Neue Verzögerung im Mammut-VerfahrenÄrger um Urlaubswunsch vom Drach-Anwalt

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Der Angeklagte Thomas Drach (r.) mit seinem Verteidiger Andreas Kerkhof im Landgericht Köln.

Der Angeklagte Thomas Drach (r.) mit seinem Verteidiger Andreas Kerkhof im Landgericht Köln.

Ein Ende war in Sicht, doch der Prozess um Reemtsma-Entführer Drach verzögert sich weiter. Nun ging es um den Urlaub eines Verteidigers.

Einst galt es als Scherz eines Verteidigers, doch nun wird es Gewissheit: Der Mammut-Prozess um den Reemtsma-Entführer Thomas Drach am Landgericht Köln wird sehr wahrscheinlich den 100. Verhandlungstag erreichen und damit fast doppelt so lang wie ursprünglich geplant. Obwohl sich das Verfahren eigentlich auf der Zielgeraden befindet, kommt es zu weiteren Verzögerungen.

Köln: Drach-Verteidiger stellt neue Beweisanträge

Am Mittwoch stellte Drach-Verteidiger Dirk Kruse mehrere Beweisanträge. Der frühere Richter am Amtsgericht Düsseldorf stellte die These auf, dass nicht Drach, sondern ein anderer Täter den ihm vorgeworfen Raubüberfall auf einen Geldboten bei IKEA in Frankfurt am Main begangen habe. So habe ein serbischer Kriminalbeamter, den Kruse nun als Zeugen will, den wahren Täter erkannt.

Auch möchte die Verteidigung noch einen ehemaligen Mitgefangenen von Thomas Drach hören. Der Mann, der mittlerweile in der JVA Moers-Kapellen einsitzt, hatte sich jüngst per Brief an das Gericht gewandt. Drach habe im Gefängnis nie über die aktuellen Vorwürfe gesprochen. Damit wollte der Häftling die belastenden Aussagen eines weiteren Mitgefangenen entkräften.

Mutmaßlicher Komplize soll als Zeuge vernommen werden

Weiter beantragte Kruse abermals, den mutmaßlichen Komplizen Eugen W. als Zeugen zu vernehmen. Gegen den gesundheitlich angeschlagenen Niederländer wird parallel verhandelt, er sei laut dessen Verteidigung zur Aussage bereit. „Das habe ich jetzt schon viermal gehört“, winkte der Vorsitzende Richter ab. W. hatte bei einem ersten Versuch im Zeugenstand geschwiegen.

Mit dem 96. Hauptverhandlungstag am Mittwoch endete die Frist für die Einreichung neuer Beweisanträge. Danach wäre der Weg für die Plädoyers frei gewesen. Schon mehrfach hatte Staatsanwältin Anja Heimig betont, bereit für ihren Schlussvortrag zu sein. Doch nun tut sich ein weiteres Problem auf, wie Richter Jörg Michael Bern im Hochsicherheitssaal 112 mitteilte.

Verteidiger besteht auf ausgedehnten Weihnachtsurlaub

Aufgrund aktuell vier bestehender Ablehnungsanträge gegen die Richter, könne noch gar nicht plädiert werden, da ein Urteil dann zeitnah fallen müsste. Daher wurden weitere Termine für den Dezember sondiert. Nicht begeistert zeigte sich Richter Bern darüber, dass Drachs zweiter Verteidiger vom 15. Dezember bis zum 8. Januar nicht zur Verfügung stünde. Das sei zu lang.

„Ich mache diesen Urlaub seit 36 Jahren so und arbeite da nie“, erklärte Kerkhof. Bern meinte, er könne nicht garantieren, dass in der Zeit nicht doch verhandelt wird. Zumal die Verteidiger durch ihre Anträge ja selbst für die Verzögerung gesorgt hätten. „Wenn hier kein Verteidiger sitzt, dann kann man ja schlecht verhandeln“, sagte Kerkhof und fragte, ob Bern ihn polizeilich vorführen wolle. Der Prozess wird zunächst in der kommenden Woche fortgesetzt.

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