Geldbote überfallenRaubopfer vom Flughafen ist tot – Thomas Drach drohen Konsequenzen

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Der Angeklagte Thomas Drach wird von SEK-Beamten in den Gerichtssaal im Landgericht gebracht.

Der Angeklagte Thomas Drach wird von SEK-Beamten in den Gerichtssaal im Landgericht gebracht.

Nach dem Tod eines überfallenen Geldboten könnten sich die Vorwürfe gegen Thomas Drach noch einmal verschärfen.

Mit einer traurigen Nachricht eröffnete der Vorsitzende Richter Jörg Michael Bern am Montag im Landgericht Köln den 90. Verhandlungstag im Fall Thomas Drach. Ein im März 2019 überfallener Geldbote, der als Nebenkläger am Prozess beteiligt war, sei vor einigen Tagen verstorben, so der Richter. Für den Angeklagten Drach könnte das nun weitere drastische Konsequenzen haben.

Köln: Überfall am Flughafen könnte vollendeter Mord werden

Lautete die Anklage um einen Überfall am Flughafen Köln/Bonn bisher auf Raub und versuchten Mord, könnte sich mit dem Tod des Opfers nun ein vollendeter Mord herausstellen. „Es wird untersucht, ob der Tod des Herrn auf das hier zu verhandelnde Geschehen zurückzuführen ist“, so zitiert der Richter die Opfer-Anwälte. Bisher sei ihm die Todesursache noch nicht bekannt, so Bern.

Im März 2019 wurden die Fahrer des blauen Geldtransporters am Flughafen Köln/Bonn überfallen.

Im März 2019 wurden die Fahrer des blauen Geldtransporters am Flughafen Köln/Bonn überfallen.

Vor anderthalb Jahren hatte der damals 56-Jährige im Zeugenstand ausgesagt und geschildert, wie sehr er noch immer unter den Folgen des brutalen Überfalls leide. „Ich träume jede Nacht davon“, sagte der Mann und berichtete von regelmäßigen Panikattacken. Auch körperlich war der Mann, mehr als drei Jahre nach dem Überfall, beeinträchtigt, er konnte nur mithilfe eines Gehstocks laufen.

Kölner Opfer wurde durch Notoperation gerettet

Der nun Verstorbene hatte berichtet, am Tattag den Geldtransporter am Flughafen verlassen und eine Stimme gehört zu haben: „Leg dich hin!“ Er habe sich, wegen zweier Hüft-Operationen im Jahr zuvor, aber nicht schnell genug „auf den Boden werfen“ können. Dann sei auch schon der Schuss gefallen, der beide Oberschenkel durchschlug. Eine Notoperation rettete das Leben des Mannes.

„Der Schuss hat mir einen großen Teil meines restlichen Lebens genommen“, hatte der Mann bereits bei seiner Polizeivernehmung ausgesagt. Die Tatwaffe war laut Anklage eine Kalaschnikow, die Tatbeute betrug in diesem Fall lediglich 400 Euro. Sollte der Richter eine Kausalität feststellen, dann hat Drach mehr denn je eine lebenslange Haftstrafe zu erwarten. Dazu droht ihm die Sicherungsverwahrung.

Köln: Thomas Drach spricht weiterhin von Verschwörung

Der frühere Reemtsma-Entführer strebt einen Freispruch in allen vier ihm vorgeworfenen Fällen an, wie er am Montag im Landgericht auch wieder deutlich machte. Drach sprach von einer Verschwörung und Beweismanipulation, mit dem Ziel, ihn für immer hinter Gitter zu bringen. Einen früheren Gefängnisgenossen, der ihn schwer belastet hatte, zeigte Drach wegen Falschaussage an.

Eine dem Angeklagten zugeordnete DNA-Mischspur an einem Fluchtauto könne auch damit begründet werden, dass Drach mit dem Auto zuvor schon gefahren sei. Der Mitbeschuldigte Eugen W. könne das bezeugen, so Verteidiger Andreas Kerkhof. Den hatte Drach als Zeugen benannt, doch W. schwieg zunächst. Ob der Niederländer doch noch zur Aussage bereit ist, soll sich diese Woche klären.

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