In der Lanxess-Arena stellte die US-Prog-Metal-Band Tool einmal mehr ihr Alleinstellungsmerkmal unter Beweis. Ein monumentales Happening für die Sinne.
„Das Smartphone in die Tasche!“Tool fordern beim Kölner Konzert volle Aufmerksamkeit
Es ist ein seltsamer kultureller Auswuchs, Konzerte mit dem Smartphone mitzufilmen. Statt das Dargebotene aufzusaugen und zu genießen, starren nicht wenige Konzertgänger auf den kleinen Monitor in ihrer Hand. Es geht auch anders, wenngleich nicht ganz ohne Zwang.
Gleich zu Beginn des Auftritts am Dienstagabend in der Lanxess-Arena forderte Tool-Sänger Maynard James Keenan: „Das Smartphone in die Tasche. Macht es aus. Bleibt bei uns. Seid präsent. Folgt uns auf dieser Reise.“ Kurz zuvor war eine Durchsage in der Halle noch etwas unmissverständlicher. Wer sein Mobiltelefon zum Filmen oder Fotografieren nutzt, wird hinauskomplimentiert.
Köln: Tool zelebrierten „The Grudge“
Bis auf eine oder zwei Ermahnungen funktionierte das erstaunlich gut. Das Kölner Publikum in der Lanxess-Arena ließ sich auf die Einladung zu dieser Reise ein, die die Aufmerksamkeit nicht enttäuschen sollte. Auf einer gigantischen Videowand wurde die Musik des amerikanischen Quartetts visualisiert.
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Formen und Figuren entstanden und vergingen wieder. Wasser, das sich an mit glühender Lava überströmten Felsen brach. Alptraumhafte Wesen, die in seltsamen Tänzen die Szenerie belebten. Dazu zelebrierten Tool Songs wie „Fear Inoculum“ oder „The Grudge“ in ohrenbetäubender Lautstärke.
Audiovisuelles Gesamtkunstwerk
Von einem herkömmlichen Metal-Konzert zu sprechen, würde der Veranstaltung nicht gerecht. Es war ein audiovisuelles Gesamtkunstwerk, das die in Los Angeles beheimateten Musiker ihren Fans präsentierten.
Dabei verzichtete Keenan auf die bei vielen anderen Bands üblichen Zwischenansagen oder Animationsspielchen mit dem Publikum. Tool ließen die Songs und die dazugehörige Visualisierung wirken. Mit einer kleinen Ausnahme. Der Sänger, der sich überwiegend im Hintergrund aufhielt, forderte das Kölner Publikum auf, den Namen der Stadt kundzutun. Beim ersten Versuch war ihm das – so viel Show musste sein – natürlich zu leise. Die Drohung, Köln ab sofort „Berlin“ zu nennen, wirkte. Beim dritten Anlauf war Keenan zufrieden.
Die Rhythmusabteilung ist Herz und Seele von Tool
Manche Fans verfolgten still und fasziniert, was sie zu hören und sehen bekamen. Andere tanzten beinahe ekstatisch mit. Band und Publikum begingen, jeder auf seine Weise, den Abend irgendwie gemeinsam. Das Smartphone-Verbot erzeugte ganz offensichtlich den gewünschten Effekt.
Bei Tool hat die Rhythmusabteilung einen besonderen Stellenwert. Anders, als bei den meisten Gruppen sind Bassist Justin Chancellor und vor allem Schlagzeuger Danny Carey Herz und Seele der Band. So eröffnen die beiden, nach einer exakt 12-minütigen Pause, den Schlussakt jeweils mit einer Soloperformance. Keenan und Gitarrist Adam Jones halten sich vorwiegend zurück.
Mit nur fünf Alben seit 1993 gehören Tool zu den weltweit erfolgreichsten Metal-Bands. Obwohl oder gerade weil ihre Musik nicht durch einfach strukturierte Hits funktioniert ist Ansichtssache. Schließlich gestattete Keenan zum letzten Song „Stinkfist“, „die dummen Smartphones“ wieder nutzen zu dürfen. Überraschend wenige machten davon Gebrauch. Die Botschaft dieses monumentalen Happenings für die Sinne scheint verfangen zu haben.