Familie, Einkommen, GesundheitWas Kölnerinnen und Kölner in der Pandemie belastet

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FFP2 Maske Köln KVB

Das Tragen einer Maske in der Bahn ist Alltag geworden. Eine Befragung der Stadt Köln zeigt andere Auswirkungen der Pandemie. (Archivbild)

Köln – Die Corona-Pandemie und ihre Folgen stellten für den Großteil der Kölnerinnen und Kölner eine erhebliche Belastung dar. Zu diesem Schluss kommt eine Umfrage, die das Amt für Stadtentwicklung und Statistik unter 8300 Freiwilligen durchgeführt hat. Sechs von sieben Befragten haben laut Stadt angegeben, über den Zeitraum seit Beginn der Pandemie von März 2020 bis zur Erhebung im Sommer 2021 durch die Corona-Krise belastet gewesen zu sein (87 Prozent).

Besonders unter Druck standen der Umfrage zufolge Menschen unter 25 Jahren. 91 Prozent geben an, belastet gewesen zu sein – 59 Prozent sogar „stark“ oder „sehr stark“. Die eingeschränkte Freizeitgestaltung wurde in dieser Gruppe als stärkste Belastung angegeben – vier von fünf jungen Erwachsenen sahen sich hierdurch zumindest zeitweise stark belastet. Mehr als die Hälfte dieser Gruppe gab an, eine starke Belastung durch Einsamkeit oder Isolation zu empfinden.

Belastung durch Pandemie-Folgen größer als Angst vor Covid-19

„Vor allem Studenten, Azubis und Schüler wurden wenig bis gar nicht beachtet und vernachlässigt. Dahingehend hat die Corona-Politik komplett versagt. Mir persönlich sind die ständigen Änderungen und Auf und Abs der Regelungen sehr auf die Psyche geschlagen“, erzählt eine der befragten jungen Frauen. Sie habe – wie rund ein Drittel der Befragten – aus der Krise nichts Positives ziehen können.

Auffällig ist, dass sich mehr Menschen durch nicht-medizinische Faktoren wie die Sorge um den Zusammenhalt der Gesellschaft (84 Prozent) oder eine stressige familiäre Situation (83 Prozent) belastet sahen als durch medizinische Faktoren wie die Angst vor der Erkrankung Angehöriger (68 Prozent) oder einer eigenen Erkrankung (41 Prozent).

Frauen durch Pandemie-Folgen stärker belastet als Männer

Schwere Auswirkungen hatte die Pandemie auch für Alleinerziehende, von denen Frauen mit 72 Prozent den Großteil ausmachen. 61 Prozent dieser Gruppe gibt an, während der Pandemie stark belastet gewesen zu sein. Bei den Paarhaushalten mit minderjährigen Kindern trifft dies auf jeden zweiten Befragten zu. Es zeigt sich, dass Frauen im Vergleich zu Männern vor allem durch die Gleichzeitigkeit von Berufstätigkeit und Kinderbetreuung eine erheblich größere Zusatzbelastung zu verkraften hatten.

Lokale Trends sind die Beobachtungen keineswegs. Die Stadt habe keine Daten erhoben, mit denen Köln aus den bundesweiten Trends ausschert, erklärt Ersin Özşahin, Abteilungsleiter für den Bereich Statistik. „Die Ergebnisse entsprechen weitgehend den bundesweiten Studien. Es gibt hier keine Kölner Besonderheiten“, sagte Özşahin dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Corona-Pandemie in Köln: Selbstständige leiden finanziell besonders stark

Rund ein Fünftel der Kölnerinnen und Kölner war der Umfrage zufolge finanziell unmittelbar von den Auswirkungen der Pandemie betroffen. 19 Prozent der Befragten haben angegeben, dass ihr Haushaltseinkommen im Zusammenhang mit der Pandemie gesunken sei. Die große Mehrheit der Befragten (63 Prozent) ist bis zum Sommer 2021 finanziell unbeschadet durch die Pandemie gekommen. Aufgrund unterschiedlicher Teilnahmebereitschaft ist laut Stadt jedoch davon auszugehen, dass Personen mit gesunkenem Einkommen unterrepräsentiert sind.

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„Formal gebildete Menschen haben sich in deutlich stärkerem Umfang an der Umfrage beteiligt als Menschen mit niedrigeren Bildungsabschlüssen“, sagt Özşahin. Weniger bildungsnahe Gruppen seien in der Umfrage „deutlich überrepräsentiert“. Es ist also davon auszugehen, dass die Einkommensverluste größer sind als statistisch erfasst. „Wir wissen zwar nicht, wie groß dieser Effekt ist, aber es ist mit Blick auf die finanziellen Auswirkungen durchaus von einem erheblichen Unterschied zwischen den erfassten Daten und der tatsächlichen Lage auszugehen“, so Özşahin weiter. 

Offenbar steigerte Selbstständigkeit in der Corona-Pandemie das Risiko für Einkommensverluste am stärksten, es ist unter den Befragten mehr als sechs Mal so groß wie für Beschäftigte im öffentlichen Dienst. Besonders groß sind die Einbußen zudem bei der Gruppe mit den geringsten Einkommen. Ihr Risiko für Einkommensverluste durch die Pandemie-Folgen sei mehr als doppelt so hoch wie bei Personen mit höherem Gehalt.

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