sein.
Grundsätzlich stagniert die Zahl der Straftaten an Schulen in Nordrhein-Westfalen seit drei Jahren auf hohem Niveau. Bis zum 22. September dieses Jahres registrierte die Polizei fast 12.000 Delikte. 2024 wurden rund 25.000 Fälle gemeldet, wie aus einem Bericht des NRW-Innenministers hervorgeht. Bereits 2010 lag die Zahl bei etwa 25.000, sank danach kontinuierlich und stieg erst nach dem Ende der Corona-Pandemie wieder deutlich an.
Dem Bericht zufolge rückte die Polizei in diesem Jahr bis zum 22. September landesweit 242 Mal wegen Gewalt an Schulen aus. Im gesamten Vorjahr waren es 413 Einsätze, nach 272 im Jahr 2023 und 256 im Jahr 2022. 2010 lag die Zahl noch bei 91. Die Kölner Polizei teilte dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ mit, dass Bedrohungs- und Körperverletzungsdelikte an Kölner Schulen in den vergangenen drei Jahren jedoch nicht zugenommen hätten.

